Wohnkomfort auf ganzer Linie

Ökologischer Neubau über Lüftung mit Wärme versorgt

Das Haus für zwei Familien von Markus Aumer im Bayerischen Kelheim bei Regensburg hat keine Fußbodenheizung, keine Heizkörper. Experten sprechen davon, dass das Gebäude „ohne ein wassergeführtes Wärmeverteilsystem auskommt.“ Der Clou: Das nachhaltig und ökologisch konzipierte Wohnhaus wird über die ohnehin vorhandene Lüftungsanlage komplett mit Wärme versorgt.

„Dafür musste ein Altbau mit Kegelbahn aus den 60er Jahren weichen“, erinnert sich Markus Aumer, Architekt und Bauherr. „Mir war es wichtig, auf dem Grundstück ein zukunftsfähiges Haus zu errichten, das nur einen sehr kleinen ‚ökologischen Fußabdruck‘ hinterlässt.“ Zudem sollte es sich optimal in das Denkmalensemble „Fischerdörfl“ einfügen.

Innovative Haustechnik

Zur Umsetzung seiner Pläne hat sich Markus Aumer unter anderem mit Christian Hierl von Jura Holzbau und Erwin Pollinger von Pollinger Heizung & Sanitär gewandt – beide stammen aus dem benachbarten Riedenburg. Es entstand ein zweigeteiltes Wohnhaus mit einer Grundfläche von rund 270 m2 und innovativer Haustechnik. „In dem 150 m2 großen Gebäudeteil wohnen mein Sohn, meine Lebensgefährtin und ich, auf der anderen Seite lebt meine Mutter barrierefrei auf 120 m2“, so Aumer. Das in Holzrahmenbauweise vorgefertigte Gebäude wurde 2019 in nur zwei Tagen errichtet und ist ein KfW-40-Plus-Effizienzhaus. „Das bedeutet, dass wir auf ein Zusammenspiel aus Photovoltaikanlage, Stromspeicher, Wärmepumpe, Lüftung mit Wärmerückgewinnung und natürlich auf ein intelligentes Energiemanagement setzen“, erklärt Markus Aumer.

Heizen über Luftzufuhr

Für die technische Lösung des Lüftens, Heizens und der Warmwasserbereitung hat Erwin Pollinger das Lüftungsheizgerät „LWZ 604 air“ von seinem langjährigen Systemlieferanten Stiebel Eltron empfohlen. Die Idee, mit diesem Kombigerät lediglich die Bäder mit einem wassergeführten Verteilsystem auszustatten und alle anderen Bereiche des Hauses über die notwendige Luftzufuhr zu heizen, war für Erwin Pollinger neu. „Ich war aber von Anfang an überzeugt, dass dieses Konzept gelingen wird, denn das Haus und die reduzierte Technik passen optimal zusammen“, versichert der Fachmann.

Auf die zentralen Lüftungsanlagen der Baureihe „LWZ“ von Stiebel Eltron setzt die Firma Jura Holzbau GmbH schon seit ihrer Existenz. „1999 haben wir erste Geräte dieser Art in unseren Objekten eingesetzt. Die kompakte Kombination aus Heizung, Warmwasserbereitung, bei Bedarf Kühlung und selbstverständlich Lüftung mit Wärmerückgewinnung in einem Gerät hat sich bewährt.“

Die Produktlinie „LWZ“ hat Stiebel Eltron permanent weiterentwickelt. Mit der „LWZ 604 air“ steht ein Produkt zur Verfügung, das für Häuser mit geringem Heizwärmebedarf optimal ist. Warum das so ist, erklärt Experte Gerold Fuge aus dem Hause des Herstellers: „Wichtig ist, dass der für die normale Be- und Entlüftung des Gebäudes ohnehin notwendige Volumenstrom der Lüftungsanlage nicht erhöht werden muss, um die benötigte Wärme in die Räume einzubringen. Das ist bei Häusern dieser energetischen Qualität gegeben, wodurch ein effizienter Betrieb der Anlage gewährleistet ist.“

Ein wichtiger Vorteil bei der zentralen Lüftungseinheit „LWZ 604 air“ ist für Bauherr Aumer die Möglichkeit, für einen kleineren Raum wie das Bad zusätzlich ein wassergeführtes Verteilsystem anschließen zu können. „Ich habe keine vergleichbare Anlage gefunden, die diesen Komfort bietet. Wir wollten einen fußwarmen Boden im Bad – ihn mit Direktstrom zu beheizen, war für uns keine Option.“ Die Verrohrung der Lüftungsanlage hat die Fima Pollinger übernommen. „Dazu wurden die Kanäle vorab in die Dämmung der Wände eingebracht“, berichtet Christian Hierl, Baubiologe und Prokurist bei Jura-Holzbau. „Von der Anlage ist nichts zu hören“, so Aumer, „selbst, wenn wir ganz still sind.“

Konstante Temperatur

Das „Wohlfühlklima“ im Haus ist schon beim Betreten spürbar: Die Temperatur wird im gesamten Gebäude konstant gehalten. Große Fensterflächen im Erdgeschoss lassen viel Tageslicht herein, und der kontinuierliche Luftaustausch sorgt für jederzeit frische Luft und angenehme Temperaturen. „Lüften ist in gut gedämmten Gebäuden, wie es Neubauten inzwischen sind, essenziell. Der Ansatz, dreimal pro Tag zu lüften, reicht bei den heutigen dichten Hüllen nicht mehr aus.“ Je nach Bedingungen kann bei hohen Temperatur­unterschieden eine manuelle Lüftung über die Fenster in 10-15 Minuten abgeschlossen sein, bei annähernd gleicher Außen- und Raumtemperatur in der Übergangszeit dauert das mitunter bis zu vier Stunden. So viel Zeit zum Lüften bleibt in der Regel nicht. „Ohne kontrollierte Wohnungslüftung ist es kaum zu schaffen, ein angenehmes Wohnraumklima herzustellen“, erklärt Hierl. „Es macht doch auch keinen Sinn, das Haus dick einzupacken und dann Türen und Fenster offen stehen zu lassen“, ergänzt Aumer. „In unserem Haus können wir in warmen Monaten nachts kühlere Luft einbringen und tagsüber die Wärme draußen halten.“ Zum Vorteil wird für die Aumers die denkmal­geschützte Mauer hinterm Haus, gegenüber der Außenverrohrung der Lüftungsanlage. Die Mauer leitet die Wärme an das Erdreich ab und bleibt kühl.

Reduzierung der Schadstoffkonzentration

Lüften hat im ökologischen Bauen noch weitere Zwecke. Wie gut man auch darauf achtet: Es kommt vor, dass sich in einem Haushalt Produkte befinden, die unangenehme Gerüche oder sogar schädliche Dämpfe ausdünsten. Das kann beispielsweise ein Spielzeug oder ein Teppich sein. Dann zahlt sich die Lüftungsanlage doppelt für die Gesundheit aus: „Schadstoffkonzentration kann dank des regelmäßigen Luftaustauschs geringgehalten werden“, erklärt Hierl. „Es ist ein Irrglaube, dass ökologisch Bauen Verzicht bedeutet. Vielmehr werden Komfort und Nachhaltigkeit gesteigert.“ 

Klimaschutz im Fokus

Jura-Haus hat sich seit vielen Jahren dem Klimaschutz verschrieben. So verwendet das Unternehmen beispielsweise stets Jute als Dämmstoff. Die Vorteile: Sie bietet Schimmel keinen Nährboden, besitzt ausreichend Masse, ist langfaserig und damit flexibel. Hierls Blick geht in die Zukunft: „Bei diesem Gebäude muss auch in 150 Jahren nichts aufwendig entsorgt werden.“

Seine Denkweise schätzt der Landkreis Kelheim und hat das Unternehmen Jura Holzbau als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet. „Wir nutzen Ökostrom im Werk, haben naturschutzbezogene Ausgleichsflächen angelegt und legen Wert darauf, dass unsere Häuser regionale Produkte sind, also von einem regionalen Team mit Subunternehmern erstellt werden“, so Hierl. „Dazu gehören auch Haustechnik-Lösungen, die in Deutschland entwickelt und gefertigt werden wie das Heiz- und Lüftungssystem ‚LWZ 604 air‘ von Stiebel Eltron.“

Der Bauherr Aumer ist zufrieden: „Wenn man es so sieht, ist mein Haus ein CO2-Speicher. Gut 80 bis 100 t CO2 haben wir hier bündeln können. Mit diesem Gebäude haben wir uns ein Domizil zum Wohlfühlen und Erholen geschaffen. Ohne Störgeräusche, ohne Stress, ohne schädliche Dämpfe.“ In den kommenden Monaten soll rund um das Gebäude ein neuer Garten entstehen. „Wir möchten, dass auch die Grünflächen die ökologische Grundausrichtung unseres Zuhauses widerspiegeln. Dafür müssen Wasserverbrauch und Gießaufwand gering bleiben, heimische Pflanzen sollen Platz finden und ein Paradies für Insekten entstehen.“

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