Neue Heizwelt im Einfamilienhaus

Innovatives Komplettsystem als „All-in-one“-Paket Interview mit Fachhandwerker René Zweigler

Die neue Luftheizung „Genius“ hebt die gewohnte Unterscheidung zwischen Heizen, Kühlen und kontrollierter Wohnungslüftung auf: „Ein System für alles“ ist die Devise, mit der aus Lüftungs- auf einmal auch Heizungsbauer werden könnten – und umgekehrt. Fachhandwerker René Zweigler hat die Anlagentechnik bereits installiert und schildert seine Erfahrungen im Interview mit der SHK Profi-Redaktion.

Mit „Genius“ – einer Luftheizung als Kombination aus Luft/Luft-Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen, integrierter Wohnungslüftungsanlage und Warmwasserbereitung – präsentiert Systemair eine neue Lösung mit ganzheitlichem Ansatz: Neubauten auf dem Niveau „Effizienzhaus 70“ oder besser können jetzt über eine zentrale, kompakte Anlage versorgt werden (s. Kasten). Das ist wesentlich effizienter und wirtschaftlicher als die parallele Installation einer kontrollierten Wohnungslüftung und eines wasserführenden Wärmeverteilsystems. Bis zu 10 000  € Investitionskosten werden pro Objekt so eingespart, hat der Hersteller ausgerechnet. Hinzu kommt: Über die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist mit „Genius“ teilweise sogar eine energieautarke Komplettversorgung möglich.

Als einer der ersten Fachhandwerker hat René Zweigler die ebenso kompakte wie komplexe Anlage in einem „Effizienzhaus 55“ installiert und den laufenden Betrieb jetzt seit rund einem halben Jahr fernüberwacht.

SHK Profi: Herr Zweigler, was gab den Ausschlag, in dem Neubau „Genius“ anstelle der ursprünglichen Anlagentechnik, also einer kontrollierten Wohnungslüftungsanlage und einer Gas-Brennwerttherme mit Flächenheizung, „Genius“ zu installieren?

René Zweigler: Ausschlaggebend waren sowohl energetische als auch wirtschaftliche Gründe. Energetische, weil die Gas-Therme mit gut 10 kW Leistung für den niedrigen Heizwärmebedarf in diesem Effizienzhaus 55 deutlich überdimensioniert war. Wirtschaftliche, weil durch die „Genius“-Technik auf die Installation der Flächenheizung verzichtet werden konnte. Installationstechnisch gesehen ist stattdessen einfach die ohnehin notwendige Wohnungslüftungsanlage etwas erweitert worden.

SHK Profi: Warum war diese „Erweiterung“ notwendig?

René Zweigler: Herkömmliche Abluft-Wärmepumpen mit Wärmerückgewinnung liefern für ein „Effizienzhaus 70“ oder besser zu wenig Heizleistung. Die neue Anlage von Systemair hingegen kann über einen sogenannten Sekundärluft-Kreis bis zu 6 kW Heiz- oder bis 4 kW Kühlleistung dauerhaft garantieren. Dieser Sekundärkreis zieht bei Heiz- oder Kälteanforderung über eine eigene Rohrleitung „modulierend“ Luft aus den Zulufträumen, führt sie zur Konditionierung über den Kompressor und dann durch das Lüftungsmodul und die entsprechenden Kanäle wieder in die Zuluftbereiche zurück. Durch diese Erhöhung des Luftvolumens liegt letztlich die bereitgestellte Leistung von „Genius“ deutlich über der herkömmlicher Abluft-Wärmepumpen.

SHK Profi: Eine Luft/Luft-Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen, zusätzlich eine Lüftungsanlage und eine Luft/Wasser-Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung in das Gerät integriert hört sich nach sehr komplexer Anlagentechnik an…

René Zweigler: Es hört sich in der Kurzbeschreibung komplexer an, als es in der Praxis tatsächlich ist. Wärmepumpe, kontrollierte Wohnungslüftung und Warmwasserbereitung sind in dem bodenstehenden Gerät bspw. drei eigenständige Module, die auch für die Einbringung ins Gebäude schnell geteilt werden können. Komplex ist aber zweifellos – von der Entwicklungsseite her gesehen – die Integration dieser Module mit einer gemeinsamen Steuerung in ein einziges, sehr kompaktes Gehäuse. Das hat Systemair aber aus Handwerkersicht gut gelöst, denn die Installation nach dem Plug-and-Play-Prinzip ist kaum aufwändiger als der Einbau eines bodenstehenden Heizkessels.

SHK Profi: Was muss denn konkret auf der Baustelle gemacht werden?

René Zweigler: Konkret muss der Systemair-„Kessel“ nach der Aufstellung bspw. im Haustechnikraum an die Elektroversorgung, an das Kalt- und Warmwassernetz, an die Lüftungsverteilung und an das Außen- und Fortluftgitter außerhalb angeschlossen werden. Das ist also nichts anderes, als es der SHK-Fachhandwerker oder Lüftungsbauer aus dem Tagesgeschäft schon gewohnt ist.

SHK Profi: SHK-Fachhandwerk oder Lüftungsbauer?

René Zweigler: Ja, aus gutem Grund. Denn mit der neuen Anlage sind die bisher gültigen Abgrenzungen zwischen Heizen, Kühlen und kontrollierter Wohnungslüftung aufgehoben. Der Lüftungsbauer kann also ab sofort problemlos auch den Heizungspart in einem Neubau mit abdecken, während der Heizungsbauer oder SHK-Fachhandwerker umgekehrt zwingend in das Gewerk Lüftung einsteigen muss, wenn er weiterhin von diesem zukunftsträchtigen Markt profitieren möchte.

SHK Profi: Ist der Markt aus Ihrer Sicht wirklich schon so zukunftsträchtig; denn die eine zentrale Unit zur gesamten Hausversorgung mit Wärme und Warmwasser, also mit Komfort ist ja nicht weniger als ein genereller Paradigmenwechsel?

René Zweigler: Der „Paradigmenwechsel“ stimmt in der Tat, denn zum ersten Mal sind tatsächlich alle zentralen Komfort-Funktionen eines Hauses über das Medium „Luft“ – und das in einem einzigen Gerät realisiert. Aber: Warum sollte das ein Hindernis auf dem Weg zum Markterfolg sein? Den Endkunden interessiert doch letztlich nur die Frage, wie effizient, komfortabel und kostengünstig er die Grundversorgung seines Hauses absichert – und da sprechen sowohl bei der Installation als auch im Betrieb die harten, kalkulierbaren Zahlen für „Genius“.

SHK Profi: Der Hersteller nennt Einsparungen von bis zu 10 000 € pro Haus. Wie kann ein solcher Betrag erreicht werden und ist er realistisch?

René Zweigler: Das kann, je nach Größenordnung der Installation und Komfortanspruch des Bauherrn, durchaus der Fall sein. Vor allem, wenn ansonsten neben der kontrollierten Wohnungslüftung und der Heizung mit Flächentemperierung auch noch eine aktive Kühlung installiert worden wäre – also genau die Komfort-Funktionalität, die „Genius“ schon werksseitig ebenfalls mitbringt. Und gerade das aktive Kühlen wird künftig in hoch gedämmten Gebäuden einen immer höheren Stellenwert bekommen, weil die Heizlasten drastisch sinken, aber der Bedarf an Temperierung massiv ansteigt, um die sommerlichen Wärmelasten abzuführen.

SHK Profi: Sie sagten vorhin, der Einbau des „Genius“-Systems sei kaum aufwändiger als der eines bodenstehenden Heizkessels, zudem wäre die Anlage durch SHK-Fachhandwerker aber auch Lüftungsbauer installierbar. Kann also wirklich jeder Installateur die Kombi-Technik von Systemair verbauen?

René Zweigler: Im Prinzip ja, wobei ich aber die Einschränkung der Qualifizierung machen möchte. Hier gilt letztlich dasselbe wie bei konventionellen Heizungs- oder Wohnungslüftungs-Anlagen: Dank der vorkonfektionierten Bauweise ist die Montage der Anlage die geringste Herausforderung. Entscheidender ist vielmehr die Sorgfalt in der Bedarfsberechnung und in der Auslegung der Lüftungswege sowie in deren Installation, um ein Maximum an Effizienz und Betriebssicherheit zu gewährleisten. Wer hier nicht „sattelfest“ ist, wird in der Betriebsphase garantiert Probleme mit dem Bauherrn bekommen. Fachhandwerker, die sich aber qualifiziert weitergebildet haben und wie gewohnt sorgfältig arbeiten, können ihren Kunden ebenso sicher eine zwar unkonventionelle, aber besonders effiziente Haustechnik-Lösung anbieten, die es in vergleichbarer Form ansonsten nicht am Markt gibt.

SHK Profi: … und wie sieht es später in der Betriebsphase aus?

René Zweigler: Genauso problemlos, denn die einzelnen Technikmodule und ihre Wartung sind zum einen ja bekannt. Zum anderen ist die zentrale Elektronik so aufgebaut, dass alle Funktionalitäten bis hin zur Fernüberwachung oder Anpassung an veränderte Betriebszustände via Internet und Laptop gesteuert werden können – einfacher, bequemer und letztendlich auch wirtschaftlicher geht es nicht.

SHK Profi: Die Anlage wird ja in der Regel im Haustechnikraum installiert, wie ist es denn um die Geräuschentwicklung bestellt?

René Zweigler: Auch die ist mit einer konventionellen Wärmepumpe oder einer kontrollierten Wohnungslüftung vergleichbar; keinesfalls lauter. Denn je nach Betriebszustand ist maximal das leise Brummen des Kompressors zu hören, wie bei einem Kühlschrank.

SHK Profi: Die Effizienz einer Luftheizung basiert nicht zuletzt auf einem weitgehend gleichen Temperaturniveau im ganzen Haus – bleibt da nicht das individuelle Wohlgefühl in den einzelnen Räumen auf der Strecke?

René Zweigler: Nein, ganz und gar nicht, denn bei „Genius“ kann auf Wunsch optional raumweise per Festwert oder bedarfsgerecht gesteuert werden, also mit PTCs (Anmerk. d. Red.: elektrische Nachheizelemente) zum Nachheizen in den Zuluftkanälen. Ebenso ist natürlich auch eine witterungsgeführte Regelung möglich. Gleiches gilt beim Kühlen – dem Wohlfühlkomfort sind also tatsächlich kaum Grenzen gesetzt.

SHK Profi: Herr Zweigler, vielen Dank.

Prinzip „Genius“

Die von Systemair neu in den Markt eingeführte Luftheizung „Genius“ besteht konstruktiv aus einer Luft/Luft/Wasser-Wärmepumpe, einer konventionellen Wohnungslüftungsanlage sowie einem zusätzlich aufgeschalteten Sekundärluft-Kreis. Dieser Kreis ist notwendig, um im Bedarfsfall die Heiz- und auch Kühllast über eine Erhöhung des Volumenstroms abzudecken. Dafür wird einem oder mehreren Zuluftbereichen über ein separates Sekundärluft-Kanalnetz bedarfsgerecht, also modulierend Luft entnommen, im Wärmepumpenmodul je nach Erfordernis erwärmt oder gekühlt und anschließend zusammen mit der Frischluft nach der Wärmerückgewinnung wieder in die Zuluftbereiche bzw. -räume zurückgeführt.

Die Lüftungsnorm DIN 1946-6 mit der Obergrenze von 50 °C für Warmluft zur Raumbeheizung kann also eingehalten werden, da bei zusätzlich notwendiger Heizleistung diese über den höheren Volumenstrom bereitgestellt wird.

Weitere Informationen unter www.systemair.de

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