„Regenbogen“ gibt Selbstständigkeit
Sanitärbereiche für kleine BenutzerDie Ergebnisse der Pisa-Studien zeigen, Deutschland besitzt einen erheblichen Nachholbedarf in Sachen Bildung und Förderung von Kindern. Daher wollen die Bundesländer mit neuen Kinderbildungsgesetzen (KiBiz) die frühe Bildung stärken. Neben der individuellen Bildungsförderung ist es auch Ziel, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Dazu sollen die Tageseinrichtungen und hier vor allem die Betreuungsangebote für unter dreijährige Kinder ausgebaut werden. Kindgerecht gestaltete Einrichtungen sollen dazu beitragen, den Lernprozess bei den Kindern zu mehr Selbstständigkeit zu beschleunigen und das Personal zu entlasten. Wie dieser Ansatz auch auf den Sanitärbereich übertragen werden kann, zeigt das Beispiel der Kindertagesstätte „Regenbogen“ im thüringischen Mohlsdorf.
Die Kindertagesstätte „Regenbogen“ liegt seit einigen Jahren im Zentrum der 3000 Seelen-Gemeinde Mohlsdorf, die zum Landkreis Greiz gehört. Sie befindet sich in einem Trakt der Grundschule Mohlsdorf. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen im Schulgebäude wurde die Kindertagesstätte unter dem Namen „Regenbogen“ eröffnet. Damit wurden Kindergarten und Grundschule in diesem bisher für das Land Thüringen einmaligen Projekt unter einem Dach vereint. Diese Kombination bietet den Vorteil, dass die Kinder bereits frühzeitig Eindrücke vom Schulbetrieb sammeln können, die vor der Einschulung durch erste Schnupperstunden noch verstärkt werden. Abgerundet wird das Angebot durch musikalische Früherziehung und einen Englischkurs für Vorschulkinder.
Ausgelegt ist die Kindertagesstätte für fast 100 Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren. Sie verteilen sich auf sechs Gruppen, deren Zusammensetzung sich an drei Alterstufen orientiert. So ist eine dem Alter entsprechende Betreuung, die den Entwicklungsstand der Kinder berücksichtigt, gegeben. Dazu verfügt die Kindertagesstätte „Regenbogen“ über insgesamt 13 Mitarbeiterinnen. Elf davon sind Erzieherinnen, die jeweils eine bestimmte Gruppe betreuen, um den Kindern eine Bezugsperson zu bieten.
Altersgerechte Sanitärräume
Die Gruppenräume befinden sich im Erd- und im Obergeschoss des Kindergartengebäudes. Um kurze Wege zum Sanitärbereich zu erreichen, wurden auf jeder Etage zwei Sanitärräume eingeplant. So wird vermieden, dass die Kinder Ängste entwickeln, weil sie fürchten, sich auf dem Weg zu verirren. „In der Eingewöhnungsphase begleiten wir die Kinder zur Toilette“, erklärt die Leiterin der Kindertagesstätte „Regenbogen“, Steffi Leske. „Meist lernen sie dann aber sehr schnell, den Weg selbstständig zu gehen.“ Um diesen Lernprozess zu fördern, wurden die Sanitärräume in verschiedenen Farben gehalten. So entstanden ein rot, ein gelb und zwei blau dominierte Räume. Die Farben vermitteln den Kindern dabei Vertrautheit, so dass sie ohne Scheu und Ängste ihren Raum aufsuchen können.
Diese und weitere Faktoren wurden bereits in der Umbauphase bei der Sanitärfachplanung berücksichtigt. Sie wurde durch das Ingenieurbüro Börner aus Greiz ausgeführt, dessen Fachgebiet die gesamte Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärplanung ist. „Bei der Ausstattung dieser Räume kam es besonders darauf an, sie den verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen der Kinder anzupassen und die damit verbundenen unterschiedlichen Körpergrößen zu berücksichtigen“, umreißt Planer Börner die besondere Aufgabenstellung, die sein Ingenieurbüro zu lösen hatte. „Dabei waren gerade bei der Sanitärkeramik kindgerechte Lösungen gefordert.“ Der Bauherr entschied sich deshalb für speziell auf diesen besonderen Einsatzbereich abgestimmte Produkte des Herstellers Keramag (www.keramag.de).
„Baby“-WC im Einsatz
So kamen in den beiden Sanitärbereichen im Erdgeschoss, die für die Gruppen der ein- bis dreijährigen Kinder vorgesehen sind, zwei Tiefspül-WC vom Modell „Baby“ zum Einsatz. Sie sind eigens für die Nutzung durch Kleinkinder konzipiert worden, was sich vor allem in der geringeren Größe zeigt. Die Sitzhöhe beträgt nur 26 cm, so dass die Kleinen beim Sitzen den Boden mit den Füßen erreichen können, um sicheren Halt zu haben. Auch der Sitzring ist diesen besonderen Anforderungen angepasst worden, indem sich seine Form an die eines Töpfchens anlehnt, damit die Kinder sicher sitzen können. Seine farbige Gestaltung orientiert sich ebenfalls am Wahrnehmungsvermögen der Kinder. Da die Farben Rot und Weiß bereits ab der Geburt unterschieden werden können, ist der Sitzring in roter Farbe gehalten, um den Lernprozess zu unterstützen. Doch besonders das Vorbild, das andere Kinder geben, ist hier wichtig. „Die Kleinen sind sehr neugierig und kopieren das Verhalten der größeren Kinder“, sagt Steffi Leske. „Wenn diese selbstständig die Toilette aufsuchen, wollen es die Kleinen auch können.“
Während dieses WC dem Kleinkind den Weg zur Sauberkeit erleichtert, verhilft es dem Personal zu einer deutlichen Zeitersparnis. So müssen die Töpfchen nach jeder Benutzung in einem Topfspüler zeitaufwändig gereinigt werden. Dieser Arbeitsschritt entfällt beim WC „Baby“, da es mit einer herkömmlichen Wasserspülung betrieben wird. Außerdem ist der Sitzring abnehmbar ausgeführt, so dass bei Bedarf eine effektive Reinigung oder Desinfektion ohne großen Zeitaufwand durchgeführt werden kann.
WC für ältere Kinder
Auch für die älteren Kinder gibt es mit dem WC „Kind“ ein Produkt, das die Körpergröße berücksichtigt. Es ist technisch wie ein WC für Erwachsene gestaltet, doch die Proportionen sind auf die des kindlichen Körpers minimiert worden. In der Kindertagesstätte „Regenbogen“ wurde das wandhängende WC-Modell installiert. Bei ihm sind die Installationsmaße der Standard-WC berücksichtigt, so dass es trotz einer kindgerechten Sitzhöhe von nur 35 cm an jeder herkömmlichen Vorwandinstallation montiert werden kann. Trotzdem verbleibt noch eine Bodenfreiheit von 55 mm, um den Reinigungsaufwand des darunter befindlichen Fußbodens möglichst gering zu halten.
Für die Kinder, die selbstständig die Toilette benutzen können, sind die „Kind“-WC in abgetrennten Kabinen untergebracht worden. Die Größe der Kabinen wurde ebenfalls kindgerecht gestaltet, damit die Kinder sich nicht vor einem schmalen hohen Raum ängstigen. Für das Personal bietet diese geringe Bauhöhe den Vorteil, dass auch hier eine Beaufsichtigung problemlos möglich ist.
Durch die Vielzahl dieser Maßnahmen sind in der Kindertagesstätte „Regenbogen“ WC-Bereiche entstanden, die die Kinder bei der Erlangung ihrer Selbstständigkeit unterstützen und gleichzeitig dem Personal die Arbeit erleichtern.
Waschtische im Kinderformat
Im Kindergarten lernen die kleinen Besucher schrittweise ihre eigene Körperpflege, wie z. B. Hände- und Gesichtwaschen, Kämmen oder Zähneputzen, durchzuführen. Eine entsprechend gestaltete Waschgelegenheit fördert dabei den Lernerfolg und erzeugt gleichzeitig Spaß beim Umgang mit Wasser. In der Mohlsdorfer Kindertagesstätte ist dieser Bereich in die Sanitärräume integriert. Um das Unfallrisiko zu verringern, dass sich aus dem Bewegungsdrang der Kinder ergibt, sind die Räume großzügig zugeschnitten.
Das Zentrum der Räume bilden die Waschgelegenheiten, neben denen an der Wand Handtuchhaken und Halter für Zahnputzbecher angebracht sind. Hier erleichtern Piktogramme mit einfachen Symbolen das Auffinden des eigenen Handtuchs. Die Waschtische sind entweder in einer Reihenanlage angebracht oder um eine Säule herum angeordnet. Dadurch können sich auch bei großem Andrang, z. B. vor dem Frühstück, möglichst viele Kinder gleichzeitig die Hände waschen. Zum Einsatz kommen hier ebenfalls Waschtische aus der Serie „Kind“ von Keramag, die in altersgerechten Höhen zwischen 45 und 60 cm angebracht wurden. Ihre Grundmaße betragen 60 x 40 cm. Damit verfügen sie über eine Breite, die den kleinen Nutzern großzügige Ablageflächen bietet, auf denen sie ihre Waschutensilien ablegen können. Die verkürzte Ausladung von nur 40 cm trägt dazu bei, dass auch kurze Kinderärmchen jede Stelle auf dem Waschtisch problemlos erreichen können. Zusätzlich wölbt sich die Armaturenbank dem Nutzer entgegen, damit die Armatur gut erreicht werden kann.
Das eigentliche Waschbecken ist im Wellendesign gestaltet und extra tief ausgeführt, so dass die Kleidung der Kinder auch beim Planschen möglichst trocken bleibt. Um das Verletzungsrisiko bei einem Sturz zu verringern, ist die äußere Kontur in Anlehnung an die Wellenform gestaltet und alle Kanten sind mit großen Radien abgerundet. Als Armatur wird in der Kindertagesstätte „Regenbogen“ eine Einhebelmischbatterie eingesetzt, die ebenfalls für die Nutzung durch Kinder modifiziert wurde. Seifenspender und über dem Waschbecken angebrachte Spiegel sorgen dafür, dass hier Waschgelegenheiten entstanden sind, die hinsichtlich des Nutzungskomforts denen der „Großen“ in nichts nachstehen.