„Problemfälle“ bei Flächenheizungen

Stolpersteine vermeiden

Jedes Gewerk hat seine Tücken. Sie frühzeitig zu erkennen und richtig mit ihnen umzugehen, das sind die Herausforderungen, die an die beteiligten Planer und Handwerker gestellt werden. Beim Bauvorhaben Flächenheizung treten vier „Stolpersteine“ besonders häufig auf: mangelnde Absprache zwischen den einzelnen Gewerken, fehlende oder nicht ausreichende Dämmung gegen angrenzende Räume oder das Erdreich, Überheizung bestimmter Räume sowie fehlender hydraulischer Abgleich. Wie sich diese Hindernisse am geeignetsten umgehen lassen, zeigt dieser Beitrag.

Verzahnung der Gewerke

Damit eine Flächenheizung dauerhaft sicher und effizient betrieben werden kann, ist eine fachgerechte Planung und Ausführung nach den anerkannten Regeln der Technik zwingend erforderlich. Alle Beteiligten – vom Architekten über Fachplaner, Heizungsbauer und Estrichleger bis zum Bodenleger – müssen hierfür entsprechend zusammenarbeiten. Schnittstellenkoordination ist hier das Stichwort. Sie lässt sich dann besonders einfach umsetzen, wenn alle Arbeitsschritte detailliert protokolliert werden. Das gilt von der Planung über die Ausführung bis zur Bauüberwachung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Flächenheizung für Boden, Wand oder Decke im Alt- bzw. Neubau handelt. Halten sich alle an eine stringente Dokumentation, so ist die notwendige Transparenz in Bezug auf getätigte Arbeiten und Zuständigkeiten gewährleistet. So sind zum Beispiel beim Einbau einer Fußbodenheizung folgende Schnittstellen wichtig: die grundsätzlichen Voraussetzungen für den Einbau, die Eignung der Komponenten des Flächenheizungssystems, die Anordnung von Fugen, die Bauausführung und ‑überwachung, Estrichherstellung, Funktionsheizen sowie  Feuchtemessungen und Bodenbelagsarbeiten.

Eine fehlende Abstimmung bei diesen wichtigen Knotenpunkten kann zu einer mangelhaften Ausführung der Fußbodenheizung führen, was wiederum Reklamationen und Mängel nach sich zieht. Um dem entgegenzuwirken, erarbeitete der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V. (BVF) Broschüren zur „Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen“. Sie enthalten Schnittstellenprotokolle, die detailliert und eindeutig die auszuführenden Arbeitsschritte darlegen. Die praxisbezogenen Anleitungen zur Planung, Ausführung und Bauüberwachung von unterschiedlichen Systemen der Flächenheizung und Flächenkühlung in Boden, Wand und Decke gibt es für Neubau und Bestand.

Dämmen ist wichtig

Der Systemdämmung wird, vor allem unter Fußbodenheizungssystemen, häufig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – zu Unrecht, ist sie doch die Basis der Gesamtkonstruktion. Sie vermindert den Trittschall, reduziert die Wärmeabgabe in den Unterbau des Bodens und ist daher wichtig für ein dauerhaft sicheres, effizientes sowie als angenehm empfundenes Flächenheizungssystem. Deshalb spielt bei der Auswahl der richtigen Systemdämmung die Qualität eine große Rolle. So sollte das Produkt in jedem Fall die DIN 4108 zum Wärmeschutz sowie zur Energieeinsparung (EnEV) in Gebäuden bzw. die DIN EN 13163 über Wärmedämmstoffe für Gebäude einhalten. Nur so ist gewährleistet, dass kein minderwertiger Dämmstoff, zum Beispiel expandiertes Polystyrol (EPS) verwendet wird. Das eingesetzte Produkt muss der Deklaration in Bezug auf Zusammendrückbarkeit und dynamische Steifigkeit, Brandschutzverhalten und Wärmeleitfähigkeit Genüge tun. Um sicherzugehen, dass auf eine qualitativ hochwertige Systemdämmung zurückgegriffen wird, sollten Verarbeiter daher auf eindeutige Kennzeichnungen und Gütezeichen achten. Hier ist beispielhaft das BVF Qualitätssiegel zu nennen. Bei Unternehmen, die das BVF Siegel tragen, stehen die Aspekte Qualität, Kompetenz und Sicherheit im Vordergrund. Sie zeichnen sich daher durch ihre optimal aufeinander abgestimmten, zuverlässigen, effizienten, normgerechten sowie innovativen Produkte aus.

Überheizung vermeiden

Bereits bei der Planung einer Fußbodenheizung ist zu überlegen, wie durchlaufende Zuleitungen zu Fußbodenheizungskreisen fremder Räume zu führen und ggf. zu dämmen sind. Dieser Punkt birgt für Fachhandwerker und Planer erhebliches Konfliktpotential mit ihrem Auftraggeber. Die Zuleitungen führen unweigerlich zur Wärmeabgabe an den Raum, durch den sie verlegt wurden. Sie lassen sich nicht einfach durch Raumthermostate abschalten bzw. regeln. Eine Dämmpflicht besteht zwar nicht, jedoch darf die Regelbarkeit der Räume durch diese zusätzliche Wärmeabgabe nicht beeinträchtigt werden. Eine Überheizung ist grundsätzlich auszuschließen. Um diese mögliche Mängelquelle zu vermeiden, können prophylaktisch folgende Maßnahmen getroffen werden:

Wahl des optimalen Standorts für den Heizkreisverteiler

Verringerung durchlaufender Zuleitungen

Splitten der benötigten Heizkreise auf mehrere Verteiler, die sich an unterschiedlichen Standorten befinden

größere Rohrdimensionen und Unterverteilung

ggf. auch die Verringerung der Wärmeabgabe durch geeignete Dämmmaßnahmen

Bei Fußbodenheizungen der Bauart A, also mit Nassestrich, können beispielsweise gewellte Schutzrohre, die auf die Zuleitungen gezogen werden, die Wärmeabgabe bereits deutlich reduzieren. Bei Fußbodenheizungen der Bauart B, den Systemen mit Trockenestrichaufbau, kann bei der Installation der Flächenheizung an einigen Stellen auf die sonst genutzten Wärmeleitbleche verzichtet werden. Darüber hinaus lässt sich bei ausreichendem Platz die Wärmeabgabe der durchlaufenden Zuleitungen durch aufgeklebte Dämmbänder weiter reduzieren. Bei Sonderkonstruktionen mit besonders dünnschichtigem Bodenaufbau ist eine Reduzierung der Wärmeabgabe kaum zu realisieren. Ein Positionspapier des BVF zu diesem komplexen Thema steht kostenfrei auf der BVF-Website (www.flaechenheizung.de) zur Verfügung.

Hydraulischer Abgleich

In Bestandsgebäuden kann der nachträgliche hydraulische Abgleich problematisch sein. In vielen Fällen lässt sich jedoch bei der Ermittlung der spezifischen Heizlast nach dem Baujahr des Gebäudes vorgehen. So veranschlagt man beispielsweise für ein Einfamilienhaus Baujahr 1990 einen Wert von 75 W/m2; für Badezimmer werden generell 20 W/m2 aufgeschlagen. Für die Spreizung kann ein Richtwert von 8 K (in Bädern 5 K) angenommen werden. Der Durchfluss je Kreis ergibt sich aus der jeweiligen Fläche geteilt durch die Spreizung. Die Auslegung der Pumpen-Förderhöhe kann nach Ermittlung der Gesamtwassermenge und Förderhöhe erfolgen. Hierfür sollte der Druckverlust für den ungünstigsten Fußbodenheizkreis in bestehenden Anlagen mit 150 mbar bis 200 mbar angesetzt werden. Weiter zu berücksichtigen sind die Druckverluste im Rohrnetz (Verteilung) mit den zugehörigen Armaturen sowie des Wärmeerzeugers.

Der BVF hat zu diesem Thema eine Broschüre herausgegeben, die das Näherungsfahren nachvollziehbar beschreibt. Der Leitfaden besteht aus Anleitung, Heizkreistabelle und Formblatt für die Ermittlung der Pumpen-Förderhöhe. Er steht wie alle hier genannten Dokumente auf www.flaechenheizung.de unter der Rubrik Fachinformationen, Dokumente-Download zum Herunterladen bereit.

Fazit

Bei der Planung und Ausführung von Flächenheizungen sind einige Details zu beachten damit ein dauerhaft sicheres und effizientes System zur Verfügung steht. Daher ist es gut, wenn sämtliche Beteiligten etwaige Probleme durch die sogenannte integrierte Planung und Ausführung quasi ausschließen. Das vermeidet Stress sowie Ärger und sorgt für zufriedene Betreiber. Konkrete Hilfe hierbei bietet der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V. aus Hagen.

Verschiedene Systeme kennen und einsetzen

Der Einsatz einer Flächenheizung lässt sich in fast jedem Gebäude und bei nahezu allen architektonischen Beschaffenheiten realisieren. Die Erwärmung der Wohnräume über den Fußboden ist die am häufigsten verwendete Lösung. Drei Systeme stehen dabei zur Wahl:

1. klassische Nasssysteme nach DIN EN 1264 als Rohrsysteme auf Dämmplatte im Nassestrich (NB1) oder

Rohrsysteme in Dämmplatte mit Nassestrich (NB2)

2. Trockenbausysteme als Rohrsysteme in Dämmplatte mit Trockenestrich (TB1) – meist verbunden mit Wärmeleit-

blechen –, Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TB2) – mit oder ohne zusätzlicher Dämmschicht – sowie Rohr-

systeme auf Dämmplatte in Gussasphaltestrich (TB3) – meist unter Verwendung von Kupferrohren

3. spezielle Verbundkonstruktionen aus Rohrsystemen auf Altuntergrund in Ausgleichsmasse (NB3)

Für eine Flächenheizung kann auch auf die Wände oder die Raumdecke zurückgegriffen werden. Hier steht ein Nasssystem – das Rohrsystem im Wandputz (NW1) bzw. im Deckenputz (ND1) – zur Verfügung. Außerdem gibt es Trockenbausysteme: zum einen Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TW2 bzw. TD1) und für die Wandflächenheizung die Rohrsysteme in Unterkonstruktion mit Ausbauplatte (TW1). Als Zusatznutzen sei noch erwähnt, dass die Systeme auch zum Kühlen und damit zur Verbesserung der sommerlichen Behaglichkeit eingesetzt werden können.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2022

Flächenheizung und Flächenkühlung in der Anwendung

Flächenheizungen und Flächenkühlungen sind immer die Basis für ein Niedertemperatur-Heiz- und Kühlsystem und damit ideal für den Betrieb von Wärmepumpen und die Nutzung jeder Art von...

mehr
Ausgabe 01/2017

Flächentemperierung im Passivhaus

Systeme zur Heizung und Kühlung

Das Passivhaus ist technologisch gesehen als Gesamtsystem zu betrachten. Das optimale Zusammenspiel der verwendeten Baustoffe und technischen Anlagen ermöglicht es unter anderem, die strengen...

mehr

2022 mehr Flächenheizung und Flächenkühlung verbaut als in Vorjahren

2022 ist der Absatz von energieeffizienten Flächenheizungen und -kühlungen um 4 % gestiegen. Trotz eines schwierigen Marktumfelds, vor allem bedingt durch Materialengpässe, wurden erneut mehr...

mehr
Ausgabe 04/2014

Starkes Duo: Wärmepumpe & Flächenheizung

Angenehme Temperatur mit geringer Heizwassertemperatur Erhöhter Wohnwert bei niedrigen Energiekosten

Die Erwartungen an ein modernes Heizungssystem sind in Neubau und Modernisierung gleichermaßen hoch: Der Energiebedarf sowie die Betriebskosten sollen gering, der Wohnkomfort dagegen möglichst hoch...

mehr

Schulungspräsentationen

Flächenheizungen und Flächenkühlungen planen und installieren

Die für verschiedene bauliche Gegebenheiten zur Verfügung stehenden Systeme inklusive der elektrischen Flächenheizung sind ein weiteres Schwerpunktthema. Je nach Wahl der Präsentation wird bei...

mehr