VdZ: überarbeitete EnEV mehr schlecht als recht

Die von der Bundesregierung für dieses Jahr angekündigte Überarbeitung der Energieeinsparverordnung EnEV bedeutet im Kern weder einen Anreiz für verstärkte Gebäudesanierungsmaßnahmen, noch eine vereinfachte Praxis zur Beurteilung des Energieverbrauchs von Gebäuden für Eigentümer und Inverstoren.
 
Im Gegenteil, das sogenannte Modellgebäudeverfahren geht mit höherem bürokratischen Aufwand im Vergleich zum bereits bestehenden Verfahren einher. Dadurch können künftig nicht die enormen Energieeinsparpotentiale im Gebäudebereich geweckt und umgesetzt werden, die dringend zur Erreichung der Klimaschutzziele nötig sind.
Nach Plänen der Bundesregierung soll in die novellierte Energieeinsparverordnung ein neues Modellgebäudeverfahren integriert werden. Dieses – im Auftrag des Landeswirtschaftsministeriums Baden-Württemberg vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (www.ibp.fraunhofer.de) – entwickelte Verfahren soll eine vereinfachte Nachweismöglichkeit für Wohngebäude darstellen. Abgesehen von den wenigen Neuerungen, die das Programm bringen soll, sehen Experten wie Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung und Anwendung GmbH (www.itg-dresden.de) kaum Vorteile der neugefassten „EnEV easy“. Laut Prof. Oschatz verhindere „EnEV easy“ nicht nur die integrale Planung und Optimierung im Planungsprozess sowie die Innovation und den technologischen Fortschritt im Gebäudebereich, sondern genüge lediglich den Mindestanforderungen bei der Durchführung von Energieeinsparmaßnahmen.
Zudem erfolge die Auswahl der Sanierungsmaßnahmen willkürlich, da sie nicht auf bestimmten Kriterien basieren. Wie bereits das bestehende Nachweisverfahren, bedarf es ebenfalls einer Computersoftware zum Eintragen der entsprechenden Kennzahlen. Ihm zufolge besteht die Möglichkeit, selbstständig Anpassungen im Programm vorzunehmen, wodurch die Mehrzahl der Nachteile von „EnEV easy“ vom Nutzer behoben werden könnten.
„Ein energieeffizientes Gebäudesanierungsprogramm kann damit allein nicht gelingen und bedarf weiterer politischer Instrumente und Anreize“, sagt Dr. Michael Herma, Geschäftsführer der VdZ – Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V. (www.vdzev.de) in Berlin. „EnEV easy“ und die Politik im Allgemeinen bieten derzeit kaum wirkungsvolle Antworten auf die dringende Frage, wie die Energiewende umgesetzt werden kann.
Wie „EnEV easy“ in der Praxis – von der Baubranche und den Immobilienbesitzern – angenommen wird sowie ein abschließendes Urteil darüber, wird sich erst im kommenden Jahr, mit dem Inkrafttreten und der Umsetzung der Regelung zeigen.

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