Zertifikatslehrgang zur Wohnungslüftung

Interview mit Peter Paul Thoma

Der VfW-Bundesverband für Wohnungslüftung und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima bieten ein zweitägiges Seminar an, in dem Fachhandwerker lernen Wohnlüftungsanlagen anhand der Herstellerunterlagen zu planen und zu realisieren sowie den Kunden entsprechend zu beraten. Das Zertifikat des ZVSHK ist Bescheinigung und Qualitätszeichen zugleich. Die ersten Schulungen fanden Ende April im Fortbildungszentrum des Fachverbands SHK Hessen in Gießen statt. Die SHK Profi-Redaktion im Gespräch mit Peter Paul Thoma:

SHK Profi: Im Handwerk herrscht weiterhin große Unsicherheit  bei dem Thema Lüftung. Das zeigt sich auch darin, dass sich viele SHK-Betriebe davor scheuen, solche Systeme überhaupt anzubieten. Welche Hindernisse müssen hier beim Handwerk überwunden werden?

Thoma: Wohnungslüftungsanlagen kommen mittlerweile in 70% aller Neubauten zum Einsatz. Aber auch in der Sanierung gewinnt die Lüftung an Bedeutung. Auf die veränderten Marktbedürfnisse reagieren viele SHK-Betriebe vergleichsweise träge und ahnungslos. Die Betriebe führen entweder nur aus, was vom Planer vorgegeben wird oder beraten nur bei offensichtlichen Maßnahmen. Das aber allein schon die reine Ausführung nach Vorgaben des Planers ein Haftungsrisiko birgt, ist vielen gar nicht bewusst. Der VfW empfiehlt Handwerksbetrieben bei Neu- und Umbauten, bei denen kein Lüftungskonzept von den verantwortlichen Planern vorgelegt wird, Bedenken anzumelden. Insbesondere wenn der Handwerksbetrieb beauftragt ist, einen Abluftventilator in innenliegenden Toiletten und Bädern zu installieren. Wir haben für diese Fälle ein Musterschreiben entworfen, das auf der VfW-Webseite abrufbar ist.

SHK Profi: Der VfW bietet zusammen mit dem ZVSHK eine Lüftungsschulung speziell für Handwerker an. Wie unterscheidet sich diese von anderen Schulungen?

Thoma: Es handelt sich um die zertifizierte, bundeseinheitliche Schulung, die speziell auf die Planung und den Einbau von Lüftungsanlagen nach DIN 1946-6 ausgerichtet ist. Hier steht vor allem die praktische Ausführung bzw. der Einbau und die Inbetriebnahme der Anlagentechnik im Vordergrund, weniger die Behandlung des Lüftungskonzeptes. Natürlich sollen die Handwerker auch in die Lage versetzt werden, in der Planungsphase die Luftmengen, die Luftleitungen sowie die Lüftungsgeräte zu bestimmen und im Architektenplan einzeichnen zu können; Sie sollen aber vor allem im Praxisteil lernen, die Geräte korrekt durchzumessen, einzuregulieren und die normgerechte Inbetriebnahme mit Protokoll zu gewährleisten. Zum Abschluss legt der Schulungsteilnehmer eine Sachkundeprüfung ab.

SHK Profi: Die eingesetzte Technik wird immer ausgefeilter. Reicht eine zweitägige Schulung aus, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden?

Thoma: In den zwei Tagen können wir die grundsätzlichen Themen und Fallstricke für das Handwerk zum Thema Wohnungslüftungsanlagen abdecken und dafür sorgen, dass der SHK-Handwerker die Planung kontrollieren und den Einbau selbst durchführen kann. Es gibt allerdings noch viele Themen, bei denen wir Handlungsbedarf sehen, z.B. bei der Wartung von Lüftungsanlagen.

SEMINARABLAUF:

1. Tag: DIN 1946-6 Theorie (Grundlagen der Wohnungslüftung, Auslegung der Luftvolumenströme, Komponenten von Lüftungssys-
temen, Regel- und Messtechnik)

2. Tag: Theorie, Praxis und Prüfung (Planungen und Übungen zur Einregulierung und Inbetrieb-
nahme, Dokumentation und Übergabe, Hinweise zur Praxis, Sachkundeprüfung mit Zertifikat)

TERMINE:

03. und 04. November 2015

15. und 16. Dezember 2015

26. und 27. Januar 2016

Anmeldung und weitere Informa-
tionen unter: www.shk-hessen.de/
kompetenzzentrum

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