Bäder fix und fertig
Der Fachverband Fertigbad im InterviewRund 90 % aller Hotels in Deutschland sind heute mit Fertigbädern ausgestattet. Für den Fachverband Fertigbad im Bundesverband Bausysteme e.V. ein großer Erfolg und eine Herausforderung, weitere Entscheider von anderen Bauvorhaben wie Krankenhäusern, Pflegeheimen und Wohnheimen über die Vorteile von Fertigbädern zu informieren. Die Redaktion sprach mit den Fachverbandsmitgliedern Hans-Hermann Brünjes, Gesamtvertriebsleiter bei der DEBA Systemtechnik GmbH, und Thomas Grafe, Vertriebsmanager bei der SchwörerHaus KG, sowie Lothar Puderbach, Leiter des Fachverbandes Fertigbad und Günter Jösch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Bausysteme e.V.
Lothar Puderbach: Die Skandinavier. Bedingt durch lange Winter im Norden Europas stand die Bauindustrie vor der Herausforderung, ihre Häuser in sehr kurzen Bauperioden zu bauen. Da kam ihnen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Idee, die Bäder in der Winterzeit vorzufertigen und anschließend innerhalb kürzester Zeit in den Bau zu integrieren. In Deutschland sind Fertigbäder allgemein erst ab 1950 in die Häuser eingebaut worden.
Lothar Puderbach: Ende der 50er Jahre begannen Architekten und Bauherren, Badezimmer sowohl in Neu- als auch in Altbauten zu integrieren. Da es nicht ausreichend Handwerker gab, kamen die Planer auf die Idee, die Bäder wie in Skandinavien vorzufertigen. In der DDR wurden für den Wohnungsbau infolgedessen große Fertigteilwerke errichtet. Dort gehörten zu jeder Plattenbauwohnung ein oder zwei Fertigbäder. Die ersten vorgefertigten Badezimmer in Westdeutschland gab es im Geschossbau Anfang der 60er Jahre.
Hans-Hermann Brünjes: Damals hatten die Handwerker extrem hohe Tariflöhne. Darum war es sehr teuer, konventionell zu bauen. Der Einsatz von Fertigbädern reduzierte die enormen Baukosten und war aus diesem Grund außerordentlich attraktiv.
Lothar Puderbach: Ja. Denn beim Einsatz von Fertigbädern werden Leistungen aus zehn Gewerken, die beim Bau eines herkömmlichen Bades auf der Baustelle zum Einsatz kommen, in den Industriebetrieb verlagert. Zusätzlich werden die Anfahrts- und Übernachtungskosten der Handwerker an der Baustelle eingespart. Auch ist die Fertigung in einer Industriehalle, bedingt durch kurze Wege, schneller als die Fertigung am Bau. Dies reduziert wiederum die Kosten.
Thomas Grafe: Das zentrale Kriterium ist die Wiederholung einzelner Badtypen, wie es bei Seniorenheimen, Pflegeheimen, Kliniken, Hotels, Pensionen und im Mietwohnungsbau der Fall ist. Das kleinste Projekt, das beispielsweise die SchwörerHaus KG je realisierte, hatte 32 Zimmer mit gleichem Grundriss.
Günter Jösch: Dabei muss es sich bei den Projekten nicht zwangsläufig um Neubauten handeln. Fertigbäder können problemlos auch in Alt- und Umbauten eingesetzt werden.
Thomas Grafe: Hervorragend! Fertigbäder sind individuell designte Bäder, die lediglich in großen Stückzahlen hergestellt werden. Es sind Badkonzepte, die sich perfekt in die Objektplanung des Architekten einfügen.
Günter Jösch: Fertigbäder werden industriell in einer Art Serienproduktion hergestellt. Hieraus ergeben sich zahlreiche Vorteile: In einer Fertigungshalle gibt es z.B. keine Witterungseinflüsse, die Kosten u.a. durch Schlecht-Wetterzahlungen entfallen, der Einkauf ist günstiger und das technische Know-how steht gebündelt an einem Ort zur Verfügung.
Hans-Herrmann Brünjes: Nein. Wenn Handwerker ein Bad herkömmlich montieren, wird fast jedes Element, von der Elektrik über die Fliesen bis hin zu den Armaturen, einzeln zur Baustelle angeliefert. Darüber hinaus muss auf der Baustelle jedes Teil separat Stockwerk für Stockwerk bis zu seinem Verwendungsort transportiert werden. Dies bedeutet einen enormen Zeitaufwand. Ein Fertigbad dagegen erreicht die Baustelle in nur einer Lieferung.
Hans-Herrmann Brünjes: Bei der Anlieferung elementierter Bäder, die beispielsweise bei der Modernisierung von Hotels, Krankenhäusern u.ä. noch an der Baustelle zusammengebaut werden müssen, ist der Kostenvorteil unmittelbar erkennbar. Die fertig gefliesten Wand- und Bodenteile werden an einem Tag zu Badeinheiten zusammengebaut und an einem zweiten Tag komplett eingerichtet. Sie sind dann benutzungsfertig.
Hierbei sind alle Kostenvergleiche mit einer konventionellen Herstellung hinfällig, da vergleichsweise hierbei eine Fertigstellungszeit für die herkömmliche Bauweise von drei Wochen anfällt. Die entsprechenden Nutzungsausfallkosten müssen gegengerechnet werden.
Hans-Hermann Brünjes: Die Montage auf dem Bau erfolgt durch zwei Monteure. Sie können beispielsweise in einem Altenheim an einem Tag eine komplette Etage mit Bädern ausstatten.
Thomas Grafe: Stellen Sie sich im Gegensatz dazu vor, wie viele Handwerker sich über eine Baustelle bewegen, um beispielsweise 100 Bäder fertigzustellen. Mit Fertigbädern erspart man diesen Baustellen einen enormen logistischen Aufwand.
Hans-Hermann Brünjes: Die Vorteile sind sehr unterschiedlich: Architekten sparen viel Arbeit, da sie keine Ausschreibungen für die einzelnen Gewerke machen müssen. Die Arbeiten der Handwerker müssen nicht einzeln kontrolliert werden und aufwendige, bürokratische Arbeiten entfallen.
Für Bauherren liegt der Vorteil darin, dass ihre Bauten Wochen bis Monate – je nach Größe des Objekts – eher fertig werden und so zu einem früheren Zeitpunkt genutzt werden können. Der Generalunternehmer profitiert davon, dass er durch schnelleres Bauen und geringe Baustellenkosten seine Zwischenfinanzierung gering halten kann.
Lothar Puderbach: Bessere Qualität und handwerkliche Perfektion sind die entscheidenden Stichwörter. Ein Fertigbad ist viel exakter gearbeitet als ein herkömmliches Bad.
Hans-Herrmann Brünjes: Fertigbäder sollten nicht mit den „Plastikboxen“ in Low-Budget-Hotels in Verbindung gebracht werden. Heute kommen Fertigbäder in Objekten auch in Fünf-Sterne Kategorie wie einem Ritz-Carlton, einem Hilton-Hotel oder der Elbphilharmonie in Hamburg vor. Dort finden die Gäste ausschließlich perfekte handwerkliche Arbeit mit einem hohen innenarchitektonischen Gestaltungsanspruch. Dass es sich um ein Fertigbad handelt, ist in der Regel nur an der höheren Qualität und der detailgenaueren Planung zu erkennen. In einem herkömmlich gefertigten Bad wird dagegen oft die fehlende Präzision bemerkt.
Thomas Grafe: Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und die Verfügbarkeit von Fachkräften führen bereits jetzt dazu, dass am Thema Fertigbad kein Weg mehr vorbeigeht. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen.
Günter Jösch: Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Nachhaltigkeit: Wir werden schon bald dahin kommen, Fertigbäder aus einem Objekt auszubauen, sie im Werk zu modernisieren, um sie dann an gleicher Stelle, oder auch in einem anderen Bau wieder einzusetzen. Das reduziert den Einsatz von wertvollen Rohstoffen und spart gleichzeitig Kosten.
für das Gespräch!