Medium Heizungswasser

Was passiert im laufenden Betrieb?

Die Heizungsanlage ist befüllt, das System wird in Betrieb genommen. Und trotzdem arbeitet es nicht mit der gewünschten Effizienz. In solchen Fällen lohnt der genaue Blick auf das Anlagenwasser, denn es ist das verbindende Element im System. Welche Faktoren eine Rolle spielen und wie die Heizung „rund“ läuft, wird im Folgenden skizziert.

Der Startschuss

Die Arbeitsschritte sind hinlänglich bekannt: Nach der Installation einer Heizungsanlage erfolgt die Erstbefüllung nach VDI 2035. In dieser Norm sind die Werte enthalten, die das Füllwasser zu erreichen hat:

Härte von 0,11 °dH

Elektrische Leitfähigkeit von ≤ 100 µS/cm

pH-Wert von 8,2 bis 10 in Edelstahlanlagen ohne Aluminium

pH-Wert von 8,2 bis 8,5 bei Verwendung von Alumi-niumbauteilen

Je komplexer die Anlage ist, umso wichtiger wird es, die Vorgaben zu erfüllen, auch im Hinblick auf die Gewährleistung der Hersteller. Die Frage ist: Wie lässt sich eine dauerhaft stabile Funktion gewährleisten?

Der Störfaktor

Wasser ist ein kostengünstiges und umweltschonendes Wärmeträgermedium. Trotz der Aufbereitung und der normgerechten Befüllung bleibt jedoch ein Aspekt immens wichtig – wie viel Luft bzw. gelöste Gase sind nach der Inbetriebnahme noch enthalten? Und auf welche Weise lässt sich sicherstellen, dass im laufenden Betrieb möglichst wenig Luft eindringt? In jedem Fall ist zu bedenken, dass ein System nicht zu 100 % dicht ist.

Die grundlegende Komponente im System ist die Druckhaltung. Sie ist dafür verantwortlich, dass an jeder Stelle im System stabile und absolut identische Druckverhältnisse herrschen. Eine nicht funktionierende Druckhaltung fördert den Luft- und Sauerstoffeintrag in die Anlage. Deshalb ist es so wichtig, etwa im Rahmen der Heizungswartung, bei jedem System das Membranausdehnungsgefäß (MAG) zu überprüfen: Ist die Membrane noch intakt und stimmt der Gasvordruck? Welcher Vordruck muss eingestellt sein? Bei größeren Anlagen gilt die Überprüfung einer pumpengesteuerten bzw. kompressorgesteuerten Druckhalteanlage nach der Vorgabe des Herstellers.

Über den Tellerrand schauen

Neben der Druckhaltung sind z. B. die Pumpen im Auge zu behalten: Ungewöhnliche Laufgeräusche deuten entweder auf zu viel Luft oder einen Lagerschaden hin. Auch sichtbare Ablagerungen an Schnellentlüftern oder ein bereits tropfendes Ventil sind meist ein Zeichen für eine Leckage.

Oft reicht aber schon eine regelmäßige Sichtprüfung des Wassers: Ist die Flüssigkeit trübe, schwarz oder riecht womöglich noch unangenehm, hat sie sich durch physikalische und chemische Prozesse bereits stark verändert. Luft führt zu Korrosion und Ablagerungen, kleine und kleinste Teilchen treiben durch die Anlage wie in einem Blutkreislauf.

Neben der Färbung des Wassers gibt ein einfacher pH-Test sowie die Messung der Härte und Leitfähigkeit Aufschluss über den Zustand des Heizungswassers. Bei großen oder komplexen Anlagen kann mit einer detail­lierten Wasseranalyse den Ursachen auf den Grund gegangen werden. Dabei bieten Unternehmen wie Spirotech mit einem eigenen Labor und entsprechenden Experten der Wasseranalytik hierfür ihre Unterstützung an.

Die Dokumentation

Das Anlagenbuch sollte Informationen zur Heizungsanlage enthalten und Aufschluss darüber geben, wie oft und wie viel Wasser nachgefüllt wurde, welche Qualität das Nachfüllwasser hatte und welche Zusatzstoffe gegebenenfalls eingebracht wurden. Laut VDI 2035 muss im Laufe der Lebensdauer einer Heizungsanlage das 2- bis 3-fache des Anlagenvolumens aufgrund von Undichtigkeiten oder Umbauten nachgespeist werden. Bei dieser Angabe wird eine Lebensdauer von 15 Jahren angenommen. Fakt ist aber, dass bei älteren Anlagen oft kein Anlagenbuch vorhanden ist oder nicht gepflegt wurde – die erforderlichen Daten liegen nicht vor. Kommt der Fachmann dann dazu und hat die Heizung womöglich selbst gar nicht installiert, weiß er bei auftretenden Problem meist nicht, wo er ansetzen soll. Hier hilft in der Regel nur eine Wasseranalyse. Ob die Anlage gespült und neu befüllt oder das vorhandene Wasser aufbereitet wird, muss immer im Einzelfall betrachtet werden. In jedem Fall sollten die notwendigen Maßnahmen mit dem Kunden bzw. Betreiber besprochen und die Schritte zur Verbesserung dargelegt werden.

Vorbeugen statt heilen

Um die Qualität des Systemwassers zu erhalten, sind weitere Komponenten erforderlich: ein Luftabscheider bzw. Vakuumentgaser sowie Schlammabscheider mit Magnet. Dazu gibt es Studien und Erfahrungsberichte, die den Erfolg belegen: massive Energieeinsparung und eine drastische Minimierung von Störungen und Defekten. Ebenso sollte bei Bestandsanlagen die Überprüfung und womöglich eine Erneuerung der Druckhaltung erfolgen, wenn die vorhandenen Komponenten in die Jahre gekommen oder komplett außer Funktion sind.

Hat der Handwerker auf die Problematik hingewiesen und der Kunde lehnt weitere Schritte trotzdem ab, sollte dies mit der Unterschrift des Kunden oder Betreibers dokumentiert werden.

1. Priorität – Luftabscheidung und Entgasung

In jedem Fall ist es sinnvoll, die Ursachenforschung vor die Behandlung der Symptome zu setzen. An erster Stelle stehen Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von Luft und Sauerstoff im System. Diese betreffen die Druckhaltung sowie die Luftabscheidung oder Entgasung. Bei kleineren Anlagen emp­-fiehlt es sich, einen Mikroblasenabscheider einzubauen. Hochwertige Ausführungen verfügen über einen großen Abstand zwischen Wasseroberfläche und Ventil, damit es nicht in Berührung mit dem verschmutzten Anlagenwasser kommt. Ein Verstopfen des Ventils oder Undichtigkeiten sind so ausgeschlossen.

Ein Mikroblasenabscheider wird an der heißesten Stelle (im Heizungsvorlauf) montiert, da hier die meisten Luftblasen freigesetzt werden. Er wird dauerhaft vom Anlagenwasser durchströmt und erreicht so ein kontinuierliches Abscheiden im laufenden Betrieb. Der Klassiker unter ihnen ist der „SpiroVent“ mit dem innensit­zenden „Spirorohr“: Dieser Einsatz beruhigt die turbulente in eine laminare Strömung, sodass die feinen Bläschen im Abscheider 

auf­steigen und kontinuierlich durch das Ventil abgeschieden ­werden. Das Anlagenwasser erhält auf diese Weise sogar absorptive Eigenschaften – die Fähigkeit, an anderer Stelle im System erneut Luft aufzunehmen und bis zum Mikroblasenabscheider zu transportieren.

Für schwierige Rahmenbedingungen, v.a. in größeren bzw. großen Anlagen, bietet sich ein Vakuumentgaser an. Er arbeitet unabhängig von Druck und Temperatur im Heizungssystem und lässt sich mithilfe eines Bypasses praktisch überall einbauen. Hochwertige Geräte arbeiten automatisch und stellen den Bedarf der Entgasung selbstständig fest – dazu wird der Ausblas-Impuls am Entgasungsventil in der Steuerung gemessen. Zudem lassen sich die Systeme mit automatischen Nachspeisungen kombinieren. Dann wird auch das Nachspeisewasser vor dem Systemeintritt vollständig entgast.

2. Priorität – Schlammabscheidung

Komponenten zur Reduzierung von Partikeln und Verschmutzungen sind bei jeder Heizungsanlage vorzusehen. Ohne die kontinuierliche Abscheidung ist die hohe Qualität des Heizungswassers nicht zu erreichen. Das bezieht sich auf Bestandsanlagen und präventiv auf den Neubaubereich. Effiziente Abscheider mit Magnet helfen gegen unangenehme Folgen, indem sie die Partikel ab einer Größe von ca. 5 µm und insbesondere Magnetit wirkungsvoll entfernen. Diese können dann im laufenden Betrieb einfach durch das Öffnen eines Kugelhahns abgelassen werden. Im Rahmen der jährlichen Wartung ist der Aufwand somit denkbar gering. Zur Routine nach dem Abscheiden sollte die Prüfung des ­Anlagendrucks gehören. Schlammabscheider gibt es für kleine­, mittlere und große Anlagen, bei Bedarf auch objektbezogen.

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