die Alten im Keller
Marinus & PettersenPeter Pettersen und Martin Marinus sind zwei SHK-Fachleute mit unterschiedlichen Ansichten, was man im eigenen Betrieb tun und lassen sollte. Beide unternehmen gerne fachliche Streitgespräche zu allen möglichen Themen. In dieser Ausgabe diskutieren sie über die Abwrackprämie und Vollkostenrechnungen.
MARINUS: Hallo, Pettersen!
PETTERSEN: Moin moin, Marinus.
MARINUS: Was schaust Du denn so grimmig drein?
PETTERSEN: Ach, ich kann das nicht mehr hören …
MARINUS: Was denn?
PETTERSEN: Na, das mit den Autos. Ich sage nur eins: Abwrackprämie!
MARINUS: Und was kannst Du daran nicht mehr hören?
PETTERSEN: Na, alle sprechen doch nur noch von diesem einen Thema … Autos.
MARINUS: Das stimmt – und von Heizungen und Bädern redet niemand mehr.
PETTERSEN: Genau! Und das ärgert mich fast genauso wie …
MARINUS: … wie?
PETTERSEN: Na, ich wollte meinen Wagen auch eintauschen, aber der ist noch nicht ganz neun Jahre alt.
MARINUS: Das ist dann wohl Pech.
PETTERSEN: Pech? Das ist eine Gemeinheit. Aber so ist das immer. Immer geht es gegen den Mittelstand.
MARINUS: Na na, Pettersen, das hat doch erst einmal nichts mit dem Mittelstand zu tun, wenn Du ein Auto fährst, das noch keine neun Jahre alt ist.
PETTERSEN: Na, ich meine ja auch, dass der Autoindustrie geholfen wird und wir als kleine Handwerker leer ausgehen. Wer bildet denn aus und zahlt Steuern? Das sind doch wir mit unseren Handwerksbetrieben.
MARINUS: Das ist schon grundsätzlich richtig, aber …
PETTERSEN: … kein Aber.
MARINUS: Schon gut. Ich finde es auch nicht gut, dass nur auf die Autoindustrie geschaut wird. Wir brauchen auch Unterstützung. Denn wenn bei uns keiner kauft und Arbeiten ausführen lässt, können wir unsere Firmen dichtmachen.
PETTERSEN: Genau, sage ich ja.
MARINUS: Dann lass uns doch überlegen, wie wir die Situation für uns nutzen können.
PETTERSEN: Wieso nutzen können? Was meinst Du denn damit?
MARINUS: Na, wir überlegen uns, ob wir nicht auf diesen Werbe-Zug der Abwrackprämienjäger aufspringen können?
PETTERSEN: Was denn für einen Zug? Ich versteh nur Bahnhof.
MARINUS: Na klar, wie immer. Du bist ja schon ein richtig kleiner Mehdorn.
PETTERSEN: Du willst mich wohl wieder verschaukeln?
MARINUS: Nein, will ich nicht.
PETTERSEN: Na, dann ist gut. Aber Du wolltest gerade was von Zug und so erzählen.
MARINUS: Nein, ich meine „auf den Zug springen“, damit meint man etwas mitmachen, was andere sich ausgedacht haben und alle nutzen.
PETTERSEN: Ach so, wieder so eine von Deinen Meetaffen …
MARINUS: Du meinst sicher Metapher.
PETTERSEN: Jaja, dann eben Metadings. Was willst Du mir nun erzählen?
MARINUS: Na, wir können unseren Kunden doch auch eine Abwrackprämie anbieten.
PETTERSEN: Für deren Autos? Bist Du noch ganz bei Trost? Ich bekomme keine Prämie, meine Kunden sollen aber eine bekommen? Niemals.
MARINUS: Ich meine ja auch nicht eine Prämie für das Auto, sondern eine Verschrottungsprämie für den Heizkessel oder für die Badewanne.
PETTERSEN: Für einen Heizkessel? Wie soll denn das gehen?
MARINUS: Na, wie beim Auto. Du verkaufst einen neuen Heizkessel und für den alten Kessel schenkst Du dem Kunden die Prämie.
PETTERSEN: 2500 € für einen alten Heizkessel? Soviel ist der neue doch kaum wert.
MARINUS: Die Summe müsste man natürlich anpassen, etwa auf 500 € für einen Heizkessel, 250 € für eine Badewanne usw.
PETTERSEN: Und wer zahlt den ganzen Spaß? Doch bestimmt nicht der Bundesminister mit den 100 Vornamen?
MARINUS: Du kannst ja mal seine Hoheit von und zu der hinterm guten Berg wohnt, fragen, ob er unsere Idee finanziert.
PETTERSEN: Der nimmt wegen mir doch nicht mal seinen Hörer ab. Nee, das lass mal lieber.
MARINUS: Dann müssen wir bei den Herstellern oder beim Händler nachfragen. Schließlich wollen die ja auch was verkaufen.
PETTERSEN: Das sehe ich auch so. Meinst Du, das klappt?
MARINUS: Versuch macht klug.
PETTERSEN: Wieder so’n Spruch. Aber …?
MARINUS: Was aber …?
PETTERSEN: Sollte man lieber Unterschiede machen, welche Heizung eingebaut wird?
MARINUS: Hast Du da ein oder zwei Beispiele?
PETTERSEN: Du wirst es nicht glauben, aber habe ich. Ich bin ja nicht so kompliziert in meinen Gehirnwindungen gestrickt wie ihr Ingenieure.
MARINUS: Pfffff …
PETTERSEN: Na, ich meine so unterschiedliche Sachen wie Brennwert oder Wärmepumpe oder Solar. Das ist doch alles unterschiedlich.
MARINUS: Na und. Beim Auto ist doch auch egal, ob der Neuwagen rot ist oder aus Deutschland kommt oder ein Diesel ist.
PETTERSEN: Ja, aber der Kunde wird doch wissen wollen, was ich ihm da verkaufe und wie der Rabatt gerechnet wird.
MARINUS: Na, das wirst Du doch wohl noch hinbekommen. Und über die Investitions-Folgekosten wirst Du ja wohl was sagen können.
PETTERSEN: Was es beim Einbau kostet, kann ich sagen, alles andere ist mir egal.
MARINUS: Egal?
PETTERSEN: Ja, ich sage den Kunden immer, am besten mit Gasbrennwert und mit Solar und wenn er will auch mit einer Wärmepumpe. Das ist alles ganz gut und kann ich empfehlen.
MARINUS: Hast Du Deinen Kunden denn schon mal einen Vergleich gerechnet?
PETTERSEN: Was denn für einen Vergleich?
MARINUS: Na, eine Vollkostenrechnung.
PETTERSEN: Eine Vollkostenrechnung? Ich bin doch nicht voll beim Rechnen.
MARINUS: Ich meine eine Vollkostenrechnung nach VDI 2067, also einer Berechnung aller relevanten zukünftigen Kosten z.B. für eine Heizungsanlage.
PETTERSEN: Und wozu soll das gut sein?
MARINUS: Weil ich erst mit einem solchen Vergleich sagen kann, wie viel den Kunden die von Dir oder mir gebaute Anlage Jahr für Jahr kosten wird.
PETTERSEN: Und das funktioniert?
MARINUS: Ja, das funktioniert, wenn es auch mit Arbeit verbunden ist.
PETTERSEN: Na, dann lass mich mal in Deine Glaskugel schauen.
MARINUS: Das hat nichts mit Hellseherei zu tun. Das Verfahren ist eigentlich ganz simpel. Soll ich Dir das erklären?
PETTERSEN: Du brauchst mich nicht immer für dumm halten. Aber erklär mal.
MARINUS: Auch wenn wir von der Abwrackprämie etwas abkommen, hier eine Kurzfassung für meinen Freund Pettersen:
PETTERSEN: Mach schon.
MARINUS: Also, Du ermittelst für Deine verschiedenen Heizungsvarianten die Preise für Kauf und Installation. Danach werden die Kapitalkosten unter Berücksichtigung der Lebensdauer der betrachtenden Heizungsanlagenteile ermittelt …
PETTERSEN: Na, super.
MARINUS: … anschließend kommen die Verbrauchskosten also Brennstoffe. Zum Schluss die vielen Ausgaben von Versicherung, Miete, und nicht zu vergessen die Kosten für Instandhaltung und Reparatur …
PETTERSEN: Kommt noch was?
MARINUS: …na, Wartung und Schornsteinfeger.
PETTERSEN: Und was mach ich dann mit all den Zahlen?
MARINUS: Gut schütteln und auf Ex trinken – deshalb Vollkostenrechnung.
PETTERSEN: Willst Du mich jetzt veralbern?
MARINUS: Na, klar doch. Pettersen, anschließend werden die Zahlen zusammengezogen und miteinander verglichen. Oft sind dann Heizungsanlagen mit hohen Investitionskosten pro Betriebsjahr günstiger als preiswerte Angebote.
PETTERSEN: Das ist ja ein Ding. Und ich habe so etwas noch nie gemacht.
MARINUS: Dann wird es aber Zeit. Soll ich Dir das mal genauer zeigen?
PETTERSEN: Ja gerne, aber erst kümmern wir uns mal um die Abwrackprämie.
MARINUS: Das machen wir, aber wir müssen ganz vorsichtig sein und Deiner Frau davon nichts erzählen …
PETTERSEN: Warum denn das nicht? Ich habe keine Geheimnisse vor Erika.
MARINUS: Na, Du bist doch laut Trauschein 20 Jahre auf Erika zugelassen.
PETTERSEN: Ja, warum?
MARINUS: Mensch Pettersen, nachher kommt Deine Frau noch auf die Idee, für Dich eine Abwrackprämie zu kassieren!
PETTERSEN: Na, so schlecht ist mein Zustand ja nun auch wieder nicht.
MARINUS: Das schon, aber wer weiß, wann es mal wieder so viel Geld für den Alten gibt?