Arbeiten während Corona

Wie wir aus dem Lockdown lernen

Spätestens seit März 2020 hat Corona auch Deutschland fest im Griff. Wir haben seitdem gelernt, mit Einschränkungen, Maßnahmen und Regeln zu leben, immer mit dem Wissen, dass sich die Lage jederzeit wieder verschärfen kann. Dass SHK-Betriebe zur so genannten KRITIS, der kritischen Infrastruktur, gehören, ist erst einmal positiv zu betrachten und gibt eine gewisse Sicherheit für die tägliche Arbeit, allerdings hilft das allein noch lange nicht, die Krise sicher zu überstehen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie Installationsbetriebe die aktuelle Situation wahrnehmen, wie Stillstand auch Fortschritt sein kann und welche Strategien helfen können, erfolgreich in die Zukunft zu blicken.

„Wir haben massiv digitalisiert“, sagt Bodo Oliver, Geschäftsführer Heinen. Ein Digitalisierungsprojekt, das in 24 Wochen umgesetzt werden sollte, wurde in sechs Wochen bewerkstelligt. Alle Mitarbeiter wurden mit Smartphone und iPad ausgestattet. Damit kann die Auftragsvergabe an den Mitarbeiter gewährleistet werden. Die Rückmeldung an den Verantwortlichen erfolgt fast zeitgleich. Fotos von Baustellen können rasch an das jeweilige Projektteam weitergeleitet werden. Die Zeit des Lockdowns veranlasste Oliver aber auch, neue Geschäftsfelder aufzubauen: „Wir arbeiten für Großprojekte im Neubau, für genossenschaftliche Wohnungsbauer, die krisenunabhängig investieren.“ Der Geschäftsführer beklagt geringe Umsatzeinbußen. „Ich traue mich gar nicht zu beschweren, weil andere Branchen wie Gastronomie und Hotellerie viel höhere Einbußen hatten“, sagt Oliver. Der Heinen-Chef setzte im April und Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahr rund 40 % weniger um. Nur in diesen sechs Wochen – Ende März bis Anfang Mai – mussten seine Mitarbeiter „kurz“ arbeiten. Statt 38 nur 30 Stunden. Niemand musste gekündigt werden. Noch sind die Auftragsbücher im Bereich Bad voll, trotzdem blickt er besorgt in die Zukunft. „Im nächsten Jahr wird es anders aussehen, die wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns stärker treffen“, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Die richtigen Partner

„Wir haben keine Kurzarbeit beantragt. Wir sind sogar froh, wenn unsere Leute keinen Urlaub nehmen“, sagt Cornelia Müller. Die Mitarbeiter des Installateurs Leinemann aus Leipzig sind mit Arbeit mehr als eingedeckt. „Wenn es kalt ist, müssen wir reagieren, wenn ein Wasserrohrbruch ansteht, müssen wir reagieren“, so Müller. Die stabile Auftragslage bis zum Ende des Jahres ist der Zusammenarbeit mit vielen Hausverwaltungen zu verdanken. Auch in der Badsanierung gäbe es keinen Einbruch. Es gibt keinen Bedarf, Weg und Richtung zu ändern. Bei Leinemann sind 14 Mitarbeiter beschäftigt, 1300 Kunden wurden bisher in der Kartei registriert, davon zwei Drittel Stammkunden.

Ein Blick ins Ausland

Der Betrieb „Dorfinstallateur*in“ Sennwald aus der Schweiz beließ seine Öffnungszeiten und schickte seine Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit. „Zum Teil konnten wir gar nicht zu den Leuten, vor allem zu älteren“, sagt Sandra Eberle, Mitarbeiterin des Betriebs. Erst jetzt gibt es wieder einige Terminanfragen. In der Zeit zwischen Mitte März und Ende Mai mussten Umsatzeinbußen von 20 % verkraftet werden. Die Auftragslage könne besser sein, so Eberle. Von Vorteil sei, dass Sennwald ein gemischter Betrieb ist, der Sanitär und Bauspenglerei vereint.

Tipps für die Zukunft

Christian Lugar, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens aus Wien, empfiehlt, „in guten Zeiten mehr Reserven aufzubauen, nicht übereilt zu handeln, sondern ruhig zu analysieren und von Tag zu Tag zu entscheiden.“

KMU haben „in der Regel weniger Ressourcen, um finanzielle Einbußen abzufedern und sind oft Nischenanbieter und deshalb weniger diversifiziert“, sagt Jonas Buck, Uni-Professor und Leiter des International Business, Wirtschaftsuniversität Wien. Drei Tipps gibt er Handwerkern mit auf den Weg: „Erstens, erkennen, bewerten und minimieren Sie potentielle Ausfallsrisiken. Zweitens, reduzieren Sie Ihre Fixkosten und nutzen Sie die angebotenen Hilfsmaßnahmen. Drittens, vergessen Sie trotz des aktuellen Drucks nicht, in die Zukunft zu schauen und sich strategisch vorzubereiten.“

Flexibilität im Geschäftsmodell zahlt sich auch laut Birgit Meyer in Krisenzeiten aus. Die Uni-Assistentin forscht und lehrt am Institut für Internationale Wirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. „Unternehmen, die Aufgaben, Produkte und Dienstleistungen effizient digitalisiert haben und in der Lage sind, ihre Dienste und Produkte raumunabhängig anzubieten, werden vermutlich gestärkt aus der Krise hervorgehen.“ Nach verschiedenen Prognoseinstituten wird der Welthandel 2020 zwischen 9 und 30 % einbrechen. Für Deutschland wird ein Minus von 3 bis 9 % erwartet.

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