Senioren-Wohnanlage

Senioren heizen „grün“

mit Pellets und Solar

Die Preisentwicklung bei Gas und Öl hatte Fritz Bohmann, Bauunternehmer und Inhaber des Fachhandwerksunternehmens „Fribo-Team“, stets im Blick, als im niedersächsischen Rastede eine Senioren-Wohn­anlage geplant wurde. Und zwar sowohl im Hinblick auf eine langfristig sicher gestellte Verfügbarkeit des Rohstoffes als auch auf ein, für Mieter verträgliches Niveau der Nebenkosten. In Zusammenarbeit mit Heizungsbaumeister Thorsten Skeide fiel die Entscheidung zugunsten einer Kombination aus Pellet-Heizkessel und Solar-Flachkollektoren, um die jeweils zweimal neun Senioren-Bungalows zu beheizen.

Seit 1975 baut, verkauft oder vermietet Fritz Bohmann Immobilien, vorwiegend in Rastede und Um­gebung. Die Ausführung übernimmt dabei stets sein „Fribo-Team“, das die Häuser von der Planung über sämtliche Gewerke bis zur schlüsselfertigen Übergabe erstellt. Mit kompetenten Fachhandwerkern im Rücken und seinem Gespür für zukunftsfähige Immobilienkonzepte baute er u. a. eine Wohnanlage, die bis ins Detail auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten ist. Dabei sind die 18 Wohneinheiten komplett als schwellenlose Zweizimmer-Reihenhäuser mit entsprechend altersgerechten Bädern und einer hoch wärmegedämmten Gebäudehülle ausgestattet, die die Häuser auf einen geringen Wärmeenergiebedarf von nicht mehr als 40 kWh/m2a bringt. Durch diesen niedrigen Energiebedarf wurde der Bau der Häuser nicht nur durch ein zinsgünstiges KfW-Darlehen gefördert, sondern versprach auch niedrige Heizkosten.

Um diesen Vorteil langfris­tig ausspielen zu können und damit zugleich unabhängiger von Schwankungen der Rohstoffpreise zu sein, hat Boh­mann sich nach einer wirtschaftlichen Alternative zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen umgesehen. Schnell fiel dabei die Entscheidung für den Brennstoff Holzpellets sowie für die Nutzung von Sonnenenergie durch eine thermische Solaranlage. „Das Heizen mit Pellets war für mich auch deshalb attraktiv, weil ich damit die heimische Wirtschaft unterstützen kann und in der Region langfris­tig Arbeitsplätze schaffe“, erläutert Bohmann seine Wahl. Hinzu kam, dass bei der Verwendung von Holz als Brennstoff u.a. Fördergelder aus dem Marktanreizprogramm über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für die Anlagentechnik in Anspruch genommen werden konnten. Gleiches galt für die Solarkollektoren, die derzeit bei Verwendung zur Warmwasserbereitung in der Basisförderung mit 60 €, bei zusätzlicher Nutzung zur Heizungsunterstützung sogar mit 105 €/m² Kollektorfläche bezuschusst werden.


Niedriger Wärmeenergiebedarf

Die 18 altersgerechten Reihenhäuser, zweimal neun Stück leicht versetzt nebeneinander stehend, in massiver Bauweise und durch eine sehr gute Abdichtung der Gebäudehülle mit einer 18 cm-Perlite-Dämmung im Hohlraum des zweischaligen Klinkermauerwerks auf KfW 40-Standard gebracht, benötigen laut Wärmebedarfsberechnung lediglich eine Heizungsvorlauftemperatur von 45 °C. Entsprechend gering fiel deshalb die notwendige Leistungskennzahl des Wärmeerzeugers aus. Mit einer Leistung von 30 kW und einer Vielzahl technischer Merkmale, wie z.B. einer automatischen Verbrennungsregelung, lag der Pellet-Heizkessel „renerVIT“ von Vaillant (www.vaillant.de) exakt in dem für dieses Energiekonzept erforderlichen Spektrum.

Insbesondere die Modulationsbreite von 6,4 bis 30 kW des Pellet-Heizkessels ermöglicht eine systemfähige Kombination mit jeweils vier Solar-Flachkollektoren, die zusätzlich auf die zentralen 1500 l-Multifunktionsspeicher aufgeschaltet sind. Unter Berücksichtigung des aktuellen Bedarfs­profils steuert die Regelung des Kessels die energieeffiziente Betriebsweise der gesamten Heizungsanlage. So wird der jeweils vorteilhafteste Anlagenteil optimal genutzt, und der Verbrauch orientiert sich kostengünstig am tatsächlichen Wärmebedarf der Wohnanlage. So fährt z.B. der Kessel seine Heizleistung immer dann automatisch herunter, wenn die Speicher-Soll-Temperatur auch durch den Solarertrag gedeckt werden kann.

 
Saubere und effiziente

Verbrennung

Vier thermische Solar-Flachkollektoren pro Anlage mit einer Bruttokollek­torfläche von zusammen 20,08 m², die überwiegend im unteren Temperaturbereich Wärme aus regenerativer Energie erzeugen, wurden dafür auf den Dächern der beiden Kesselhäuser montiert. Für höhere Wassertemperaturen und insbesondere in der kalten Jahreszeit stehen ergänzend die beiden Pellet-Heizkessel zur Verfügung. Hier ermöglicht die automatische Regulierung der Luft- und der Brennstoffzufuhr über eine Lambdasonde im Abgasweg eine optimale Verbrennung bei gleichbleibend hohem Wirkungsgrad von ca. 93 %.

Ebenso effektiv wie wartungsarm ist das automatische Reinigungssystem: Damit sich keine Verschlackungen auf dem Brennerrost bilden können, wird der Brenner durch Absenken des Rostes auf eine Matrize gereinigt. Damit ist eine Versinterung der Brennkammer zuverlässig ausgeschlossen. Auch die vollautomatische Reinigung des Wärmetauschers durch Heben und Senken der Turbolatoren minimiert den Wartungsaufwand. Dennoch sollten zur sauberen und nahezu rückstandslosen Verbrennung grundsätzlich nur Pellets verwendet werden, die das Gütesiegel DINplus tragen.

„Die Qualität der Verbrennung hängt entscheidend von der Qualität des Brennstoffs ab. Deshalb ist es wichtig, nur nach der DINplus-Norm hergestellte Pellets zu verwenden. Ebenso entscheidend aber ist der ordnungsgemäße Zustand der Lagerstätte sowie die gleichmäßige und reibungslose Zuführung zur Brennkammer“, erläutert Bernd Riethmüller, Vertriebsingenieur Regenerative Energien bei Vaillant, den Sachverhalt. Dieser Aspekt wird in der Rasteder Wohnanlage mit einem trockenen Lagerraum gleich neben der Technikzentrale und der automatischen Schneckenförderung für Pellets sicher gelöst.


Handeln mit Weitblick

Nach einem Jahr Betrieb ist Bohmann zufrieden. Und zwar sowohl mit der Gerätetechnik, „die seit der kostenlosen Erst-Inbetriebnahme durch den Werkskundendienst tadellos funktioniert“, als auch mit der Pflege und Wartung der Anlage: „Der Aufwand für die Anlieferung der Pellets oder die Wartung durch unseren Heizungsmonteur ist vergleichbar mit dem Aufwand bei einer Ölheizung dieser Größenordnung.“ Ein Unterschied besteht jedoch im Vergleich zu Gas und Öl im vergleichsweise geringen Brennstoff-Preis.

Bohmann: „Bedenkt man, dass mit einem Kessel der Leistungsstufe bis 30 kW plus Solarmodulen neun Wohneinheiten à 70 m², also insgesamt über 600 m² beheizt werden, dann ist eine Pellet-Heizungsanlage gerade auch für kommunale oder gewerbliche Betriebe interessant.“ „Darüber hinaus verpflichtet das Erneuerbare-Energie-Wärmegesetz (EEWärmeG) Bauherren ab Januar 2009 ohnehin dazu, den Wärmebedarf von Neubauten anteilig aus erneuerbarer Energie zu decken – das gilt auch für Nichtwohngebäude“, so Riethmüller.

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