Pellets erleben einen Boom
Planung und Installation in Ein- und Zweifamilienhäusern
Eine umweltfreundliche, komfortable und zugleich preisgünstige Art des Heizens: Pelletsheizungen eignen sich ganzjährig für Raumwärme und Warmwasser im kompletten Ein- oder Zweifamilienhaus. Für den Einsatz des nachwachsenden Energieträgers wurden mit dem überarbeiteten Klimapaket der Bundesregierung Anfang 2020 noch mehr attraktive Anreize geschaffen. Wer jetzt von der alten Öl- oder Gasheizung auf Pellets umsteigt, erhält vom Staat bis zu 45 % der Investitionskosten geschenkt. Das SHK-Handwerk spricht von einem kleinen Boom.
Die allgemeine Sanierungszurückhaltung hat sich mit den neuen Förderprogrammen der Bundesregierung für das Heizen mit erneuerbaren Energien grundlegend gewandelt. Neben langfristigen Ersparnissen bei den Betriebskosten und dem guten Gefühl, etwas für die Umwelt und nachfolgende Generationen zu tun, ist jetzt auch die Hürde der vergleichsweise hohen Investitionskosten genommen. 35 % im Neubau und bis zu
45 % bei einem Tausch werden dank BAFA-Förderung erstattet.
Pelletsheizung als Alternative
Laut des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima plant jetzt jeder achte Hausbesitzer, seine Heizung innerhalb von zwei Jahren zu modernisieren. Eine komfortable und zukunftsweisende Heizlösung im Bestandsbau wie im Neubau ist die Pelletsheizung. Pellets sind ein verlässlicher Energieträger mit hoher Verfügbarkeit. Sie verbrennen CO2-neutral. Gegenüber fossilen Heizungssystemen ist das Heizen mit Pellets wesentlich kostengünstiger.
Das System funktioniert zudem vollautomatisch. Bis auf die Ascheentleerung hat der Kunde selbst keinen Aufwand. Die Kombination aus Pelletsheizung und Solarthermie ermöglicht Hausbesitzern sogar ganzjährige Energieautarkie bei optimaler Effizienz.
Korrekte Auslegung
Ob Neubau oder Bestandsgebäude – die Anlage muss immer auf die individuelle Immobilie korrekt ausgelegt werden. Dabei sind fachliche Planung und hohe Kompetenz bei den technischen Details gefragt. Vom Angebot bis zur Inbetriebnahme sollte ein Heizungs-Fachbetrieb die Bauherren oder Hausbesitzer eng begleiten und möglichst früh auch den Schornsteinfeger mit einbinden.
Die Planungs- und Rohbauphase startet mit der Bestandsaufnahme. Zur Erfassung der gesamten Immobilie gehören die Gebäude- und Verbrauchsdaten sowie das individuelle Nutzerverhalten. Wie gut ist das Objekt gedämmt? Wie hoch ist der Heizenergiebedarf? Die Fragen zum energetischen Zustand des Hauses und zum persönlichen Energiebedarf werden im besten Falle über eine Vor-Ort-Begehung und ein persönliches Beratungsgespräch mit den Bauherren bzw. Immobilienbesitzern geklärt.
Zur Beratung gehören detaillierte Informationen zum Pelletskessel und der Pelletslagerung sowie mögliche Fördertechniken. Moderne Pelletsheizungen arbeiten mit effizienter Brennwerttechnik, die im Vergleich zu älterer Technik 10 bis 15 % an Heizkosten einspart. Noch kostengünstiger und effizienter ist der Einsatz eines Hybridsystems mit Solarthermie. Grund: Die Solaranlage hilft den Verbrauch an Pellets deutlich zu reduzieren und der Pelletskessel bleibt im Sommer aus. Auch das sind wichtige Beratungsthemen.
Hersteller bieten Schulungen an
„Zur gründlichen Einarbeitung und damit auch weniger erfahrene Betriebe in der Planung und Installation von Pelletsheizungen keine Fehler machen, werden Schulungen der Hersteller und des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e.V. angeboten, auch als Webinare“, rät Christof Geiger, Produktmanager Holzwärme bei der Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH, zu der auch die Marke Paradigma gehört. Mit ihr gilt das baden-württembergische Unternehmen als einer der führenden Systemanbieter regenerativer Heiztechnik für Ein- und Zweifamilienhäuser.
Bauliche Voraussetzungen und technische Möglichkeiten
Um eine Pelletsheizung zu installieren, braucht es ausreichend Platz für den Pelletskessel und ein trockenes Pelletslager. In einem Neubau ist das leicht umzusetzen, aber auch bei der Heizungsmodernisierung lässt sich der Pelletskessel in der Regel gut an der Stelle des alten Öl- oder Gaskessels platzieren. Mit Abmessungen von nur 72 x 73 cm ist beispielsweise der „Peleo Optima“ einer der kompaktesten Pellets-Brennwertkessel am Markt.
Natürlich muss auch Platz für die Lagerung der Holzpellets sowie die Fördertechnik vorhanden sein. Die erforderliche Größe des Lagers ergibt sich aus dem Wärmebedarf des Gebäudes und der Lieferhäufigkeit. Es sollte größtmöglich ausgeführt werden, jedoch maximal die 1- bis 1,5-fache Jahresbrennstoffmenge aufnehmen können. Als Faustregel für die Dimensionierung gilt: mindestens 0,9 m3 Lagerplatz pro Kilowattstunde Heizlast. Oft genügen für ein durchschnittliches Einfamilienhaus 4 bis 6 m2.
Da es verschiedene Raumlagerungsvarianten sowie vollautomatische Fördertechniken gibt, kann die effiziente Heizungsmethode in fast jedem Gebäude eingebaut werden. Die Pellets müssen staubsicher und ganzjährig trocken gelagert werden. Das geschieht entweder direkt im Heizungsraum oder in einem eigens angelegten Raum beispielsweise im Gebäudekeller. Aber auch Garagen oder Dachböden können geeignet sein. Wird das Lager außen aufgestellt, sind Gewebesilos im Garten oder unterirdische Tanks eine Alternative. Hier sind ein geeigneter Wetter- und Regenschutz sowie Schutz vor Sonneneinstrahlung dringend erforderlich.
Richtlinien für den Lagerplatz
Die rechtlich zulässige Verwendbarkeit des vorgesehenen Lagers muss im Rahmen der jeweiligen Anlagenplanung geprüft werden. Die Lagerwände müssen den statischen Anforderungen der Gewichtsbelastung durch die Pellets standhalten (Schüttgewicht ~ 650 kg pro Raummeter), ebenso der Belastung von kurzzeitigen Druckschwankungen (bis ca. 20.000 Pa) während der Befüllung. In der Praxis bewährt haben sich dafür Beton, Mauerziegel sowie Holzkonstruktionen, nicht hingegen Gasbetonwände.
Weitere Hinweise zu Pelletslagern werden in der VDI-Richtlinie 3464 ausführlich beschrieben. Die Lagerung von Holzpellets wird allgemein durch die Musterfeuerungsverordnung geregelt. Mit der DIN EN ISO 20023 gelten seit April 2019 erstmals international verbindliche Standards für die sichere und fachgerechte Pelletslagerung.
Anforderungen an den Kamin
Jede Pelletsheizung wird an einen Schornstein angeschlossen. Dimension und Bauart sind hier sehr entscheidend, denn über den Kamin müssen die bei der Verbrennung von Holzpellets entstehenden Abgase entsprechend den geltenden Verordnungen abgeführt werden. Im Bestandsgebäude kann der alte Kamin genutzt oder ein neuer an der Außenfassade angebaut werden. Seine Eignung sollte im Vorfeld genau geprüft werden, um spätere Überraschungen und Kostensteigerungen zu vermeiden. Vor dem Neubau eines Kamins muss dieser vom Fachbetrieb in Abstimmung mit dem zuständigen Bezirksschonsteinfeger exakt berechnet werden. Den Durchmesser des Kamins und die Ausführung – Druckklasse N1 (Unterdruck) oder P1 (Überdruck / Unterdruck) – müssen anhand einer Kaminberechnung gemäß DIN EN 13384 gewählt werden. Hierbei hilft der Kaminhersteller oder Kaminkehrer. Bei Einfamilienhäusern kommen Durchmesser von 113 bis 200 mm zum Einsatz. Der Schornstein muss eine gewisse Ruß- und Temperaturbeständigkeit (T-400) aufweisen und Feuchtigkeit gut vertragen. Ein bestehender Kamin der nicht feuchteunempfindlich ist, bedarf der Sanierung.
Der Kamin muss zudem in allen Betriebszuständen des Kessels ausreichend Unterdruck zur sicheren Abfuhr der Abgase gewährleisten. Niedrige Abgastemperaturen führen zu Kondenswasserbildung, deshalb sind kondensatbeständige Kamine aus Keramik oder Edelstahl zu verwenden. Kamine aus Kunststoff sind für Pelletsheizungen nicht zugelassen.
Die Menge an Abgasen, die der Kamin abführt, begrenzt die maximale Leistung des Heizungssystems. Nur bei Einhaltung aller Betriebsbedingungen besteht auch Garantieanspruch.
„Insbesondere bei Pellets-Brennwertkesseln kommt es bei der Abnahme gelegentlich zu Konflikten, da diese relativ neue Technik in Normen und Gesetzen noch keinen Eingang gefunden hat“, erläutert Geiger. So widerspricht sich etwa die rußbeständige Ausführung des Schornsteins (bis 400°) mit der druckdichten Ausführung der Verbindungsleitung (Silikondichtringe bis 200°).
Erweiterung durch Solarthermie
Um eine Pelletsheizung mit Solarthermie zu kombinieren, muss ein Solar-Trink- oder Pufferspeicher installiert werden, in dem die gewonnene Wärme gespeichert werden kann. Bei solchen Anlagen zum teilsolaren Heizen raten die Experten von Paradigma zu 2-3 m2 Kollektorfläche pro Person in einem typischen Ein- oder Mehrfamilienhaushalt. Kollektoren einer Solarthermieanlage können auf einem Schrägdach oder aufgeständert auf einem Flachdach installiert werden. Auch die Montage an der Hausfassade ist möglich.
Hochwertige Vakuumröhrenkollektoren kommen auf Werte von bis zu 650 kWh pro Jahr, da sie die Solareinstrahlung auch in der Übergangszeit und im Winter optimal nutzen – CPC-Vakuum-Röhrenkollektoren des Typs „Aqua Plasma“ von Paradigma erreichen sogar 661 kWh. Hier lenken Parabolspiegel die Sonnenstrahlen stets im optimalen Winkel auf die doppelwandigen Röhrenkollektoren. Außerdem arbeitet der Kollektor mit reinem Heizungswasser anstelle des sonst üblichen Glykol-Gemischs. „Das macht die hydraulische Einbindung in nahezu alle Heizungssysteme denkbar einfach“, erläutert Geiger.
Welche Möglichkeiten es zur Funktionskontrolle und zur
Ertragsbewertung für Systeme mit solarthermischem Anlagenteil gibt, ist in der aktuellen VDI-Richtlinie zur Strom- und Wärmeerzeugung angegeben (VDI 4655 Blatt 1). Um die höchstmögliche Qualität und die Herstellergarantie sicherzustellen, sollte der Hersteller beziehungsweise eine vom Hersteller zertifizierte Firma die Solarthermieanlage in Betrieb nehmen.
Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten sollten frühzeitig in die Planung einbezogen werden. Denn der Austausch von Komponenten und das Aufrüsten und Modernisieren der Heizung lässt sich mit staatlichen Fördergeldern und zinsgünstigen Krediten kofinanzieren. Seit dem 1. Januar 2020 bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) verbesserte Förderungen für das Heizen mit erneuerbaren Energien. Im Vergleich zu den bisherigen Regelungen kann die neue Richtlinie je nach Einsatz eine Verdoppelung der Förderung bedeuten. Im Rahmen der Öl-Austauschprämie beispielsweise bis zu 45 % für eine Erneuerbare Energien-Hybridheizung. Auch im Neubau belohnt die BAFA den Einsatz von erneuerbaren Energien. Die Beantragung der Förderung muss vor Kauf und Installation erfolgen. Weitere Fördervoraussetzungen unter www.bafa.de/ee .