Bögen in der Leitung?
Abgasleitungen und deren Ausdehnung
Kostenfaktor „Billig-Installation“
Schornsteinfegermeister Ronny Gedamke berichtet in seiner Kolumne über Abgasleitungen und deren Ausdehnung. Dabei zeigt er auf, welche Konsequenzen Installationen haben, die nur nach dem Motto „so einfach und kostengünstig wie möglich“ verlegt worden sind.
Ein Thema, das uns Schornsteinfegern fast täglich begegnet und oft unterschätzt wird, ist die Längenausdehnung von Abgasleitungen. Auf manchen Baustellen bietet sich ein „grausiges“ Bild: Abgasleitungen von Brennwertfeuerstätten werden kreuz und quer durch das Haus verlegt. Hin und wieder sogar ohne Verbrennungsluftumspülung. Natürlich, der Brandschutz wurde für die Gebäudeklassen 1 & 2 für die Verlegung der Abgasleitung gemindert – Brandschutzschächte sind demnach nicht mehr bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen nach TRGI und DIN 18 160 erforderlich! Seitdem versuchen Firmen Abgasleitungen so „einfach und kostengünstig“, wie nur möglich zu verlegen. Sie werden leider auch oft dazu gezwungen, da in der Planung der Schacht für die Abgasleitung keine Berücksichtigung findet. Dabei werden Auswechselbarkeit und vor allem die Längenausdehnung oft unterschätzt. Abgasleitungen gibt es aus Keramik, Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff. Jedes dieser Materialien dehnt sich bei Erwärmung unterschiedlich aus.
Eine Kunststoffabgasleitung, aus dem Grundmaterial Polypropylen, hat z. B. eine Ausdehnung von 8 mm/m bei einem Temperaturdelta von 50 K. In einem Einfamilienhaus kann das insgesamt 5 cm bedeuten. Sind dann im Haus noch Bögen verbaut, kann das dazu führen, dass sie sich selbst auseinanderziehen! Die Folgen sind neben dem technischen und baulichen Problem, vor allem die Gefahr von unkontrolliertem Abgasaustritt – gerade bei nicht verbrennungsluftumspülten einwandigen Abgasleitungen.
Verkleidete Abgasleitungen
Oft kommen wir erst, wenn die Abgasleitungen schon komplett verkleidet sind. Eine Inaugenscheinnahme ist dann nicht mehr möglich. Werden bei der Abnahme mit Hilfe der Messung oder bei der regelmäßig wiederkehrenden Untersuchung Mängel festgestellt, ist eine Reparatur der Abgasleitung nur mit kostenintensivem Aufwand möglich. Nicht selten stellen wir Undichtigkeiten an Abgasleitungen fest. „Geschrumpfte“ und in sich „gesackte“ flexible Abgasleitungen im Bereich der Mündung sind eine der häufigsten Beanstandungen. Wenn zudem bei der Installation Gleitfett gespart wurde, besteht die Gefahr, dass sich ausgedehnte Abgasleitungen nicht in den Ausgangszustand zurückziehen, was Undichtigkeiten fördern kann. Auch die sog. „Festpunkte“, bei denen die Abgasleitungen im Gebäude in regelmäßigen Abständen gehalten werden, sind für den sicheren Betrieb lebensnotwendig! Diese dürfen nicht „kraftschlüssig“ – also fest mit der einwandigen Abgasleitung verbunden sein, da sich auch hier die Abgasleitung nicht zurückziehen kann. Je höher die Temperatur ist, umso stärker ist die Ausdehnung. Die Abgasleitung zieht bzw. drückt sich dann selbst auseinander.
Dichtungen
Viele Abgasleitungen kommen in die Jahre und nicht alle Dichtungen, die verbaut wurden, sind auch gegen Säure, die im Abgas bzw. im Kondensat enthalten ist, resistent. Diese Dichtungen, speziell in waagerecht verlegten Abgasleitungen, werden spröde und verursachen eine Leckage. Jeder verbaute Bogen ist eine zusätzliche Schwachstelle im gesamten Abgasleitungssystem!
Fazit
Ein eigener senkrechter Schacht für die Abgasleitung ist nicht nur sicherer, sondern er spart auch im Nachgang evtl. kostenintensive Reparaturen! Auch eine Auswechselung wird somit erleichtert.