Einsatzmöglichkeiten und Besonderheiten von BHKW

Kräfte koppeln

Marinus & Pettersen

Peter Pettersen und Martin Marinus sind zwei SHK-Fachleute mit unterschiedlichen Ansichten, was man im eigenen Betrieb tun und lassen sollte. Beide unternehmen gerne fachliche Streitgespräche zu allen möglichen Themen. In dieser Ausgabe diskutieren sie über Einsatzmöglichkeiten und Besonderheiten bei der Installation von BHKW. Autor: Rico Venzmer, veravision

Marinus: Guten Morgen, Pettersen!

Pettersen: Morgen …

Marinus: Was bist Du denn so knurrig? Und das am frühen Morgen?

Pettersen: Mhhh.

Marinus: Sag mal, hörst Du mir überhaupt zu? Und was starrst Du denn in Deinen Computer?

Pettersen: Ich suche was.

Marinus: Und was?

Pettersen: B-H-K-W-Enter.

Marinus: Was interessierst Du Dich denn für BHKW?

Pettersen: Tja, ich bin eben auf der Höhe der Zeit. Hast Du etwa auch schon was mit BHKW versucht?

Marinus: Ja, und versuchen trifft es ganz genau.

Pettersen: Wie meinst Du das? Versuchen?

Marinus: Na, ich habe doch bei meinem Onkel ein kleines BHKW zur Probe installiert. Und da kann ich dann mal probieren und messen und wenn es schief geht, ist es auch nicht so wild. Meine Patentante nimmt mir da nichts krumm.

Pettersen: Solche Kunden möchte ich auch mal haben. Wenn was schiefgeht, auch noch freundliches Wortgesäusel empfangen.

Marinus: Na, na, wer sagt denn, dass es wirklich schief geht? Ich will doch Erfahrungen mit der Kraft-Wärme-Kopplung sammeln.

Pettersen: Was für ne Kraft-Koppel?

Marinus: Kraft-Wärme-Kopplung!

Pettersen: Ja, ja. Weiß ich doch alter Schlaumeier.

Marinus: Na, was ist denn Kraft-Wärme-Kopplung?

Pettersen: Äh, na das ist doch, wenn diese BHKdingsda Kraft erzeugen und Strom produzieren. Oder war das was mit Verbrennungsmotoren? Ach, Du bringst mich ganz durcheinander.

Jedenfalls kann ich damit Strom machen und bekomme auch noch Geld, wenn ich da was von verkaufe.

Marinus: Na, dann wollen wir mal Dein Kraft-Chaos etwas ordnen!

Pettersen: Du bis mir ja ein schöner Ordner.

Marinus: Also, über einen Verbrennungsmotor wird mittels Generator elektrischer Strom erzeugt. Diesen kann der Nutzer selber verbrauchen oder in das Versorgungsnetz einspeisen. Dann bekommt derjenige eine sogenannte Einspeisevergütung.

Pettersen: Na, sag ich doch …

Marinus: … und neben elektrischer Energie wird auch noch über den Verbrennungsmotor Wärme produziert. Diese wird ebenfalls genutzt, z.B. um Raumheizung, Warmwasserbereitung oder Produktionsprozesse zu unterstützen.

Pettersen: Was denn für Produktionsprozesse?

Marinus: Na z.B. eine Wäscherei oder eine Bäckerei oder ein Hotel mit hohem Warmwasserbedarf könnten mit einem BHKW betrieben werden. So kann neben der Stromerzeugung auch die Wärmeerzeugung effizient betrieben werden.

Pettersen: Aber ich wollte für einen Kunden Informationen suchen, ob ich ein BHKW in einem Wohnhaus installieren kann?

Marinus: Da muss man genau schauen. Erst einmal grundsätzlich gibt es Mikro- oder Mini-BHKW zu kaufen. Und bei denen muss man genau schauen, wie die Nutzung aussehen kann.

Pettersen: Na, ist doch klar. Wärme raus und Strom ins Netz; Geld kassieren und fertig.

Marinus: Mann, Du bist aber nicht gerade zimperlich?

Pettersen: Wieso?

Marinus: Nachdem Du Deine Wärme- und Stromverbraucher aufgelistet hast, musst Du entscheiden, ob Du das BHKW strom- oder wärmegeführt arbeiten lassen willst.

Pettersen: Wie, was, strom- oder wärmegezogen? Was soll denn das nun wieder werden?

Marinus: Du musst entscheiden, ob du genau die benötigte Menge an Wärme produzierst und das, was an Elektroenergie anfällt, mitnutzt? Dann ist es wärmegeführt, also alles richtet sich nach der zu produzierenden Wärmemenge.

Pettersen: Und bei stromgeführt ist also alles auf eine bestimmte Menge zu produzierende Elektroenergie ausgerichtet; die Wärme die dabei anfällt, kann ich dann je nach Verfügbarkeit nutzen.

Marinus: Mensch super, wie konntest Du das so schnell … aber Du liest ja am Computer ab.

Pettersen: Man nun sei nicht so, wenigstens war ich schnell und clever und geschickt, Du hast fast gar nichts gemerkt.

Marinus: Was hast Du denn da für eine Seite aufgerufen?

Pettersen: Da steht was über Einbindung in die Heizungsanlage und über Wirtschaftlichkeit.

Marinus: Oh, die Einbindung ist schon ziemlich spannend.

Pettersen: Wieso?

Marinus: Na, ich habe bei Onkel und Tante – die beiden haben übrigens eine kleine Pension und nebenbei eine kleine Wäscherei – die alte Heizung drin gelassen.

Pettersen: Warum das?

Marinus: Na, ich wollte erst einmal Erfahrung sammeln. Du, wie ich das hier lese, war es wohl auch richtig?

Pettersen: Dass Du das bei Deiner Tante und Deinem Onkel ausprobierst?

Marinus: Nein, wie ich die Anlage eingebunden habe.

Pettersen: Und wie?

Marinus: Na, ich habe das BHKW parallel zum alten Wärmeerzeuger geschaltet und beide auf einen Speicher arbeiten lassen. Ich lese gerade, hydraulisch sinnvoll wäre auch eine hydraulische Weiche möglich gewesen.

Pettersen: Mensch, das waren noch Zeiten, als wir Weichen eingebaut haben? Was? Das sieht man ja heute kaum noch…

Marinus: Da gebe ich Dir recht … aber ich wollte noch ein paar andere Punkte ansprechen.

Pettersen: Was für Punkte?

Marinus: Also Rücklauftemperaturen müssen begrenzt werden und Kesselpumpen mit hohem Volumenstrom oder eine hydraulische Weiche eingesetzt werden.

Pettersen: Das hört sich nach Planen und Rechnen an?

Marinus: Na, ein bisschen nachdenken und rechnen kann ja nicht schaden. Das schaffst auch Du Pettersen.

Pettersen: Na, na, ich bin ein alter Heizungsbauer-Haudegen. Mir machst Du da nichts vor.

Marinus: Und hast Du auch schon über den Service und die Inbetriebnahme nachgedacht?

Pettersen: Wieso?

Marinus: Na, da hast Du es mit einem Generator zu tun und mit einem Verbrennungsmotor. Das ist also ein Auto ohne Räder, aber mit Lichtmaschine.

Pettersen: Was hat das denn nun wieder mit meinem Auto zu tun? Sei doch nicht immer so neidisch auf mein Auto.

Marinus: Bin ich gar nicht und zweitens meinte ich das BHKW; das ist wie ein Auto ohne Räder.

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