Hochwertiger Schallschutz

Teil 2: Geräuschimmissionen vermeiden

Im SHK Profi 1/2017 konnten Sie bereits lesen, welche Faktoren auf den Schallschutz Einfluss nehmen, welche gesetzlichen Regelungen existieren und welche Empfehlungen darüber hinaus bezüglich des Schallschutzes gegeben werden können, denn die Ansprüche an den baulichen Schallschutz sind in den vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegen. Dabei gilt es sich nicht ausschließlich auf Normenwerke zurückzuziehen, sondern auch die Erwartungen der Bauherren zu berücksichtigen. Wie Sie mit Hilfe von Schallschutzprodukten den Lärm direkt an der Quelle minimieren und somit den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie steigern, lesen Sie in diesem Beitrag.

Geräusche, die von Geräten der Wasserinstallation erzeugt werden, können besonders nachts zu Belästigungen in anliegenden Räumen führen. Installationsgeräusche entstehen durch Wirbel im hinabfließenden Wasser (Strömungsgeräusche) und durch Umlenkungen in Abzweigen oder Bögen (Prallgeräusche). Strömungsgeräusche liegen im hohen Frequenzbereich, Prallgeräusche dagegen vornehmlich im tiefen Frequenzbereich. Tieffrequente Geräuschimmissionen können schon dann zu Belästigungen führen, wenn die Wahrnehmungsschwelle nur geringfügig überschritten wird. Zudem breiten sich Geräusche tiefer Frequenzen über große Entfernungen hinweg aus und sind entsprechend schwerer zu bekämpfen. Wie in der Abbildung 1 dargestellt, versetzt das hinabströmende Wasser die Rohrwand in Schwingungen und erzeugt so Schallwellen (Luftschallabstrahlung). Ein Teil dieser Schwingungen wird über Rohrleitungen und Rohrschellen in die Installationswand übertragen (Körperschallübertragung) und breitet sich von dort in andere Teile des Gebäudes aus. Die Übertragung von Körperschall durch ungeschützte Abwasserohre auf Wand- und Deckenbauteile und von dort in angrenzende Räume ist eines der häufigsten Schallschutzprobleme in der Haustechnik. Dabei ist auch die Art des verwendeten Abwasserrohres für den Schallschutz von Bedeutung: Schwere Rohre (z.B. aus Guss) lassen sich weniger leicht anregen als Rohre mit geringerem Gewicht (z.B. HT-Rohre) und übertragen deshalb weniger Luft- und Körperschall.

Prüfung von Abwassergeräuschen

Da die örtlichen Gegebenheiten am Bau schwierig und schlecht reproduzierbar sind, erfolgt die Messung von Abwassergeräuschen unter definierten Bedingungen im akustischen Prüfstand gemäß DIN EN 14366. Dabei wird das Abwassersystem mit einem konstanten Wasserdurchfluss betrieben. Bei üblichen Systemen mit der Nennweite DN 100 werden unterschiedliche Durchflussmengen verwendet: 0,5, 1,0, 2,0 und 4,0 l/s. Wie Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart gezeigt haben, stimmt der durch die Toilettenspülung hervorgerufene maximale Schallpegel im Allgemeinen gut mit dem bei einem konstanten Wasserdurchfluss von 2,0 l/s gemessenen Wert überein. Zur Abschätzung des Installationsschallpegels am Bau ist demnach dieser Messwert heranzuziehen. Dennoch lassen sich die erzielten Prüfergebnisse nicht so ohne Weiteres auf die Bausituation übertragen, da viele Einflussgrößen das Ergebnis bestimmen. So herrschen z.B. im Leichtbau erheblich kompliziertere Verhältnisse, so dass bei dieser Bauweise die Ergebnisse nur schwer zu übertragen sind.

Körperschalldämmung mit flexiblen Dämmstoffen

Erheblich gemindert werden Installationsgeräusche, indem die Anlagen von strukturellen Elementen, wie Wänden und Decken akustisch entkoppelt werden. So wird eine Übertragung der Körperschallgeräusche in den Baukörper weitgehend reduziert. In der Praxis bedeutet dies, dass bei der Montage von Rohrleitungen, Sanitärgegenständen und sämtlichen Anlageteilen konsequent und lückenlos Schallschutzmaterialien zwischengeschaltet werden müssen.

Dämmstoffe bieten eine wirksame Möglichkeit zur Schallisolierung beziehungsweise Schalldämpfung, wobei die schalltechnischen Verbesserungen häufig mit einer erforderlichen wärmetechnischen Dämmung verbunden werden können. Neben offenzelligen Mineralfaser-Produkten eignen sich besonders geschlossenzellige Dämmstoffe auf Basis synthetischen Kautschuks und Polyethylen.

Prüfungen zu körperschalldämmenden Eigenschaften an haustechnischen Anlagen gemäß EN ISO 3822-1 (Trinkwasserleitungen) und DIN EN 14366 (Abwasserleitungen) mit den Produkten „Armaflex“ und „Tubolit“ von Armacell (www.armacell.de) zeigen, dass diese Dämmstoffe sehr gute körperschalldämmende Eigenschaften besitzen. Abhängig von der Dämmschichtdicke und bei Abwasserleitungen auch in Abhängigkeit des verwendeten Rohrsystems, kann die Körperschallübertragung im Vergleich zu einem ungedämmten Rohr um bis zu 15 dB (A) bzw. um bis zu 30 dB (A) verringert werden (siehe Tabelle 1). Das menschliche Ohr nimmt eine Reduktion um 10 dB als eine Halbierung des Geräuschpegels wahr.

Um Abwasser- und innenliegende Regenwasserleitungen von angrenzenden Bauteilen akustisch zu entkoppeln, empfiehlt sich der Einsatz spezieller PE-Produkte wie „Tubolit AR Fonoblok“ und „Tubolit AR Fonowave“ von Armacell (siehe Tabelle 2). Sie sind jedoch nur bedingt geeignet, die Übertragung von Körper- und Luftschall zu dämmen. Daher bietet Armacell jetzt auch hochwirksame, mehrschichtige Schallschutzmaterialien an, die zugleich der Schalldämmung (Isolation) und akustischen Entkopplung dienen. Im Vergleich zu herkömmlichen Produkten erreichen die neuen „ArmaComfort“ Schallschutzlösungen eine höhere Geräuschreduktion mit geringeren Wandstärken. Wie Prüfungen der französischen Zertifizierungsorganisation Centre Scientifique et Technique du Bâtiment (CSTB) gemäß  EN 14366 zeigen, kann der Schalldruckpegel eines „Geberit PE-HD“ Rohrsystems mit einem Volumenstrom von 2 l/s mit „ArmaComfort“ um 16 dB (A) reduziert werden (siehe Tabelle 3).  Auf einem einfachen PVC- Rohr, das aufgrund des geringeren Gewichts stärker durch fließendes Wasser in Schwingungen versetzt wird, wurde eine Schallreduktion von 12 dB (A) erreicht. Armacell hat auch Prüfungen an horizontalen Rohrleitungen, die unter der Decke verlaufen, durchführen lassen. Hier erreichen die „ArmaComfort“ Produkte auf einem „Geberit Silent -db 20“ Rohr sogar eine Reduktion von 18 dB (A).

Die Ergebnisse der Prüfungen  der „Tubolit“- und „ArmaComfort“-Produkte sind nur bedingt vergleichbar, da die Testanordnung, also die Montage der Produkte im Prüfstand und die Art der Messung voneinander abweichen.

Die neuen Materialien verfügen über sehr gute Schalldämmungs- und schallentkoppelnde Eigenschaften im gesamten bauakustisch relevanten Frequenzbereich – unabhängig davon, ob sie auf gusseisernen oder Kunststoffohren eingesetzt werden. Die Produktvarianten „ArmaComfort AB Alu“ und „ArmaComfort AB Alu Plus“ erreichen im europäischen SBI-Test mit B-s1,d0 die beste Brandklasse für organische Produkte. Die Aluminiumbeschichtung in ansprechender Silber-Optik passt sich sehr gut blechummantelten Anlageteilen in Sichtbereichen an. Als geschlossenzellige Dämmstoffkonstruktion auf der Basis von Armaflex verhindern „ArmaComfort AB“, „ArmaComfort AB Plus“ und „ArmaComfort AB Alu Plus“ zudem zuverlässig das Entstehen von Tauwasser auf den Rohrleitungen.

Schallabsorption mit speziellen Akustikschäumen

Während PE- und elastomere Dämmstoffe über sehr gute körperschalldämmende Eigenschaften verfügen, lassen sich schallabsorbierende Anforderungen mit den geschlossenzelligen Materialien nur bedingt erfüllen. In Abhängigkeit von der Dicke des Materials erreichen Armaflex Dämmstoffe recht gute Werte im höheren Frequenzbereich, im unteren Frequenzbereich liefert das Material jedoch eher schwächere Werte. Die Ergebnisse können durch eine zusätzliche metallische Ummantelung jedoch noch weiter verbessert werden. Für Anwendungen, die eine hohe Schallabsorption verlangen, wie beispielsweise Einhausungen von Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken oder schalldämmende Kapselungen von Ventilatoren können Anwender auf den Akustikschaum „ArmaSound RD“, ein offenzelliges Material mit hervorragenden Schallabsorptionseigenschaften, zurückgreifen. Als mehrlagige Sandwich-Konstruktionen kommen die „ArmaSound Industrial Systems“ auch in so anspruchsvollen Anwendungsbereichen wie der Marine- und Offshore-Industrie zum Einsatz.

Fazit

Anders als viele andere Planungsfehler oder Baumängel werden Lärmbelästigungen meist nicht hingenommen und wenn im Vorfeld keine Vereinbarungen bezüglich des Schallschutzes getroffen wurden, treffen sich die Beteiligten häufig vor Gericht wieder. Die Folgen schallschutztechnischer Mängel werden in der Regel erst nach Inbetriebnahme eines Gebäudes bemerkt und lassen sich dann oft nur mit hohem Kostenaufwand beheben. Die konsequente Planung und korrekte Ausführung schallschutztechnischer Maßnahmen ist daher sowohl beim Bau neuer als auch bei der Sanierung bestehender Gebäude eine wesentliche Anforderung. Planer und Installateure müssen sich den gestiegenen Ansprüchen der Hausbewohner stellen und ihre Schallschutzlösungen weiter optimieren. Effektive geräuschdämmende Maßnahmen wie die Armacell (www.armacell.de) Schallschutzprodukte, die den Lärm direkt an der Quelle minimieren, steigern den Wohnkomfort und den Wert einer Immobilie.

Dieser Beitrag besteht aus zwei Teilen. Den ersten Teil zum Thema "Hochwertiger Schallschutz Erwartungen und Vorgaben" finden Sie unter folgendem Direktlink:

http://www.shk-profi.de/artikel/shk_Hochwertiger_Schallschutz_2751697.html

Weiterführende Literatur

• DIN 4109 [NEU]: Schallschutz im Hochbau - Teil 1: Mindestanforderungen. Juli 2017

• DIN 4109: Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise. November 1989

• DIN 4109/A1: Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise, Änderung A1. Januar 2001

• Beiblatt 2 zu DIN 4109: Schallschutz im Hochbau. Hinweise für Planung und Ausführung.

Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz. November 1989

• VDI 4100: Schallschutz im Hochbau - Wohnungen - Beurteilung und Vorschläge für erhöhten Schallschutz. Oktober 2012

• DEGA-Empfehlung 103 „Schallschutz im Wohnungsbau – Schallschutzausweis“, Fassung 03/2009, Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V., Berlin 2009 www.schallschutzausweis.de

• Jürgen Dewald: Schallschutz in der Sanitärtechnik (Präsentation vom 08.09.2007) http://download.geberit.de/de/Schallschutz.pdf

• Neue DIN 4109. Was lange währt, wird endlich gut? (Online-Beitrag vom 06.06.2016)

http://www.ifbsorge.de/details/detailseite/365-neue-din-4109/

• Umweltbundesamt: Schwerpunkte in 2013. Jahrespublikation des Umweltbundesamtes

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4405.pdf

• Umweltbundesamt: Umweltbewusstsein in Deutschland 2012. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungs umfrage. Berlin, Marburg 2013, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4396.pdf

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