VDI 2035: Wesentliche Änderungen in der Richtlinie
Im Gespräch mit Dr. Dietmar Ende
Nicht allein der Austausch eines Wärmeerzeugers kann einen wichtigen Beitrag zum „Green Deal“ leisten, auch das Heizungswasser und seine Eigenschaften spielen bei der Sanierung von Heizsystemen eine Rolle. Dr. Dietmar Ende, Leiter Forschung/Entwicklung, permatrade Wassertechnik GmbH, im Interview dazu.
SHK Profi: Worin liegen aktuell die besonderen Herausforderungen bei der Sanierung von Heizungssystemen?
Dr. Dietmar Ende: Die besonderen Herausforderungen liegen ganz klar in der richtigen Einstellung der Heizungswasserqualität. Gerade ältere Anlagen wurden oft mit enthärtetem Wasser betrieben, das dann für die Aluminiumlegierung des neuen Kessels häufig einen zu hohen pH-Wert aufweist. Wird der alte Kessel z.B. gegen eine Wärmepumpe ausgetauscht, muss wiederum das spezifische Anlagenvolumen besonders beachtet werden, da dieses die erlaubte Resthärte diktiert.
SHK Profi: Heizungswasser ist ein gutes Stichwort. In Bälde erscheint die neue VDI 2035. Was hat sich gegenüber der bisherigen Richtlinie geändert?
Dr. Dietmar Ende: Zunächst einmal werden Blatt 1 (Steinbildung) und Blatt 2 (wasserseitige Korrosion) zu einem Blatt 1 zusammengeführt sein. Es gibt geringfügige – praxisfreundlichere – Änderungen bei den Grenzwerten für die Resthärten sowie eine Ausweitung des pH-Fensters bei Aluminiumlegierungen. Von einer Verwendung voll enthärteten Wassers wird trotzdem explizit abgeraten, der Einsatz von Reinaluminium in Heizkreisläufen ist ausgeschlossen. Zudem sind zum Erfassen der Füll- und Ergänzungswassermengen jetzt Wasserzähler einzubauen.
SHK Profi: Welche Grenzwerte müssen berücksichtigt werden? Was bedeuten diese für die Praxis?
Dr. Dietmar Ende: Der scharfe Grenzwert von 0,1 °d Resthärte für Kesselleistungen > 600 kW als auch für ein Spezifisches Anlagevolumen SAV > 40 l/kW wird auf 0,3 °d angehoben. Das klingt zunächst nach wenig. Allerdings findet man dann im Anhang I3, dass Resthärten < 1 °d bei salzarmer Betriebsweise zu keiner nennenswerten Steinbildung führen, da beim Entsalzen auch das Hydrogenkarbonat stark reduziert wird. Messtechnisch wird es für den Heizungsbauer somit einfacher, auch aufgrund der praxisnahen Hinweise zur Vor-Ort-Messung von Leitfähigkeit und pH-Wert. Die Farbe des Wassers ist ebenfalls kein Thema mehr, es sollte lediglich klar sein.
SHK Profi: Welche konkreten Empfehlungen gibt es aktuell bei Bestandsanlagen?
Dr. Dietmar Ende: Die neue Richtlinie widmet den Empfehlungen zum Umgang mit Bestandsanlagen ein eigenes Kapitel. Darin enthalten ist auch eine umfassende Tabelle mit Beispielen für Mängel, deren Ursachen und mögliche Abhilfemaßnahmen. Eine konkrete Empfehlung lautet: „Einmal für Wasser-Frostschutzmittel-Befüllungen genutzte Komponenten nicht für die Heizanlage nutzen.“ Begründbar ist dies mit der in der Praxis beobachteten starken Absenkung des pH-Werts infolge abgebauter Frostschutzmittelreste, die eine Anlage in der Folge dann stark korrodieren lassen.
SHK Profi: Wann braucht ein Heizungsbauer nach neuer VDI 2035 Unterstützung von Fachseite. Wer ist damit gemeint?
Dr. Dietmar Ende: Unterstützung von der Fachseite benötigt der Heizungsbauer, wenn er es mit extremen – meist zu niedrigen – pH-Werten im Heizungswasser zu tun bekommt. Oder wenn Heizungswasser zuvor bereits mit chemischen Zusätzen behandelt wurde. Hier sollte er einen Fachmann aus der Wasseraufbereitungsbranche hinzuziehen.
SHK Profi: Die Herausforderungen für das Heizungswasser bleiben also hoch. Wann ist mit dem Erscheinen der neuen VDI 2035 zu rechnen?
Dr. Dietmar Ende: Die neue technische Regel VDI 2035 Blatt 1: 2021-03 ist seit März beim Beuth-Verlag erhältlich.
SHK Profi: Herr Dr. Dietmar Ende, vielen Dank für das Interview.