Gut gelagert?

Pelletslager als Fehlerquelle Fallbeispiele zeigen Probleme VDI-Richtlinie & DEPV-Broschüre

Immer noch werden viele Holzpellets-Selbstbaulager fehlerhaft gebaut. Die Folgen reichen von zerbröselten Pellets bis zum Einsturz des Lagers. Ein Installateur sollte sich in dieser Materie auskennen. Denn wenn es ein Problem gibt, ist er der Ansprechpartner.

Nicht immer ist der Fall so eindeutig gelagert wie unser Beispiel aus dem Münsterland. Ein Architekt hatte vor einigen Jahren im besagten Münsterland sein Pelletslager auf dem Dachboden seines Hauses eingerichtet. Der Pellets­tankmann, der auf seine Bestellung hin das Lager auffüllen wollte, traute bei Ankunft seinen Augen kaum. Die Zweifel des Tankmanns bezüglich der Statik des Hauses ignorierte der Architekt. Nach dessen Versicherung, dass er als Hausherr die Verantwortung übernehmen würde, fing der Tankmann an, die ersten Holzpellets aus seinem Tankfahrzeug in das Dachbodenlager zu blasen. Nach relativ kurzer Zeit wurde das Vorhaben von einem lauten Schrei unterbrochen. Die Decke im Wohnzimmer des Architekten wölbte sich bedrohlich nach unten. Dieser Fall ereignete sich tatsächlich und er kann nun als mahnende Anek­dote jedem dienen, der seinen Kunden ans Herz legen möchte, den Eigenbau eines Pelletslagers und die Kräfte, die dort auftreten, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Andere bekannte Baufehler sind zwar meist deutlich weniger dramatisch, dafür aber von Tücke, weil sie auf den ersten Blick nicht so offensichtlich sind.

Ein Beispiel: Die Austragungsschnecke im Lager ist nicht abgedeckt. Unter der Last kann sie blockieren. Die Pellets müssten, im Fall einer solchen Blockade, mühsam wieder abgesaugt werden.

Doch warum ist das aus Sicht des Heizungsinstallateurs überhaupt relevant?

Um sich zufriedene Kunden zu sichern und nachfolgenden Ärger vom Hals zu halten, der nur Geld und Nerven kostet. Denn wenn das Lager nicht richtig funktioniert, arbeitet auch der Kessel nicht einwandfrei oder fällt ganz aus. Für die Funktionstüchtigkeit des Kessels steht der Installateur gerade.

Der Heizungsbauer muss eine gewisse Beurteilungskompetenz besitzen und vor Ort entscheiden, ob ein Pelletsbunker, der vom Kunden selbst errichtet wurde (oder auch von einem Schreiner), technisch in Ordnung ist. Denn ist er das nicht, sind die Folgen im laufenden Betrieb mitunter gravierend. Ein gewiefter SHK-Betrieb, der Pelletsfeuerungen installiert, muss auch Beurteilungskompetenz für den Systemteil Pelletslagerung unter Beweis stellen bzw. diese erbringen – spätestens in Form einer Abnahme des Lagers vor Inbetriebnahme des Heizungssystems. Um das zu veranschaulichen, ein Rückgriff sozusagen auf ein Lehrbeispiel:

Lehrmeister Schlacke

Vor ein paar Jahren machten Verschla­ckungen von Holzpelletskesseln die Runde. Viele Anlagenbetreiber waren betroffen. Was geschieht bei der Verschlackung – im Fachjargon: Versinterung – im Kessel? Pelletsasche beginnt im Glutbett eines Kessels in der Brennkammer bei 700 bis 800 °C zu erweichen. An den erweichten Oberflächen können die Aschepartikel miteinander verbacken, wenn die Asche nicht schnell genug aus dem Glutbett entfernt wird. Als Grund des Phänomens vermuteten Experten unter anderem eine zu große Pelletsdichte im Glutbett. Schwelgas, das eigentlich oberhalb des Glutbetts zünden müsste, könnte nicht schnell genug emporsteigen. Dadurch, so die These, zündete es bereits im Glutbett. Das wiederum hat zur Folge, dass die Glutbetttemperatur auf über 1000 °C ansteigt. Versinterung setzt ab 1100 °C ein. Die Asche verschmilzt – versintert – zu steinharten Schlackebrocken. Wenn diese Schlackebrocken nicht entfernt werden – und das war nur per Hand möglich –, blockiert die Verbrennung und sie fällt schließlich aus. Sicher haben etliche Installateure Anrufe von besorgten Kunden erhalten. Selbst wenn die Ursache gar nicht im Kessel zu finden war, sondern bei den Holzpellets bzw. im Pelletslager.

Konstruktive Details

So wurden beispielsweise auch Lagerkonstruktionen als eine der Ursachen der Verschlackung von Holzpellets in den Kesseln diskutiert. Es ist eine Binsenweisheit, dass Holzpellets nach dem Verlassen des Werks nicht länger werden – aber kürzer. Sie sind an etlichen Stellen der Logistikkette mechanischen Belastungen ausgesetzt. Das Schlussglied bildet das Einblasen in den Lagerraum oder das Silo beim Verbraucher. Die Pellets schießen vom Tankfahrzeug über den Einblasstutzen durch die Schläuche ins Lager mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 70 km/h. Eine an der Decke montierte Prallmatte im Schrägbodenlager soll den Flug möglichst gedämpft und schonend stoppen. Ohne diese würden Pellets an der gegenüberliegenden Wand durch die Wucht des Aufpralls zerplatzen. In den Untersuchungen zum Thema Verschlackung setzte der Pellets-Experte Prof. Siegfried Rapp vom Informationszentrum Energie und Umwelt in Stuttgart seinerzeit bei der Fehlersuche unter anderem in den Pelletslagern selbst an. Die Prallmatten gingen zwar ein bisschen nach hinten, meinte er, ansonsten verhielten sie sich aber auch wie eine starre Wand und produzierten ebenfalls einen hohen Anteil kurzer Pellets. Eine Maßnahme wäre, so der Experte, die Prallmatten nicht senkrecht, sondern 15° schräg nach unten sowie hinten fallenzulassen und außerdem einen 5- bis 10-Gradbogen auf das Austrittsrohr zu schieben, so dass die Pellets in einem Streuwinkel leicht nach unten fallen würden. Seine Berechnung: Der Auftreffwinkel an der Prallmatte reduziere sich dadurch von 90° auf ungefähr 25°. Das würde die mechanischen Kräfte im Mittel um 30 % verringern.

Baufehler ziehen Kreise

Kommt es zu einer Störung der Heizung, wird in aller Regel zunächst der Installateur gerufen. Wenn der Installateur verschlackte Pellets im Glutbett vorfand und keinen Fehler am Kessel feststellen konnte, verwies er den Kunden an den Pelletshändler. Denn der Installateur diag­nostizierte als Ursache des Kessel­ausfalls den Brennstoff.

Der Händler zeigte in diesem Fall aber auf das DINplus-Zertifikat (ENplus gab es damals noch nicht) und verwies an den Heizungshersteller oder den Installateur. Durchbrach auf der Angebotsseite nicht jemand diese im Kreis verlaufende Argumentation, blieb der Kunde ohne Hilfe.

Dieses Beispiel sollte dem Handwerk zeigen, dass es neben einer gewissenhaften Installation der Heizanlage mit ihren jeweiligen Komponenten und deren Verknüpfungen auch ein besonderes Augenmerk darauf legen sollte, wie das Pelletslager konstruiert wurde. Gibt es z.B. gegebenenfalls konstruktive Mängel, die sich später im laufenden Betrieb rächen könnten? Die Systemkomponente Lager ist in ihrer Bedeutung darin nicht zu unterschätzen. Dann ist nicht nur der Heizungsbesitzer selbst, sondern auch der Installateur in Form von Kundendienst und -reklamation betroffen. Eine gewissenhafte, fachkundige Abnahme eines Holzpellets-Selbstbaulagers durch den Installateur vor Inbetriebnahme der Anlage bleibt ein Gebot, das nicht nur dem Kunden nutzt, sondern von dem er selbst am Ende profitiert. Vorsorge ist auch hier immer besser als späteres Flickwerk.

Das häufigste Lagersystem

Das häufigste Pelletslagersystem der rund 212 500 Pelletsfeuerungen in der Kategorie Zentralheizungen bis 50 kW (Stand Ende 2013; Zahlen laut Branchenverband DEPV) in Deutschland ist nach wie vor das sogenannte Schrägbodenlager (siehe Infokasten). Schrägbodenlager werden meist in Eigenregie gefertigt. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn der Raum vorhanden ist, entstehen durch die Eigenleistung nur die Materialkosten, die in der Regel wenige hundert Euro betragen. Vorgefertigte Lagersysteme der Industrie sind da deutlich teurer. Gewebesilos sind zwar schnell aufgestellt; doch sie haben ihren Preis und manchmal können sie auch gar nicht realisiert werden, weil sie durch die räumlichen Gegebenheiten im Keller des Kunden verhindert werden.

Fazit

Doch auch das Selbermachen kann seinen Preis haben. Früheren Schätzungen zufolge sind 30 % der Schrägbodenlager fehlerhaft. Selbst wenn sich die Quote in Folge besserer Aufklärung und Information verringert hätte – zum Beispiel durch die Lagerraumbroschüre des Branchenverbands DEPV (siehe Infokasten auf Seite 30), so sind hochgerechnet auf den Bestand noch tausende schlecht gebaute „Alt“-Pelletslager in Deutschland in Betrieb und wahrscheinlich kommen jährlich immer noch hunderte hinzu.

Fallbeispiele

Noch relativ harmlos, aber im praktischen Betrieb doch sehr ärgerlich, weil extrem hinderlich: Die Befüllstutzen sind schwer zugänglich für den Pelletslieferanten angebracht.

Wickelfalzrohre werden als Leitung vom Befüllstutzen bis ins Lager verwendet. An den vielen Falzen im Rohrinneren reiben sich die Pellets auf, die mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h durch die Leitung ins Lager fliegen.

Jedes selbst gebaute Pelletslager muss über eine Prallschutzmatte verfügen. Sie bremst die hereinfliegenden Pellets von Tempo 60 auf null ab. Wird die Prallschutzmatte vergessen, prallen Pellets gegen die Wand und zerplatzen. Ähnliche Zerplatzhindernisse sind z. B. andere Leitungen in der Flugbahn.

Ist die Prallschutzmatte nicht abriebfest, radieren die Pellets die Matte aus. Als Mattenmaterial bieten sich zum Beispiel HDPE-Folien an.

Was für die Großen gilt, gilt genauso für die Kleinen. Ein 18-t-Bunker eines Gewerbebetriebs war aus Elfer-Ziegeln gemauert, jedoch ohne Stahlstreben und Eckverbindungen. Kurz nach der Befüllung zeigten sich in einer Wand die ersten Risse. Die Wand konnte noch abgestützt werden. Anderenfalls hätten sich 18 t Holzpellets in den Hof ergossen. Allerdings mussten die komplette Füllung aus dem Lager abgesaugt und der Bunker neu aufgebaut werden. Bei einem 80-t-Bunker aus gegossenem Beton in Mönchengladbach wurde ein wichtiges Detail vergessen: die Abdeckung der Transportschnecke. Nachdem 5 t ausgetragen waren, streikte die Schnecke unter dem Druck der auf ihr lastenden Pellets. 75 t Holzpellets mussten abgesaugt werden.

Info

Weitere Informationen zum Thema:

VDI-Richtlinie 

Der Entwurf der VDI-Richtlinie 3464 Lagerung von Holzpellets wurde im Jahr 2012 aufgesetzt und in Folge von körperlichen Verletzungen in Pelletslagern, in denen sich Kohlenmonoxid gefährlich hoch konzentriert hatte, verfasst. Mittlerweile ist diese Richtlinie in Kraft und veröffentlicht als VDI 3464. Kleine Pelletslager (kleiner 10 t) sollten mit Lüftungsdeckeln an Befüll- und Absaugstutzen ausgestattet werden, wie sie seit 2011 im Handel sind. Die Richtlinie dürfte bei Gutachten für Schadensfälle in punkto Gesundheit eine Rolle spielen. Weitere Infos unter:

www.vdi.de/richtlinien.

Lagerraum-Broschüre

Die Lagerraum-Broschüre des DEPV ist nicht nur jedem zu empfehlen, der den Bau eines Schrägbodenlagers in die Hand nimmt. Sie dürfte auch als Pflichtlektüre für jeden Installateur gelten, der auf dem Gebiet Holzpellets im eigenen Beruf tätig ist. Download: www.depv.de/de/downloads/depv_publikationen/

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