Digitale Zukunft von Bad und Küche

Andreas und Matthias Dornbracht sowie Michael Beese im Interview Wettbewerbsvorteil  „Digitale Lösungen“ Verknüpfung von Gebäudetechnologien

Am 29. Oktober 2013 war die Redaktion des SHK Profi zu Gast bei der Armaturenfabrik Dornbracht (www.dornbracht.com) in Iserlohn. Diskutiert wurde unter dem Motto „Smart Future. Chancen der Digitalisierung (Vernetzung) für Bad und Küche“ mit den Geschäftsführern Andreas und Matthias Dornbracht sowie dem Head of eSolutions bei Dornbracht, Michael Beese. Im Interview mit SHK Profi-Redakteurin Stefanie Schnippenkötter stellten sich die Drei den Fragen: Sie zeigten dabei z.B. auf, wie aus Möglichkeiten sinnvolle Innovationen für Bad, Spa und Küche werden und wie intelligente Systeme dabei helfen können, das Wohlbefinden der Menschen zu unterstützen.

SHK Profi: Dornbracht ist Spezialist für Armaturen und Accessoires. Gibt es Ambitionen die Produktpalette von Dornbracht zu erweitern und welchen Anforderungen müssen neue Produkte gerecht werden?

Andreas Dornbracht: Wir definieren uns längst nicht nur über die Manufaktur von hochwertigen Designarmaturen und -accessoires, sondern ebenso über die Rolle als nachhaltiger, kultureller Impulsgeber – weit über die Bad- und Küchenarchitektur hinaus. Durch die beständige Auseinandersetzung mit Zeitgeist, Kunst und Kultur haben wir eine kulturelle Identität entwickelt, die sich auch in der Produktentwicklung widerspiegelt: mit Wissen, Ideen und Inspiration rund um das Element Wasser.

SHK Profi: Herr Dornbracht, die Dornbracht-Identität zu verkörpern ist für Produkte aus Ihrem Haus also Pflicht, was steht denn bei Produktentwicklungen noch im Vordergrund?

Andreas Dornbracht: Der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Ritualen steht natürlich immer im Vordergrund. Und das wiederum führt uns zu der Frage: Wie müssen Produkte und Systeme heute geschaffen sein, um das Leben – heute und zukünftig – optimal zu unterstützen? Unsere Antwort ist ein System, das die individuellen Bedürfnisse aufgreift und mit „Smart Water“ eine visionäre Technologie in Bad und Küche überträgt. Dieses intelligente System vernetzt die Komponenten im Bad miteinander, so dass Wasseranwendungen individuell und komfortabel gestaltet werden können. Unser Ziel ist es, die Lebensräume Bad und Küche durch sinnvolle und individuelle Produkt- und Systemlösungen zu bereichern. Das ist unser Anspruch und zugleich auch der Treiber zukünftiger Produktentwicklungen. Die Zukunft der Bad- und Küchenkultur wird digital, davon sind wir überzeugt.

SHK Profi: Herr Matthias Dornbracht, andere Branchen sind bei der Digitalisierung schon weiter, kann man von diesen lernen?

Matthias Dornbracht: Die Heizungsbranche hat in den letzten Jahren wichtige Technologiesprünge im Bereich der erneuerbaren Energien vollzogen, die den Markt geprägt und verändert haben. Neben den konventionellen Technologien, wie Gasbrennwert-Geräten, nehmen neue Technologien wie Wärmepumpen gerade im Premium Bereich einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Die Heizungsbranche hat mit diesen Entwicklungen auf Themen wie Nachhaltigkeit und auch gesetzliche Anforderungen reagiert.

Auch im Sanitärbereich wächst das Bedürfnis der Kunden nach mehr Individualität und Komfort. Hinzu kommen Mega-Trends wie die demografische Entwicklung in den westlichen Industrie­ländern oder der Trend zu einem gesunden Lebenswandel. Es sind Konzepte gefragt, die diesen Wünschen und Anforderungen auch im Bad entsprechen. Wir sind mit unseren Lösungen ein Pionier in diesem Feld und schaffen zusätzliche Mehrwerte, die über das Design hinausgehen.

Andreas Dornbracht: Im Fachvertrieb wird sich durch diese Evolution eine stärkere Spezialisierung ergeben. Im Heizungsbereich verbauen nur qualifizierte Betriebe Wärmepumpen, da die Komplexität ein besonderes Know-how erfordert. Diesen Trend werden wir auch im Sanitärbereich erleben. Einige Fachbetriebe werden sich im Bereich „digitale Badlösungen“ spezialisieren und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Der gut (vor)informierte Endkunde wählt seinen Partnerbetrieb nach den Kompetenzen aus, das sehen wir schon heute.

SHK Profi: Welche Herausforderungen liegen aus Ihrer Sicht in den nächsten Schritten der Digitalisierung? Und wie wird sich in diesem Kontext der dreistufige Vertriebsweg verändern müssen?

Andreas Dornbracht: Es werden in diesem Zusammenhang neue Partnerschaften und Allianzen entstehen: Gewerke übergreifend und mit Schnittstellen, die nicht nur digitale Haustechnik abbilden, wie die Fachleute des SHK-Handwerks oder wie Elektriker. Denn mindestens ebenso wichtig werden zukünftig die Systemintegratoren, die entweder die „Smart Water“-Technologie in eine vorhandene Gebäudeautomation integrieren oder – umgekehrt – ausgehend von „Smart Water“ als offenes System eine funktions- und komfortorientierte Wohnumgebung mit der digitalen Wasserdarbietung entwickeln. In jedem Fall wird die digitale Haustechnik dadurch aber eine gemeinsame – inhaltlich und fachlich bis hin zur Durchgängigkeit in der Anwendung.

SHK Profi: Was müssen Sie und was müssen im Gegenzug Handel und Handwerk leisten, um die Endkunden zu erreichen und von den Vorteilen der Dornbracht-Produkte zu überzeugen?

Andreas Dornbracht: Nicht die Digitalität und damit die Technik darf im Fokus der Kundenansprache stehen, sondern was durch sie ermöglicht wird. Wir sprechen gerne vom emotionalen Mehrwert, der vermittelt werden muss und deshalb ist uns auch der emotionale Ansatz in der Kommunikation sehr wichtig. Es geht um das Erleben! Wer bereits die Wirkungsweise unter dem „Sensory Sky“, „Horizontal Shower“ oder „Vertical Shower“ ausprobiert hat, ist begeistert, da braucht es nicht mehr vieler Worte. Gemeinsam mit unseren Partnern bauen wir ein Point-of-Experiences Netzwerk auf, in denen unsere Produkte erlebbar werden. Das können Day-Spas sein, ebenso Hotels, wie bspw. das bereits ausgestattete Hotel Traube Tonbach im Schwarzwald oder das dänische Kurhotel Skodsborg bei Kopenhagen.

SHK Profi: Herr Beese, Negativbeispiele schlecht konzipierter Technik finden wir im Alltag noch häufig – z.B. bei Ticketautomaten. Aber was macht gut bedienbare Technik aus?

In diesem Kontext wird gerne von den sog. „Digital Natives“ gesprochen. Wer ist das und was kann man von Ihnen lernen? In welcher Form nehmen diese Einfluss auf Ihre Arbeit?

Michael Beese: Die Kinder der 1980er/90er Jahre, die „Generation Y“ oder eben „Digital Natives“ gehören zu der ersten Generation, die selbstverständlich mit digitaler Technik aufgewachsen ist. Ihr Umgang mit digitalen Produkten wie Handys oder Computerspielen erfolgt völlig instinktiv, ohne dass sie sich vorab Bedienungsanleitungen ansehen. Vielmehr eignen sie sich die Funktionsweise rein intuitiv an. Einfluss auf meine Arbeit hat diese Herangehensweise insofern, als ich einen bestimmten Anspruch an digitale Produkte mitbringe. Neue, digitale Entwicklungen von Dornbracht müssen in der Handhabung selbsterklärend sein. Ihre Bedienung soll sich dem Nutzer intuitiv erschließen.

SHK Profi: Eine Armatur ist heute in ihren Bestandteilen eine Standardkonfiguration. Die Digitalisierung ist jedoch auch von einem starken Wunsch nach dem Ausdruck der eigenen Persönlichkeit begleitet. Wie schaffen Sie es, dem zunehmenden Individualisierungswunsch der Nutzer zu entsprechen?

Matthias Dornbracht: Genau das ermöglicht uns Technik: jeder wird seine individuelle Wohlfühltemperatur in der Wanne oder seine Lieblings-Choreographie in der Dusche einfach per Knopfdruck abrufen, seine favorisierte Musik abspielen oder die Lichtstimmung auswählen können. Und das in einer Raumarchitektur, die auf die jeweiligen Rituale hin ausgerichtet ist. Ein Bad zum Wohlfühlen, das an den individuellen Bedürfnissen ausgerichtet ist.

SHK Profi: Blick man aus dem Bad ins Wohnzimmer, liegen dort bspw. unterschiedliche Fernbedienungen für TV, DVD und Musikanlage. Wie wollen Sie das Problem der Insellösung in der vernetzten Haustechnik umschiffen?

Andreas Dornbracht: Durch die Vernetzung der unterschiedlichen Gewerke lässt sich eine solche Insellösung vermeiden. Denkbar wäre bspw. eine Gewerke übergreifende Fachschiene, die durch neue Partnerschaften Lösungen für die Home-Automation anbieten kann.

Dornbracht ermöglicht bereits heute mittels Open Interface, d.h. einer offenen Schnittstelle, die Vernetzung zur intelligenten Gebäudetechnik. Mit der Kooperationsplattform „Connected Comfort“ zeigen die Projektpartner Dornbracht, Gira und Revox, welche Vorzüge die Verknüpfung unterschiedlicher Gebäudetechnologien bietet.

SHK Profi: Zum Abschluss: Wo führt der digitale Weg Dornbracht hin?

Andreas Dornbracht: Wir entwickeln uns von einem Produkt- zu einem Lösungsanbieter. Wie schon gesagt, die Zukunft der Bad- und Küchenkultur ist digital, davon sind wir überzeugt, und diesen digitalen Weg der gesamten Branche wird Dornbracht aktiv mitgestalten.

SHK Profi: Vielen Dank für das Gespräch.

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