Strahlungsheizung
Deckenzone bleibt kühlHohe Lagerhallen von Industrie und Handel werden zunehmend statisch beheizt. Der Trend geht auf Kosten der – noch – dominierenden Luftheizung mit Ventilatoren. Die Gründe dafür: Energiesparzwänge und wachsende Komfortansprüche. Trotz mancherlei Nachteilen dominiert in Lagerhallen die Gebläseheizung mit Wand- und Deckenlufterhitzern. Der Bauherr, der auf den Euro achtet, muss dafür relativ wenig investieren; also ist er geneigt, Geräusche, Zugluft und Staubverwirbelungen in Kauf zu nehmen. Vermietet der Bauherr die Halle, kümmern ihn auch die hohen Ventilatorkosten nicht, ebenso wenig der verlustreiche Wärmestau unter dem Hallendach, der bei jeder Konvektivheizung unvermeidbar ist.
Bei Eigennutzung der Halle – wo Komfort und Wirtschaftlichkeit mit ausschlaggebend sind – kommt indes vermehrt die Strahlungsheizung zum Zug, denn sie temperiert nur die Aufenthaltszonen und nicht die Luft im Dachbereich. Das liegt am physikalischen Prinzip.
Physikalisches Prinzip der Strahlungsheizung
Die langwelligen Wärmestrahlen werden nur dort wirksam, wo sie auftreffen und erhöhen die Oberflächentemperatur der raumumschließenden Flächen, der Halleneinrichtung und auch der anwesenden Personen. Dadurch lässt sich die Lufttemperatur in der Halle um zwei bis drei K senken. Thermischer Komfort und Energiespareffekt ergänzen sich demnach.
Die Strahlen erwärmen – der Sonne vergleichbar – nicht den Luftraum, den sie überbrücken. Folglich spielt der Abstand zwischen der strahlenden Fläche und dem Arbeitsbereich keine Rolle. Hohe Hallen wie Palettenlager sind deshalb für die Deckenstrahlheizung prädestiniert. Sie lässt sich elegant dort unterbringen, wo sie nicht im Wege ist und wo die Raumnutzung nichts kostet, nämlich in den Gassen zwischen den Regalen.
Umschlaghalle mit Hochregallager
Einen typischen Anwendungsfall löste die Firma Vacurant Heizsysteme (www.vacurant.de), aus Bad Lippspringe für den Neubau einer Reifenlagerhalle von Pirelli im hessischen Otzberg. Die Umschlaghalle mit Hochregallager fasst insgesamt 423 000 m³ umbauten Raum. Installiert wurden 62 gasbefeuerte Dunkelstrahlbänder mit Edelstahlreflektoren. Jeweils zwei Strahlungsbänder sind an einen gemeinsamen Abgaskamin angeschlossen. Nennwärmeleistung der jeweils 18 m langen Strahler: 45 kW. „Durch die frühe Abstimmung in der Planungsphase des Gebäudes konnten wir ein kostengünstiges Konzept entwickeln,“ betont Vacurant-Geschäftsführer Bernd Kühnapfel. So laufen die Strahlungsrohre durch die Dachbinder hindurch, die dafür ausgespart wurden.
Logistikhalle mit
Strahlungsbändern
Zwei weitere Anwendungsfälle für Dunkelstrahler: Insgesamt 1100 kW Heizleistung wurden in der neuen Logistikhalle der VW-Tochter Sitech GmbH im polnischen Polkowice installiert. Sitech fertigt die Fahrzeugsitze für fast alle VW-Modelle. In dem 11 000 m² großen Logistikzentrum sind in 10 m Höhe 35 gasbefeuerte Strahlungsbänder mit je 9 m Länge abgehängt. Jeweils 5 Geräte sind abgasseitig zusammengefasst; die Rauchgase werden also über 7 Dachkamine entsorgt.
In Rekordzeit installiert
In Neu-Isenburg, unmittelbar am Frankfurter Flughafen, entstand mit 240 000 m² Nutzfläche das gigantische Dienstleistungs- und Logistik-Zentrum „An der Gehespitz“. Für den ersten Bauabschnitt errichtete Generalunternehmer Harder&Partner aus Hockenheim zwei Hallen mit 20 000 m² in einer Rekordzeit von drei Monaten. Hauptmieter Siemens Medical richtete darin sein „World Distribution Center“ ein.
Das enge Zeitfenster für das Projekt Gehespitz war für die beteiligten SHK-Unternehmen eine große Herausforderung. In Tag- und Nachtarbeit installierte Heizungsbauer Helmut Herbert aus dem südhessischen Einhausen binnen 14 Tagen 30 Dunkelstrahler im Lager- und Kommissionierbereich. Gesamt-Heizleistung: 1.040 kW. Die gasbefeuerten Linearstrahler mit 10 bis 19 m Länge haben separate Abgaseinrichtungen und sind einzeln zu- und abschaltbar. Das erlaubt die flexible Zonenbeheizung.
Energiekosteneinsparung steigt mit Hallenhöhe
Bei der Systemwahl des Bauherrn waren in allen genannten Fällen die niedrigen Investmentkosten mit ausschlaggebend. So macht die direkte Befeuerung mit Erdgas den Bau einer Heizzentrale und ein aufwändiges Rohrnetz für die Wärmeverteilung entbehrlich. Bernd Kühnapfel ergänzt: „Auch in den Betriebskosten sind Strahlungsheizungen den konkurrierenden Luftheizungen überlegen, vor allem bei großer Raumhöhe“. Bei einer 10 m hohen Halle soll die Energiekosteneinsparung bis zu 40% betragen, bei 15 m Hallenhöhe sogar bis zu 50%. Wesentlichen Anteil an dem Einspareffekt hat, wie erwähnt, die fehlende Temperaturschichtung, so dass die Wärmeverluste durch das Hallendach gering bleiben.
Generell sind Logistikhallen knapp kalkulierte Mietobjekte, die relativ oft umgenutzt werden. Kosten und Flexibilität zählen also, nicht der architektonische Reiz. „Die dezentrale Technik macht die Temperatur-Zonierung und nachträgliche Änderungen einfach“, betont der Vacurant-Geschäftsführer und weist auf einen weiteren Vorzug der Strahlungsheizung hin: „Wenn die Hallentore aufgehen, bleibt die Heizwirkung erhalten. Die Wärme entweicht nicht auf einen Schlag, weil sie in der Bauhülle gespeichert ist und nicht in der Luft.“