Arbeitssicherheit 2.0: Den Weg für neue Standards ebnen
Interview mit Franz Wudy von Caverion Deutschland
Franz Wudy, Leiter für Sicherheit und Gesundheit bei Caverion Deutschland, teilt Einblicke, wie Unternehmen trotz Budgetkürzungen den Arbeitsschutz an erster Stelle halten können. Im Interview erläutert der Bayer, warum ein starker Fokus auf Sicherheit seiner Meinung nach unverzichtbar ist – sowohl für das Wohlergehen der Mitarbeitenden als auch für die Unternehmenszukunft.
SHK Profi: Herr Wudy, durch die angespannte wirtschaftliche Lage stehen viele Unternehmen im Bau- und Gebäudesektor stark unter Druck zu sparen. Wie wirkt sich dieser Zustand auf die Handhabung von Arbeitssicherheit in Unternehmen aus?
Franz Wudy: Tatsächlich sehen wir, dass wirtschaftliche Schwankungen teilweise dazu führen, dass der Arbeitsschutz auf der Liste der Prioritäten nach unten rutscht. Das ist ein Trugschluss, der langfristig mehr schadet als vorerst wahrgenommen wird. Arbeitssicherheit ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern auch eine wesentliche Grundlage für die Produktivität und den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Er ist unabdingbar und sollte keinesfalls als Möglichkeit gesehen werden, um Ressourcen und Gelder zu sparen.
Franz Wudy ist Leiter für Sicherheit und Gesundheit bei Caverion Deutschland in München.
Quelle: Caverion
SHK Profi: Welche konkreten Schritte empfehlen Sie Unternehmen, um den Arbeitsschutz auch in schwierigen Zeiten im Fokus ihrer täglichen Arbeit zu behalten?
Franz Wudy: Das beginnt mit einer klaren Kommunikation der Führungsebene und der Einbindung aller Mitarbeitenden in diese Kommunikationsmaßnahmen. Nur wer bei Regeln und Pflichten während der Arbeit immer up to date ist, kann sie auch ordnungsgemäß befolgen.
Außerdem sollten Unternehmen in präventive Maßnahmen investieren. Dazu gehören regelmäßige Schulungen, Sicherheitsbegehungen und die digitale Dokumentation von Sicherheitsaudits. Effiziente Präventionsarbeit spart langfristig Kosten, indem sie Unfälle und damit verbundene Ausfallzeiten reduziert.
SHK Profi: Sie sprechen die digitale Dokumentation von wichtigen Informationen an. Welche Rolle spielen Technologie und eine damit leichtere Zugänglichkeit von Informationen bei der Verbesserung der Arbeitssicherheit?
Franz Wudy: Digitale Tools ermöglichen es, Sicherheitsaudits effizienter zu gestalten, Risiken schneller zu identifizieren und präzise Maßnahmen abzuleiten. Besonders in der aktuellen Lage, wo Ressourcen begrenzt sind, können solche Werkzeuge dazu beitragen, die Sicherheit aller Mitarbeitenden und die Qualität der Arbeit mit weniger Aufwand zu gewährleisten. Außerdem ermöglichen sie eine bessere Nachverfolgung und Analyse von Sicherheitsdaten, was wiederum hilft, präventive Strategien zu optimieren.
SHK Profi: Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung dieser Technologien?
Franz Wudy: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Akzeptanz innerhalb der Belegschaft. Die Einführung neuer Technologien erfordert oft eine Veränderung der Unternehmenskultur. Es geht darum, allen Mitarbeitenden die Vorteile klarzumachen und sie für die Nutzung der neuen Werkzeuge zu schulen. Ein weiteres Hindernis kann die anfängliche Investition sein, obwohl sich diese langfristig durch die Einsparungen bei Unfallfolgekosten mehr als auszahlt.
SHK Profi: Ganz praktisch gesprochen: Was kommt auf Ihre Checkliste für mehr Arbeitssicherheit am Bau?
Franz Wudy: Die Checkliste beinhaltet fünf wichtige Punkte:
60-Sekundenregel: Vor Arbeitsbeginn sollte kurz überprüft werden: Verstehe ich die von mir auszuführende Aufgabe? Sind mir mein Verantwortungsbereich und die damit verbundenen Sicherheitsrisiken bekannt? Im Zweifel sollte ich noch nicht mit der Arbeit starten, sondern diese Fragen klären.
Nicht vorhersehbare Gefährdungen: Bei unerwarteten Situationen sollte ich diese sofort analysieren, mich mit Vorgesetzten abstimmen, Informationen einholen und wichtige Schutzmaßnahmen nach dem STOP-Prinzip anpassen.
STOP-Prinzip: Die Abkürzung steht für die Systematische Risikominimierung durch Substitution, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen sowie persönliche Schutzausrüstung.
Druckgasflaschen: Im Fokus steht der richtige Umgang durch die Beachtung der Bedienungsanleitung, Auswahl und Einstellung des Druckminderers, regelmäßige Prüfungen dieser und den sicheren Transport der Druckgasflaschen.
SRS-Unfälle vermeiden: Arbeitsunfälle durch Stürzen, Rutschen oder Stolpern können durch Aufmerksamkeit auf dem Weg, Beachtung der Bodenbeschaffenheit, Anhalten bei Ablenkungen sowie Meldung von Mängeln vermieden werden.
Eine klare Kommunikation der Regeln und Pflichten am Bau durch die Führungsebene an alle Mitarbeitenden, hält Wudy für eine wichtige Präventivmaßnahme in puncto Arbeitsschutz.
Quelle: Clipdealer
SHK Profi: Gibt es ein spezifisches Beispiel, das verdeutlicht, wie Unternehmen ihren Arbeitsschutz auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verbessern können?
Franz Wudy: Ein gutes Beispiel sind die sogenannten Toolbox-Meetings, also kurze Sicherheitsbesprechungen direkt vor Ort. Diese können sehr effektiv sein, um die Mitarbeitenden täglich auf Sicherheitsaspekte aufmerksam zu machen. Solche Maßnahmen erfordern keine großen Investitionen, fördern aber die Sicherheitskultur im Unternehmen. Kleine, konsequente Schritte können hier bereits große Wirkungen erzielen.
SHK Profi: Inwiefern tragen technologische Innovationen und ein wachsendes Bewusstsein für Gesundheit dazu bei, die Arbeitssicherheit zu verbessern?
Franz Wudy: Die Bewusstseinsbildung rund um die Arbeitssicherheit hat in den letzten Jahren bereits zugenommen - und dieser Trend wird sich fortsetzen. Die voranschreitende Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu verbessern. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein in der Gesellschaft für die Bedeutung von Gesundheit und Sicherheit. Unternehmen, die in diesen Bereichen Vorreiter sind, werden nicht nur ihre Mitarbeitenden besser schützen, sondern auch auf dem Markt Vorteile haben.