Der günstigste Energieträger kommt zum Einsatz

Strahlungsheizung läuft wahlweise mit Strom, Wasserstoff und Gas

Der Metallverarbeitungsbetrieb „Die Kanter & Schlosser“ in Trier heizt seine Neubauhalle variabel mit Strom, Wasserstoff oder Gas. Dies macht unabhängiger von den unkalkulierbaren Entscheidungen der Politik und ermöglicht die Wahl des gerade günstigsten Brennstoffs.

Bei dem Metallverarbeitungsspezialisten „Die Kanter & Schlosser“ in Trier ist Energieeffizienz ein wichtiges Ziel. Beheizt wird die Neubauhalle mit moderner Hallenheizungstechnik: dem Multi-Energie-Infrarotsystem von Kübler.
Quelle: Kübler

Bei dem Metallverarbeitungsspezialisten „Die Kanter & Schlosser“ in Trier ist Energieeffizienz ein wichtiges Ziel. Beheizt wird die Neubauhalle mit moderner Hallenheizungstechnik: dem Multi-Energie-Infrarotsystem von Kübler.
Quelle: Kübler
Im Hallenneubau des Metallverarbeitungsspezialisten „Die Kanter & Schlosser“ wird auf einer 2.800 m2 großen Fläche seit 2022 produziert. Dabei werden von der Gebäudeisolierung bis zur PV-Anlage, von der modernsten Fiberlasertechnik bis zur Stickstoff-Selbsterzeugung stets hohe Anforderungen an die Energieeffizienz gestellt. Eine wichtige Komponente dabei: die Hallenheizung.

„Anfangs dachten wir noch über eine Fußbodenheizung-Wärmepumpen-Kombi zur Beheizung der neuen Hallen nach. Schließlich gilt sie als energieeffizient und wird vom Staat gefördert“, sagt Christoph Rotsch, kaufmännischer Leiter des Metallverarbeiters. Doch nach einer Beratung mit dem regionalen Installateur-Partner wurde schnell klar, dass bei Hallengebäuden mit großen Raumdimensionen eine andere Technik zum Einsatz kommen sollte als in Wohnzimmern, Büros oder Kindergärten. So entstand der Kontakt zur Firma Kübler, einem Experten für energiesparende Infrarotheizungstechnik in Industriehallen.

Neustart der Planung

Während der Planungsphase für den Hallenneubau wurde beim Bundeswirtschaftsministerium die Zukunft von Gasheizungen grundlegend in Frage gestellt, was dazu führte, dass „Die Kanter & Schlosser“ ihren Auftrag zwei Wochen nach der Vergabe wieder zurückzogen. „Die Unsicherheit bei der Gasversorgung war uns einfach zu groß“, sagt Christoph Rotsch. Eine Alternative konnte Kübler aber mit der damals frisch auf den Markt gekommenen „Futura“ Hallenheizung anbieten, welche die hocheffiziente Technologie der Strahlungsheizungen für den Einsatz regenerativer Energien öffnete, wie Thomas Kübler, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Kübler Gruppe, ausführt. Das Multi-Energie-Infrarotsystem „Futura“ wurde für die Energiewende entwickelt – als Brücke in die karbonfreie Zeit. Ganz gleich, ob grüner Wasserstoff oder Strom die Zukunft bestimmen, „Futura“ kann beides. Die Infrarotheizung erlaubt es, zwischen den Energieträgern hin und her zu schalten.
Quelle: Kübler

Das Multi-Energie-Infrarotsystem „Futura“ wurde für die Energiewende entwickelt – als Brücke in die karbonfreie Zeit. Ganz gleich, ob grüner Wasserstoff oder Strom die Zukunft bestimmen, „Futura“ kann beides. Die Infrarotheizung erlaubt es, zwischen den Energieträgern hin und her zu schalten.
Quelle: Kübler

Und so wurde die neue Halle zu einem Pilotprojekt. „Wir betreten bei vielen unserer Projekte ja selbst immer wieder Neuland. Da sind wir gerne bereit, den Prozess bei Kübler mitzugestalten“, sagt Christoph Rotsch. „Als wir den ,Futura‘ kennengelernt haben, war die Fußbodenheizung jedenfalls vom Tisch.“

Bei dem Produkt handelt es sich um ein Multi-Energie-Infrarotsystem, auch multivalent genannt, das die Brücke in die karbonfreie Zukunft schlagen soll. Die energieeffiziente Infrarot-Heizung kann regenerative Energien wie Strom oder Wasserstoff nutzen. Ebenso lassen sich Biogas, Erdgas oder Flüssiggas einsetzen und der Betreiber kann dabei variabel zwischen den Energieträgern hin und her schalten. Dies funktioniert sowohl im Monobetrieb wie auch im Mix – je nachdem, welche Energie gerade verfügbar oder besonders kostengünstig ist. „Wir sorgen damit für Versorgungssicherheit und stabilisieren die Netze“, sagt Kübler, „vor allem aber ist unsere Lösung wirtschaftlich.“

Pünktlich zur Heizperiode 2022/2023 ging die multivalente Anlage in Trier in Betrieb: An der Hallendecke funktionieren die Infrarotsysteme analog zur Sonne, die alles erwärmt, was angeleuchtet wird – Menschen, Maschinen, Hallenboden. So kommt die Wärme gleichzeitig von oben, unten und von allen Seiten.

Bedarfsgerechte Heizung für jeden Hallenbereich

Eingeschaltet wird die Heizung bedarfsorientiert wann und wo Wärme notwendig ist. Geregelt wird sie über die „Celestra“ Steuerung, die durch Module wie „WinTec“ zur Remotesteuerung erweitert wurde. Auch das Wärmemanagement-System „E.M.M.A.“ wurde installiert. Es sorgt für Transparenz über den gesamten Heizprozess und stellt sämtliche Daten für Audits, wie etwa nach DIN EN ISO 50001, zur Verfügung.

Doch das sei noch nicht alles, wie Rotsch ausführt: „Das Nonplusultra ist für uns, dass wir jetzt mit unterschiedlichen Energien heizen können. Wir können zukünftig flexibel entscheiden, welche Energieform die günstigste für uns ist. Wir heizen aktuell nur mit Strom. Jetzt im Winter fängt die PV-Anlage ab etwa elf Uhr die kompletten Kosten ab.“ Im alten Gebäude hätte die Heizung zuvor Umluft in die Halle gepustet. Bei jeder Toröffnung sei es richtig kalt geworden und es habe gefühlt eine halbe Ewigkeit gedauert, bis es sich drinnen wieder erwärmte. „Wir haben jetzt definitiv eine ganz andere Wärmequalität in der Halle. Viel angenehmer, viel punktueller und kein aufgewirbelter Staub mehr. Das wird auch von den Mitarbeitern sehr gut angenommen.“ Vier Auszeichnungen in sechs Monaten: „Futura“ gewinnt den Sonderpreis „Innovative Technologien für den Klimaschutz“ beim Technologiewettbewerb Success 2022 der ISB. 2023 wird das Unternehmen mit dem „Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet, mit dem „German Innovation Award“ sowie mit dem „Special Mention“ von Focus Open.
Quelle: Kübler

Vier Auszeichnungen in sechs Monaten: „Futura“ gewinnt den Sonderpreis „Innovative Technologien für den Klimaschutz“ beim Technologiewettbewerb Success 2022 der ISB. 2023 wird das Unternehmen mit dem „Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet, mit dem „German Innovation Award“ sowie mit dem „Special Mention“ von Focus Open.
Quelle: Kübler

Als einen weiteren wichtigen Vorteil nennt Rotsch die Möglichkeit, die verschiedenen Arbeitsbereiche im Hallengebäude individuell zu beheizen oder auch auszuschalten, wenn dort der Betrieb beendet ist. „Wir haben vier unterschiedliche Heizkreise definiert, die wir mit der Anlage ansteuern können. Es spart uns viel Energie, wenn beispielsweise freitags die Schlosserei früher aufhört und die Heizung gezielt in diesem Bereich abgeschaltet werden kann.“

Politik ohne Konzept

Die Verunsicherung, die aktuell im Markt besteht, kann der Geschäftsführer des Hallenheizungsunternehmens Kübler nicht nachvollziehen. „Für die Industrie stellen wir seit langem bewährte Lösungen, die den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu 70 % und mehr reduzieren können. Aber durch die aktuellen Krisen ist die Politik derartig aus dem Konzept geraten, dass in Folge dringend benötigte energetische Sanierungen ausgesetzt werden, weil nicht klar ist, was zukünftig erlaubt sein wird und was nicht. Dabei stehen die regenerativen Energien noch nicht einmal in Grundzügen flächendeckend und ausreichend für die Heizprozesse in der Industrie und im Gewerbe zur Verfügung“, sagt Thomas Kübler. „Sicher ist, dass die Wärmepumpen-Technologie in Hallen keine echte Alternative ist. Allein schon, weil den Betrieben jede Flexibilität genommen wird, zukünftig Hallenbereiche umnutzen oder Maschinenaufstellungen ändern zu können.“ Aber auch wirtschaftlich habe die Wärmepumpe wenig Attraktivität, ganz gleich, ob sie mit einer Fußbodenheizung oder mit Deckenstrahlplatten kombiniert würde. „Unternehmen müssen mit einer drei- bis viermal höheren Investition rechnen als nötig. Und dies bei einer viel schlechteren Usability, aber mit einer vergleichbaren Energieeffizienz.“

Und das Fazit von „Die Kanter & Schlosser“? Christoph Rotsch: „Wir haben die neue ,Futura´ Technologie bereits weiterempfohlen und würden dies immer wieder tun.“

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2012

Strahlungsheizung

Deckenzone bleibt kühl

Hohe Lagerhallen von Industrie und Handel werden zunehmend statisch beheizt. Der Trend geht auf Kosten der – noch – dominierenden Luftheizung mit Ventilatoren. Die Gründe dafür: Energiesparzwänge...

mehr
Ausgabe 09/2023

Das GEG in Industriebauten

Verschiedene Möglichkeiten zur Erfüllung der Anforderungen

Es gilt grundsätzlich, dass 65 % der Heizenergie ab dem Jahr 2024 regenerativ eingebracht werden muss. Als regenerative Energien zählen Strom, Wasserstoff und Bio-Flüssiggas. Für Nichtwohngebäude...

mehr
Ausgabe 05/2015

Flächenheizungen in Hallengebäuden

Freie Wahlmöglichkeit des Wärmeerzeugers Komfort mit Effizienz verbinden

Der Anteil von Hallen am gesamten Wärmebedarf in Gebäuden beträgt etwa 15?% – ein nicht unerheblicher Prozentsatz am gesamten Wärme- und Energiemarkt. Darüber hinaus wird für Unternehmen das...

mehr
Ausgabe 04/2024

Hybridsysteme zur Hallenheizung

Erhebliche Reduktion des Gasverbrauchs in Bestandsgebäuden

Mit einem Hybridsystem zur Frischlufterwärmung und Heizungsunterstützung der Produktionshalle senkt die Leipziger TIG Technik GmbH neben dem Gasverbrauch gleichzeitig die zum 1. Januar 2024 erhöhte...

mehr
Ausgabe 01/2019

Hallenheizung mit Hell- und Dunkelstrahlern

Flüssiggasversorger half mit Rat und Tat

Neickenpartner (www.neickenpartner.de) fertigt seit mehr als 30 Jahren Lichtwerbung, LED-Videoscreens, Leuchttransparente, Werbebeschriftungen, Schild- und Leitsysteme sowie aufwendige Lichtdesigns...

mehr