Mit Zollfahndern gegen Produktpiraten
Null-Toleranz-Kurs zahlt sich aus /
Erfolg gegen Produktpiraterie
Auf 42 der insgesamt 719 kontrollierten Messestände wurde der Zoll fündig und stellte 52 mutmaßliche Fälschungen von hochwertigen Armaturen, Duschköpfen, Pumpen und WC-Brillen sicher. Diese stammten zu 90 % aus China. Außerdem beschlagnahmten die Beamten 348 Produktkataloge und 1862 Datenträger, die Abbildungen der mutmaßlichen Plagiate enthielten. Die Aktion war seit langem geplant und kam doch überraschend: Der vom VDMA Fachverband Armaturen initiierte Zollkontrollrundgang wurde schwerpunktmäßig in Halle 4.2 durchgeführt und involvierte insgesamt 30 Zollbeamte und 17 Schutzrechtsinhaber. Vertreten waren unter anderem die Firmen Dornbracht, Hansa, Hansgrohe, Grohe, Oventrop, Ideal Standard, SAM, Schell, Vaillant und Villeroy & Boch.
Schätzungen gehen von einem jährlichen Schaden in Höhe von 30 Mrd. € aus, rund 70 000 Arbeitsplätze sollen deutschlandweit gefährdet sein: „Produktpiraterie ist kein Kavaliersdelikt, deswegen gehen wir seit Jahren ganz konsequent gegen Ideenklau vor“, so Richard Grohe, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Hansgrohe SE (www.hansgrohe.com). Gemeinsam mit dem Zoll und Patentanwälten ließ der Schwarzwälder Bad- und Sanitärspezialist am ersten Tag der weltgrößten Sanitärfachmesse, der ISH in Frankfurt am Main, Kopien von Hansgrohe-Brausen und einer Hansgrohe-Küchenarmatur, einziehen und beschlagnahmen. Von den beim Zollrundgang am ersten Messetag sichergestellten gefälschten Artikeln waren auch 35 Kopien von Dornbracht-Armaturen. Als Hersteller im Premium-Segment ist der Armaturenhersteller aus Iserlohn traditionell besonders stark von Nachahmungen betroffen. Daher geht das Unternehmen ebenfalls seit einigen Jahren verstärkt gegen Plagiate seiner Produkte vor und nutzt den Zollrundgang auf Messen als effizientes Mittel bei der Bekämpfung von Produktpiraterie.
„Bei uns beläuft sich der Schaden durch Plagiate auf 5 bis 10 % des Gesamtumsatzes“, so Richard Grohe. Den Produktpiraten, die auf der ISH erwischt wurden, drohen erhebliche Folgen von der Schließung des Messestands über Schadensersatzzahlungen bis hin zu Strafverfahren. Dieser Null-Toleranz-Kurs zeigt entsprechend Wirkung.
Schwer zu beziffernde Imageschäden
Nicht nur wegen des wirtschaftlichen Schadens investiert Hansgrohe jährlich zwischen 2 und 3 Mio. € in den Schutz eigener Rechte sowie in den Kampf gegen Ideenklau und Plagiate. „Unternehmen, deren Produkte kopiert werden, müssen mit nicht zu beziffernden Imageschäden rechnen“, erläutert Richard Grohe, „wenn die für Kopien typischen Mängel an Qualität, Sicherheit und Funktion vom Verbraucher fälschlicherweise dem Original zugeschrieben werden.“ Tatsächlich kann die Hansgrohe SE mittlerweile nicht nur in Europa juristische Erfolge gegen Produzenten und Verkäufer von Raubkopien verbuchen. Auch in China hat das Schiltacher Unternehmen Urteile gegen Produzenten von Plagiaten erwirkt. „Wir sind dieses konsequente Vorgehen gegen Produktpiraten den Verbrauchern, aber auch unseren Partnern im Sanitärfachhandel und Handwerk schuldig“, betont Richard Grohe, „denn sie haben ebenso wie wir als Markenunternehmen unter den Billigkopien zu leiden“. „Plagiate kosten Arbeitsplätze“, so auch Cornelis Friedrich, Risk Manager bei Dornbracht (www.dornbracht.com). Der Zollrundgang begann am ersten Messetag um 9 Uhr. Im Auftrag vom VDMA Fachverband Armaturen kontrollierten 17 Unternehmen gemeinsam mit ihren juristischen Beratern, Staatsanwaltschaft und 30 Zollbeamten rund 24 bedenkliche Messestände. Die sichergestellten Exponate wurden sofort von den Ständen entfernt und werden nach Abschluss der Verfahren vernichtet. Darüber hinaus wurden Sicherheitsleistungen in Höhe von 23 000 € von den Plagiatoren eingezogen.
Plagiarius
„Mit dem jährlichen Zollrundgang auf der ISH möchten wir im Kampf gegen Produktpiraterie ein klares Zeichen setzen. Nachahmer müssen konsequent zur Verantwortung gezogen werden, denn sie schaden nicht nur den kopierten Unternehmen sondern auch den ahnungslosen Kunden“, erklärt Andreas Dornbracht, Geschäftsführer von Dornbracht weiter. Dornbracht investiert jährlich rund 100 000 € in eigene Patente, Markenschutz sowie für Gebrauchs- und Geschmacksmuster und weitere 100 000 €, um rechtliche Schritte gegen Produktpiraten einzuleiten. So konnten in den vergangenen Jahren immer wieder Unterlassungen im In- und Ausland erwirkt werden, die die Herstellung und den Vertrieb von Dornbracht-Plagiaten untersagen. Darüber hinaus engagiert sich Dornbracht für die Aufklärung der Verbraucher, unter anderem durch eine Fördermitgliedschaft bei der Aktion Plagiarius (www.plagiarius.de).
„Eine weitere Sicherheit bietet die Kennzeichnung aller Dornbracht-Armaturen mit dem Firmen-Logo“, erläutert Cornelis Friedrich. „Damit heben sich die Originale schon auf den ersten Blick noch eindeutiger von Plagiaten ab. “Auch die Investition in die Fertigung und damit die Sicherung des Produktionsstandortes Deutschland ist für Dornbracht eine Investition im Kampf gegen die Produktpiraterie: Design kann ansatzweise kopiert werden, die Manufakturqualität und das Qualitätssiegel „Made in Germany” hingegen nicht.
Produktfälschern das Handwerk legen
Mit der Kampagne „Choose the Original – Choose the Success“ unterstützt der VDMA seine Mitgliedsunternehmen tatkräftig im Kampf gegen Plagiatoren. „Die deutschen Hersteller leben von ihrer hohen Kreativität, ihrem Qualitätsanspruch und ihrem innovativen Drang. Ihre Produkte sind weltweite Spitze und daher stark von Produktnachahmungen betroffen. Doch die Fälschungen haben mit den Originalen nichts zu tun und richten enormen Schaden an. Es ist im ureigenen Interesse der Käufer in die originale Technologie zu investieren. Daher bezieht der VDMA (www.vdma.org) eine klare Position gegen Produktpiraterie. Der Zollkontrollrundgang erlaubt uns den Produktfälschern effektiv das Handwerk zu legen und öffentlich ein Signal zu setzen“, kommentierte Kristin Scheibel, Pressesprecherin des Fachverbandes Armaturen, den Zolleinsatz. Der Sanitärarmaturenindustrie entsteht pro Jahr ein geschätzter Umsatzverlust von ca. 70 Mio. € durch die Verletzung von Geschmacksmuster- und Markenrechten. Auf bestimmten Auslandsmärkten, wie z. B. China fällt der Verlust sogar noch deutlich höher aus.