Drei Heizungsbauer – ein Brennstoff

Holzpellets-Heiztechnik installiert Beispiele von drei SHK-Profis

Der nächste Winter kommt bestimmt, war der Slogan eines Brennstoffhändlers, der vor mehr als 50 Jahren damit erfolgreich Kohle verkaufte – und zwar im Sommer. Auch Holzpellets kauft man im Sommer, wenn man rechtzeitig und günstig das Lager voll haben möchte, bevor die ersten kalten Tage kommen. Bis es soweit ist, muss allerdings die Haustechnik betriebsbereit sein. Worauf achten Heizungsbauer und was motiviert sie, ihren Kunden eine Holzpellets-Heizung zu empfehlen?

Nachfolgend das Ergebnis einer spontanen Umfrage bei drei Inhabern von Handwerksbetrieben, die zwischen April und Juni 2014 im Umkreis von Ulm (Radius 100 km) eine von ihnen selbst geplante Holzpelletsheizung gebaut haben. Weitere Gemeinsamkeiten sind, dass sie als Pelletslager unterirdische Fertigteilspeicher aus Beton verwenden und ihr Betrieb weniger als zehn Mitarbeiter hat.

Bauen in eigener Sache

Uwe Kaipf aus Tübingen baute in eigener Sache. Er ist Bauherr und Auftragnehmer in einer Person. Wohnhaus und Werkstatt befinden sich auf demselben Grundstück, werden von derselben Heizung versorgt. Es geht hier um Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung, bisher mit dem Brennstoff Gas erwärmt. Auch wenn es bei der Betriebserweiterung nur um 40 m² Fläche geht, wollte Kaipf die Chance nutzen, im Zuge der Bauarbeiten die Heiztechnik von einem fossilen auf einen regenerativen Brennstoff umzustellen. „Der Klimaschutz war ein Motiv“, sagt er. „Doch die Unabhängigkeit vom vermutlich aus Osteuropa stammenden, immer stärker als politische Waffe eingesetzten Erdgas ist uns mittlerweile ebenso wichtig“.

Da für Gas kein Brennstofflager nötig und vorhanden war, das man hätte umnutzen können, war der unterirdisch einzubauende Pelletsspeicher in diesem Fall ideal. Der aus Beton-Fertigteilen verschraubte Speicher „ThermoPel 6500“ befindet sich jetzt unter der Bodenplatte des Erweiterungsbaus. Er wurde vom Hersteller zum gewünschten Termin geliefert, mit dem Fahrzeugkran des Lieferfahrzeugs versetzt und in weniger als einer Stunde fertig montiert. Das Nutzvolumen von 6,5 m³ bei 2,5 m Innendurchmesser fasst ein Füllgewicht von 4,2 t Pellets.

Als Austragsystem dient der ebenfalls vom Speicherhersteller mitgelieferte „Maulwurf 2500“. Dieser einfache Saugroboter entnimmt die Holzpellets von oben, intervallartig vom Heizkessel gesteuert, und ist einsetzbar bis zu 25 kW Heizleistung. Welche Kessel in Bezug auf die Steuerung zu diesem Entnahmesystem passen, gibt der Hersteller bekannt. Als Heizkessel hat Kaipf einen „SHT Aqua Vario“ mit 14 kW gewählt. Die alte Heizzentrale mit Gasanschluss behält er zunächst noch als Reserve und für Spitzenbedarf. Da er seinen neuen Kessel sowohl mit Pellets, als auch mit Scheitholz feuern kann, wird er in der nahen Zukunft sicher auch Kostenvergleiche anstellen. Um in solchen Fällen vor der Bestellung professionell Preise einholen zu können, hat das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) eine Musterausschreibung vorbereitet, die per Email unter angefordert werden kann. Ist der richtige Lieferant gefunden, sollte für spätere Lieferungen – jedenfalls bei großen Anlagen – der Brennstoffpreis mit Zu- oder Abschlag an den branchenüblichen Mittelwert gekoppelt werden. So muss nicht jedes Mal neu verhandelt werden. Als Basis bietet der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) seinen monatlich erhobenen und veröffentlichten Preisindex an.

Speicher unter Tiefgaragenzufahrt

Uwe Rathgeber aus Heubach bei Schwäbisch Gmünd war für eine private Bauherrschaft in Heubach tätig. In deren Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen hat er eine Pelletsheizung eingebaut, um Warmwasser zu bereiten sowie Fußböden und Heizkörper zu erwärmen. Ein Fröling „P4“-Kessel mit 48 kW Leistung holt sich das Brennmaterial aus dem unter der Zufahrt zur Tiefgarage eingebauten Speicher „ThermoPel 22000“. Dieser Ort gewährleistet eine gute Erreichbarkeit für die Pelletslieferung. Der Speicher mit 22 m³ Nutzvolumen, entsprechend 14 t Füllgewicht, hat einen Innendurchmesser von 3 m. Zwei Abdeckungen sind vorhanden und beim Befüllen zu öffnen.

Die erste Öffnung erlaubt den Einstieg und bietet von außen die Möglichkeit, das Austragsystem „Maulwurf 3000“, passend für fast alle Kesselfabrikate, bis zu einer Heizleistung von 70 kW, während des Einblasens der Holzpresslinge ganz nach oben zu ziehen. Die zweite Öffnung ermöglicht den Anschluss von Saug- und Befüllschlauch des Lieferfahrzeugs. Als ideal gilt, wenn nur alle zwölf Monate bestellt werden muss, d.h. die Speichergröße auf einen Jahresbedarf ausgelegt ist. Rathgeber baut für andere Projekte gerne Heizsysteme mit den Komponenten Solarthermie und Eisspeicher, einschließlich Photovoltaik zum Betrieb der Pumpen. „Wenn die Voraussetzungen dafür günstig sind, machen wir auch Anlagen für den Holzbrennstoff Hackschnitzel. Dafür sind mehr Speichervolumen und mehr Kesselwartung nötig. Der günstige Preis für Hackschnitzel muss das wieder ausgleichen“, weiß er aus Erfahrung.

Sowohl für Hackschnitzel als auch für Holzpellets gilt, je besser die Brennstoffqualität, umso seltener müssen Lager und Kessel gewartet werden – dies schlägt sich auch in geringeren Kosten nieder. Für Pellets wurde deshalb vor wenigen Jahren ein Qualitätssiegel geschaffen, das Kunden europaweit Sicherheit beim Kauf geben soll. Das ENplus-Siegel tragen mittlerweile über 90 % der in Deutschland produzierten Pellets. Das auf der europäischen Norm EN 14961-2 basierende Zertifikat ENplus bezieht erstmals den Pelletshandel in die Zertifizierung ein. Zusätzlich zur Messung im Pelletswerk wird nun auch der bei der Lieferung auftretende Feinanteil erfasst. Mit 1 % Feinanteil, gemessen an der letzten Umschlagsstelle, müssen Lieferanten einen strengen Grenzwert einhalten. Durch Identifikationsnummern auf dem Lieferschein oder der Rechnung kann der Prozess von der Herstellung bis zur Lieferung lückenlos nachvollzogen werden. Zertifizierte Händler sind auf der Internetseite www.enplus-pellets.de zu finden.

Bauherrenwunsch: Holzpellets-Heizung

Karlheinz Seel aus Waalhaupten bei Landsberg hat das Einfamilienhaus seiner privaten Bauherrschaft in Landsberg auf deren Wunsch hin mit einer Holzpellets-Heizung ausgestattet. Die Anlage dort ist eine Kombination aus dem Kessel „Solarfocus Octoplus“ mit einer Leistung von 15 kW und dem unterirdischen Lagerbehälter „ThermoPel 8500“. Darin finden bei einem Nutzvolumen von 8,5 m³ und 2,5 m Innendurchmesser 5,5 t Pellets Platz. „Das Haus ist nicht unterkellert. Wo hätten wir den Brennstoff unterbringen sollen, wenn nicht im unterirdischen Lagerbehälter?“ fragt Seel. Er erhielt zwischenzeitlich einen zweiten Auftrag dieser Art, für ein weiteres nicht unterkellertes Einfamilienhaus.

Seel und sein Team bauen seit 1999 Pellets­heizungen ein. Etwa 90 Anlagen sind es bisher, etliche auch als Kombination mit Scheitholzbefeuerung und automatischer Umstellung auf Pelletsbetrieb, wenn das Scheitholz abgebrannt ist. Man kennt ihn in der Region als einen von inzwischen 1500 Spezialisten, die auf www.pelletfachbetrieb.de gelistet sind. Als Voraussetzung musste er mindestens fünf Holzpellets-Heizungen gebaut, an einer Technikschulung eines Pelletskessel-Herstellers teilgenommen und die Schulung des DEPI  (die vom  ZVSHK unterstützt wird) absolviert haben. Er darf jetzt, nach erfolgreicher Registrierung, für drei Jahre die Bezeichnung „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“ führen. Wie seine Bauherrschaft auch, weiß Seel um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieträger und ihrer Technik. Im Vergleich zu Öl punkten die Holzbrennstoffe bei Umwelt, Klima, Volkswirtschaft und Betriebskosten, denn sie sind nachwachsend, CO2-neutral, tragen zu einer fast 100-prozentigen Wertschöpfung im Inland bei und sind im Einkauf für die Bauherrschaft preiswerter. Doch für die Heiztechnik muss, und das ist ein Nachteil, zunächst mehr Geld investiert werden.

Holzpellets haben bei gleicher Heizleistung doppelt so viel Gewicht und dreimal mehr Volumen als Heizöl. Das Lager muss also deutlich größer sein. Es kostet mehr als ein Öltank, auch wegen der mechanisch/pneumatischen Entnahmetechnik. Dazu kommt der um ca. ein Drittel teurere Kessel. Doch Seels Bauherrschaft, Juliane Hirn und Andreas Steiner aus Landsberg, haben sich bewusst dafür entschieden. Sie meinen nach Abwägen von Pro und Contra „der deutliche Preisvorteil der Pellets gegenüber Heizöl macht das wett, lange vor dem Ende des Lebenszyklus der neuen Anlage. Und Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Energievorräten ist uns ohnehin wichtig und gibt uns bei der hier getroffenen Auswahl ein sehr gutes Gefühl“.

Weitere Infos zum Thema finden Sie ­auch: im Planerhandbuch „Unterirdische Lagersysteme für Biomasse, Pellets und ­Wärme“, Donaueschingen, Mall GmbH 2015 oder bei

www.depv.de

www.depi.de

www.enplus-pellets.de

Marktanreizprogramm zur Förderung

Erneuerbarer Energien (MAP)

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gewährt beim Austausch der Heizung gegen Pelletskessel interessante Fördermöglichkeiten. Unter www.bafa.de finden Sie weitere Hinweise.

Tipps des DEPI für Betreiber von größeren Pelletheizungen

Pelletqualität sichern: Nur ENplus-zertifizierte Pellets bieten eine unabhängige Kontrolle auch des Handels und schützen so vor schwarzen Schafen. Die schonende Lieferung ist das A und O der Qualitätssicherung. Zertifizierte Pellethändler gibt es unter www.enplus-pellets.de/handel-zerti­fizierte-haendler.php.

Preiswert einkaufen: Die Belieferung der Pelletsheizung sollte ausgeschrieben werden, denn so profitiert man von den günstigeren Sommerpreisen durch die Indexierung des Lieferpreises. Musterausschreibungen findet man beim DEPI.

Sicher lagern: Die fachgerechte Planung und der sichere Betrieb von Pellets­lagern schützt vor Unfällen und erhält die Pelletsqualität. Das DEPI stellt wichtige Planungsinformationen bereit und bietet vom Sicherheitsaufkleber über belüftende Deckel bis zu Gaswarngeräten viele sinnvolle Hilfsmittel für die sichere Pelletslagerung.

Informationsangebot: Der DEPV bietet mit der Broschüre „Empfehlungen zur Lagerung von Holzpellets“ unter www.depv.de das Standardwerk zum Pelletslagerbau sowie zum qualitätsschonenden und sicheren Betrieb.


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