Zeitzeugen gehen ins Kloster
Bivalente Heizung im MuseumDas ehemalige Dominikanerkloster in Brandenburg hat neue Bewohner: kulturhistorische und archäologische Zeitzeugen von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Denn seit 2007 ist das Archäologische Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster ansässig und zeigt den Besuchern, wie es früher einmal war – oder gewesen sein könnte. Das frisch sanierte Gebäude wird nun mit moderner Heiztechnik auf Temperatur gebracht: Es wurde eine Fußbodenheizung eingebaut, die von einer Sole/Wasser-Wärmepumpe und in Spitzenlastzeiten von einem Gas-Brennwertkessel mit Wärme versorgt wird.
Bis 1990 war die Dauerausstellung zur Landesarchäologie im Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam angesiedelt, musste aber aus konservatorischen Gründen geschlossen werden. Danach wurden neue Räumlichkeiten gesucht, und man fand sie im Paulikloster. Noch bis 2002 sah es schlecht aus in der Klosteranlage. Der im Stadtzentrum gelegene Gebäudekomplex war im Zweiten Weltkrieg Opfer einer der zahlreichen Luftangriffe. Die Kirche wurde zerstört, andere Gebäude beschädigt. Bereits vor vielen Jahren sollte das Kloster saniert werden, doch es fehlte entweder am Konzept oder am Geld – oder an beidem. Einigkeit bestand aber darüber, dass das ehemalige Dominikanerkloster als Museum des Landes Brandenburg genutzt werden sollte.
Vor vier Jahren konnten die Planungen in die Tat umgesetzt werden. Fördermittel der EU, des Bundes, des Landes und der Stadt Brandenburg ermöglichten die Restaurierung des Klosters. In den Jahren 2004 und 2005 wurden die fehlenden Pfeiler und der Ostgiebel der Kirche rekonstruiert und neue Dächer errichtet. Man verzichtete jedoch auf eine Wiederherstellung der Gewölbe und den Verputz des Mauerwerks, um die wechselvolle Geschichte der Kirche sichtbar zu machen.
Vorreiter für die Backsteingotik
Das Dominikanerkloster spielte in der brandenburgischen Architektur eine große Rolle. Es war ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die Backsteingotik in der Region durchgesetzt hat. Schlichte Gestaltung – gemäß dem dominikanischen Bescheidenheitsgebot – hochwertige Ausführung und großzügige Dimensionen kennzeichnen den Komplex. Erbaut ab 1286, beherbergte er zunächst die Mönche des Dominikanerordens; nach der Reformation wurde er als Hospital und Armenhaus genutzt, bevor der Protestantismus Einzug hielt. 1560 wurde die Kirche zur evangelischen Pfarrkirche umgewidmet und neu ausgestattet.
Die Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg und die Entkernung in den Jahren 1958 bis 1967 führten zu Verlusten im Baubestand. Trotzdem zählt das Paulikloster zu den am besten erhaltenen Klosteranlagen der Bettelorden in Nordostdeutschland.
Gut geheizt für neue Aufgaben
Große Teile der Anlage, so auch das Kirchenschiff, werden per Fußbodenheizung erwärmt. Die Wärmegrundversorgung übernimmt eine Sole/Wasser-Wärmepumpe „Vitocal 300“ von Viessmann (www.viessmann.de) mit einer Leistung von 81 kW. Sie sorgt in erster Linie dafür, dass die Mauern entfeuchtet werden. Durch ständige Wärmezufuhr auf niedrigem Temperaturniveau wird das Mauerwerk auf gleichmäßig trockenem Niveau gehalten, die Luft im Innenraum dadurch wärmer. Zu Spitzenlastzeiten ergänzt ein Gas-Brennwertkessel „Vitocrossal“ mit 460 kW die Wärmepumpe. Lüftung beziehungsweise Klimaanlage vervollständigen das Paket, das aus dem Viessmann-Komplettprogramm zusammengestellt wurde.
Der Einbau der Wärmepumpe stellte das Ingenieurbüro KWH-Ingenieure und die ausführende Heizungsfachfirma WEGA Gebäudetechnik aus Brandenburg vor Herausforderungen, denn schließlich befand man sich auf archäologisch wertvollem Grund. Daher mussten die zwölf Löcher für die Erdsonden sorgfältig platziert und behutsam gebohrt werden.
Vor gut einem Jahr wurde das neue, alte Museum dann eröffnet. Seitdem können sich Besucher auf gut 2000 m² über die Archäologie und Kulturgeschichte Brandenburgs informieren. Und die Heizungsanlage hat ihren ersten, besonders kalten Winter gut bewältigt.