Altersgerechte Sanitärausstattung

Rechtsanspruch weckt neue Bedürfnisse Körperpflege und Hygiene erlernen

Seit dem 1. August haben Kinder ab Beginn des zweiten Lebensjahres Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Daher ist jetzt auch die kleinstkindgerechte Ausstattung von Kindergärten und -tagesstätten zu einem wichtigen Thema geworden, das sich nicht nur auf die Pädagogik, sondern auch auf die Pflege und Hygiene erstreckt. Darüber hinaus gehört zur Förderung der Selbstständigkeit das Erlernen der eigenständigen Nutzung von Wasch- und Toilettenräumen.

Frühkindliche Förderung und Betreuung zählt mit zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Damit auch berufstätige Paare ihren Kinderwunsch verwirklichen können, muss ein bedarfs­gerechtes Angebot an Betreuungsplätzen bereitstehen. Das Ziel ist jedoch nicht erreicht worden, das Bundesfamilienministerium geht jetzt von einem durchschnittlichen Bedarf von 39 % aus. Daher müssen die Ausbauanstrengungen der Städte und Gemeinden weitergehen. In NRW sollen bis 2018 1,4 Mrd. € in den U3-Ausbau fließen.
Allerdings gibt es auch Orte, die über ausreichende Angebote für Kinder unter drei Jahren verfügen – so z.B. in der 15 000 Einwohner zählenden Gemeinde Niederkrüchten des Kreises Viersen. Denn obwohl die nordrhein-westfälische Gemeinde den Rechtsspruch nicht umzusetzen hatte, legt man hier großen Wert auf eine flächendeckende U3-Betreuung und kann mit einer Quote von knapp 38 % für das Jahr 2013 selbstbewusst in die Zukunft blicken. Vor gut vier Jahren entschlossen sich die Verantwortlichen, den bisherigen Kindergarten im Ortsteil Elmpt durch eine neue Tageseinrichtung mit einem speziell auf diese Altersgruppe ausgerichteten Raumprogramm zu ersetzen. Nach anderthalb Jahren Bauzeit öffnete zum Kindergartenjahr 2011/12 die Kita „Unter’m Regenbogen“ mit 68 Betreuungsplätzen für Kinder ab einem Jahr bis zum Beginn der Schulpflicht ihre Tore. Aktuell werden hier 22 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren und 45 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in vier teils altershomogenen Gruppen betreut. Der Neubau kostete knapp 2 Mio. € und wurde u.a. mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II finanziert.

Fantasievolle Gestaltung

Die Einrichtung verfügt u.a. über einen Bewegungs- und einen Wassererlebnisraum. Gegessen wird im Kinderrestaurant, das 30 Kindern Platz bietet und in dem sich eine kleine Küche mit kindgerechten Dimensionen befindet. In den großzügig geschnittenen Fluren sind überall Spielnischen und Rückzugsmöglichkeiten integriert. Der Leitspruch der Einrichtung „Hier lebt die Fantasie und unsere Träume sterben nie“ findet sich als Motto in der Gestaltung wieder. Den Kindern werden dabei zahlreiche Möglichkeiten geboten, sich zu entwickeln, auszuprobieren und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Gleich im Foyer fällt auf, dass sogar die Fenster auf Augenhöhe der Kinder sind. Überall haben sie die Möglichkeit, nach draußen zu schauen. Auch die Gestaltung des Bereichs für die Kinder unter drei Jahren ist deren speziellen Bedürfnissen angepasst. Für sie gibt es neben entsprechend ausgestatteten Gruppenräumen auch Schlaf- und Wickelzimmer. Zur Einrichtung zählt ferner ein großflächiges Außengelände mit weiteren Spielmöglichkeiten. Insgesamt steht zur individuellen Betreuung und Förderung der bis zu 68 Kinder eine Fläche von etwa 1300 m2 zur Verfügung. Dazu gehört auch, dass die Sanitärbereiche den Anforderungen der unterschiedlichen Altersgruppen entsprechen.

Hygieneerziehung

Hierfür wurden speziell für Kinder entwickelte Sanitärobjekte in­stal­liert. Die Waschtisch- und WC-Lösungen sind ergonomisch und funktional auf die unterschiedlichen Altersgruppen abgestimmt. Schließlich sollen schon die Jüngsten spielerisch den Umgang mit Körperpflege sowie Hygiene erfahren und dabei auch die WCs und Waschtische selbstständig nutzen. Eine wichtige Funktion im Lernprozess ist dabei das Nachahmen älterer Kinder. Sie fungieren als Vorbilder für die jüngeren, die durch besonders niedrige WCs nicht mehr auf das Töpfchen müssen, sondern eigens an ihre Bedürfnisse angepasste Modelle nutzen können. Die Kita-Leitung und der Verantwortliche des Fachbereichs Ordnung und Soziales der Gemeinde, Herrmann-Josef Schippers, hatten dazu in enger Zusammenarbeit mit Oliver Lange, Projektmanager des führenden Herstellers von kindgerechten Badausstattungen, ein Sanitärkonzept für alle Altersgruppen entwickelt. Dazu gehört auch das bodenstehende „Baby“-Tiefspül-WC aus dem Keramag-Kinderspezialprogramm. Dieses nur 26 cm hohe WC entwöhnt die Kinder vom üblichen Töpfchen und bereitet sie auf die selbstständige Nutzung der Toilette vor. Der Sitzring in Töpfchenform bietet eine sichere Sitzposition und das WC macht das arbeits- sowie zeitaufwendige Entleeren von Töpfchen überflüssig. Durch die geringe Sitzhöhe bleiben die Füße der Kinder bei der Nutzung auf dem Boden. Selbst die farbliche Gestaltung ist auf das Wahrnehmungsvermögen der Jüngsten ausgerichtet: Da die Farben Rot und Weiß bereits ab der Geburt unterschieden werden können, ist der Sitzring in der Farbe Rot gehalten, um hier den Lernprozess zu unterstützen.

Neben den „Baby“-WCs sind in der Einrichtung Waschtische „Kind“ zum Einbau gekommen. Sie wurden auf kleinstkindgerechter Höhe von 45 cm installiert. Zudem fand ein Pflegemodul mit zwei Wickelplätzen, einem Hand- und einem Säuglingswaschbecken Einzug in den U3-Trakt. Eine angebaute Treppe gibt den Jüngsten die Möglichkeit, selbstständig das Modul zu erreichen, ohne von den Betreuungskräften hochgehoben werden zu müssen.

Ausstattungen für alle Altersgruppen

Das teiloffene Konzept der Kita findet sich auch in der übrigen Sanitärausstattung wieder. So wurde ein großer Waschraum im Trakt der U3-Kinder eingerichtet, der die gemeinsame Nutzung durch sämtliche Altersklassen ermöglicht. Waschtische und WCs sind in unterschiedlichen Höhen angeordnet, damit alle Kinder die für sie geeigneten Waschoptionen frei wählen können. Zum einen befinden sich Handwaschbecken der Serie „Renova Nr. 1 Plan“ auf 55 cm Höhe, zum anderen „Kind“-Waschtische in der Höhe von 50 cm. Durch deren geringe Ausladung können die kleineren Kinder die Armaturen selbstständig bedienen. Im WC-Bereich sind neben einem weiteren „Baby“-WC auch WCs „Kind“ installiert, die auf die Körpergröße der etwas älteren Kinder zugeschnitten sind. Im Gemeinschaftssanitärraum der Ein- bis Dreijährigen wurden zwei dieser Stand-WCs mit einer Sitzhöhe von 32 cm angebracht. Eines der beiden hat Fußstützen im Löwentatzendesign. Auf ihnen können sich kleinere Kinder sicher mit den Füßen abstützen. Auch die Türgriffe der einzelnen WC-Kabinen wurden auf unterschiedlichen Höhen montiert. Im Bereich „Nasszelle“, dem Wassererlebnisbereich der Einrichtung, befindet sich ein weiteres Pflegemodul mit Wasch­gelegenheit und einer Leiter für die Kinder. Das Highlight dieses Traktes ist die auf Maß gefertigte Wasch- und Matschrinne aus dem Mineralwerkstoff Varicor, die den Kindern ermöglicht, mit Wasser zu experimentieren und hemmungslos zu plantschen. Die Anfertigung hat der Varicor-Topverarbeiter Pollecker aus Essen vorgenommen. Das Besondere an Varicor ist nach Angaben von Keramag-Projektmanager Oliver Langer, „dass der Werkstoff in der Farbe Weiß eine antibakterielle Wirkung hat, da er eine Keimreduktion von über 99 % bewirkt“. Alle Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Niederkrüchten seien ohne großen Aufwand und kostspielige Umbaumaßnahmen auf Pflegemodule aus diesem Material, das in jede beliebige Form gebracht werden kann, umgerüstet worden. Auch für Herrmann-Josef Schippers als Verantwortlichen des Trägers ist der Faktor Hygiene von essentieller Bedeutung: „Wir haben hier 22 Kinder, die jünger als drei Jahre sind und gepflegt werden müssen. Da unterliegen wir als Träger Hygienevorschriften und diese kann ich mit solchen Produkten besser erfüllen. In Elmpt haben wir bei den Pflegemodulen übergangslose Becken, die verhindern, dass sich Keime und Bakterien in kleinen Rillen festsetzen können.“
Auch die 14 Mitarbeiterinnen haben ihren eigenen Sanitärbereich mit Dusche. Hier wurden Produkte der Serie „Renova Nr. 1 Plan“ eingebaut, wie etwa ein 55 cm breiter Waschtisch und ein wandhängendes WC. Diese Sanitärobjekte finden sich ebenfalls im WC-Raum des Besucherbereichs wieder, der zusätzlich mit einem Urinal ausgestattet wurde. Darüber hinaus wurde ein barrierefreies WC aus der Serie „Vitalis“ installiert, das speziell für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit konzipiert ist. Kombiniert wurde es mit einem Waschtisch aus der Serie „Dejuna“, der aufgrund seiner besonders flachen Ausführung mit dem Rollstuhl unterfahrbar ist und mit seiner benutzerfreundlichen Ausladung von 52,5 cm das Erreichen von Armatur und Ablageflächen im Sitzen erleichtert.

Neue Lernerfahrungen

Die Kita „Unter’m Regenbogen“ hat inzwischen den Status einer Vorzeigeeinrichtung in Sachen kindgerechte Sanitäranlagen bekommen. Leiterin Marita Heymes zeigt sich nach über zwei Jahren mit der Sanitärausstattung hochzufrieden: „Für die Kinder ist das eine ganz neue Lernerfahrung, bisher waren vor allem die Minitoiletten noch nicht so bekannt. Sie werden von unseren Kindern gut angenommen und die Qualität ist ebenfalls gut. Gerade die verschiedenen Größen sind eine fabelhafte Erfindung, sehr ansprechend für die Kinder und eine Erleichterung für die Erzieherinnen bei der Pflege.“

Leiterin der Kita „Unter´m Regenbogen“ Marita Heymes: „Für die Kinder ist das eine ganz neue Lernerfahrung, bisher waren vor allem die Minitoiletten noch nicht so bekannt. Sie werden von unseren Kindern gut angenommen, und die Qualität ist ebenfalls gut. Gerade die verschiedenen Größen sind eine fabelhafte Erfindung, sehr ansprechend für die Kinder und eine Erleichterung für die Erzieherinnen bei der Pflege.“
Verantwortlicher des Fachbereichs Ordnung und Soziales der Gemeinde Niederkrüchten Herrmann-Josef Schippers:
„Wir haben hier 22 Kinder, die jünger als drei Jahre sind und gepflegt werden müssen. Da unterliegen wir als Träger Hygienevorschriften, und diese kann ich mit solchen Produkten besser erfüllen.“
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