Hydraulischer Abgleich im Bestand (Teil 3)

Strangweise dynamisch optimieren

Schritte zu einem effizienten Heizsystem

In den ersten beiden Artikelteilen wurden die vielfältigen Umsatzchancen für SHK-Fachbetriebe sowie einen praxisgerechten Ablauf des hydraulischen Abgleichs beschrieben. Im letzten Teil unserer Serie wird zunächst der Einsatz von Strangregulierventilen und Differenzdruck-Reglern dargestellt. Abschließend gibt es Hinweise zu weiteren, ergänzenden energetischen Optimierungsmöglichkeiten.

Viele Heizungsfachhandwerker vermeiden im Bestandsbereich den hydraulischen Abgleich, weil sie den Aufwand von Rohrnetz- und Heizlastberechnung (gemäß DIN EN 12 831) scheuen. Hauptproblem sind die meist fehlenden bzw. unvollständigen Anlagendaten. Gefragt sind hier praxisgerechte Vorgehensweisen, die mit vertretbarem Aufwand eine hinreichende Genauigkeit liefern. Einen entsprechenden Ablauf wurde im Teil 2 dieser Artikelserie ausführlich beschrieben.

Auf der sicheren Seite

Doch vor allem bei größeren, verzweigten Heizanlagen mit mehreren Strängen und bei größeren Pumpenförderhöhen stößt der hydraulische Abgleich allein über die voreinstellbaren Heizkörperventile an seine Grenzen. Bei Druckverlusten an den Heizkörperventilen von über 200 mbar empfiehlt Honeywell den Einsatz von Strangregulierventilen. Doch welche Art von Strangregulierventil eignet sich für welchen Einsatzfall? In Anlagen mit variablem Durchfluss, beispielsweise Zweirohr-Heizsys­temen oder Wärmeübergabestationen, sind automatische Differenzdruck-Regler, wie das „Kombi-Auto“ von Honeywell, erste Wahl. Der Regler erzeugt einen dynamisch hydraulischen Abgleich, indem er unter wechselnden Durchflussbedingungen, also zum Beispiel in Teillastbereichen, den Differenzdruck auf dem eingestellten Wert hält. Das „Kombi-Auto“ verfügt über ein Handrad mit einem großen, stufenlosen Voreinstellbereich von 50 bis 350 mbar oder von 300 bis 600 mbar. Ein Sicherungsring schützt vor unbeabsichtigtem Verstellen. Im Lieferumfang enthalten sind Impulsleitung und Wärmedämmschale.

Zwar ist der Einbau einer Standard-Armaturenkombination für den statischen Abgleich, beispielsweise bestehend aus dem Honeywell-„Kombi-3-Plus“ (Rot und Blau), grundsätzlich nicht falsch. Doch man darf nie vergessen, dass sich der Einstellwert auf den Volumenstrom bei Volllastbetrieb bezieht. Deshalb könnte es bei hydraulisch ungünstigen Situationen im Teillastfall, wenn zum Beispiel mehrere Heizkörperventile gleichzeitig schließen, zu einem hohen Differenzdruckanstieg in Verbindung mit Pfeifgeräuschen bei den wenigen offenen Heizkörperventilen kommen. Hinzu kommt, dass sich mit dem dynamischen Abgleich in Bestandsanlagen ein Energieeinsparpotential von bis zu 10 % erschließen lässt, während es bei der statischen Variante bis zu 5 % sind. Tipp: Die in vielen Altanlagen eingebaute Strangregulierventil-Kombination „Kombi-3-Plus Blau und Rot“ lässt sich meist durch die Montage eines Membranreglers auf den dynamischen Abgleich umstellen.

Aus den oben genannten Gründen ist die statische Strangventil-Lösung (zum Beispiel mit dem „Kombi 3-Plus“-Ventil) insbesondere für Anlagen mit konstantem Volumenstrom besser geeignet, worunter zum Beispiel Kühl-/Heizdecken, Fan-Coil-Anwendungen und Zonenregelungen fallen. Empfehlenswert bei Einrohrheizanlagen ist der Einbau des Strangreglers „Kombi-VX“, das über 40 Voreinstellungen für den komfortablen statischen Abgleich bietet. Der Fachhandwerker kann den Durchflusswert somit präzise auf den erforderlichen Volumenstrom justieren.

Optimierungsmöglichkeiten

Der hydraulische Abgleich ist nicht nur der zentrale Baustein im Rahmen der energetischen Optimierung eines Heizsystems. Er ist zudem die Voraussetzung für folgende, weitere Effizienzschritte:

Einstellen/optimieren der Heizkurve:

1. Vollständige Ventilöffnung an Heizkörpern herstellen

2. Heizkurve schrittweise absenken

3. Raumtemperaturen überall messen

4. Wenn Raumtemperatur in allen Räumen stimmt, Thermostatregler wieder anbringen und auf Wunschtemperatur einstellen.

Optimieren System- bzw. Vorlauftemperaturen: Ohne Stellglied ist ab einer Außentemperatur von etwa +12 °C keine Vorlauftemperaturregelung mehr möglich; d. h.: die Vorlauftemperatur ist dauerhaft zu hoch.
Pumpenleistung anpassen bzw. alte Pumpe durch eine elektronische Hocheffizienzpumpe ersetzen: Studienergebnisse zeigen, dass die Stromaufnahme durchschnittlich um das Dreifache überhöht ist. Mittels hydraulischem Abgleich und elektronisch geregelter Umwälzpumpen könnte die notwendige Stromaufnahme um ca. 40 % gesenkt werden. Wichtig ist die Maßnahmenkombination! Denn auch moderne Hightech-Pumpen, die u. a. ihre Drehzahl (und damit ihre Förderhöhe) bei einer Veränderung des Volumenstroms automatisch anpassen, können ihre höchste Effizienz nur dann entfalten, wenn die Anlagenhydraulik in Ordnung ist: Bei zu geringen Widerständen bewegt sich der Betriebspunkt auf der Pumpenkennlinie „nach rechts“; das bedeutet: Die Stromaufnahme steigt (teilweise beträchtlich) und die Förderhöhe nimmt ab. Dadurch kommt es bei den pumpennahen Heizflächen zu einer markanten Über- bzw. Unterversorgung in den pumpenfernen Abschnitten. Zudem können lästige Strömungsgeräusche auftreten.
Elektronische, zeitprogrammierbare Einzelraumregelung: Diese Heizkörperregler lassen sich in Einzelräumen, zum Beispiel im Bad und im Wohnraum, installieren oder als (dezentrales) Regelsystem in allen beheizten Räumen einbauen. Sie verbessern mit ihren vielfältigen Zeitprogrammen nicht nur die Energieeffizienz, sondern erhöhen zudem den Wärmekomfort der Bewohner. So lässt sich beispielsweise mit dem Einzelraumregelungssystem „evohome“ von Honeywell (www.honeywell-haustechnik.de) der Energieverbrauch um bis zu 30 % verringern, weil immer nur die Räume beheizt werden, die auch in Benutzung sind.

Positiv für Auftragslage und Image

Ein fachgerecht durchgeführter hydraulischer Abgleich verringert also nicht nur den Verbrauch von Heizwärme und Strom. Er kann in Bestandsgebäuden – in Verbindung mit einem Pumpentausch und modernen Regelventilen – nervende Anlagengeräusche und unangenehme Raumtemperaturschwankungen beseitigen sowie die Wiederaufheizzeiten verkürzen. Unterm Strich erhöht sich damit der Wärme- und Wohnkomfort der Bewohner. Solche „weichen Faktoren“ sollte der Fachhandwerker bei seinen Beratungsgesprächen zusätzlich zum Energieeinsparpotential ebenfalls ansprechen. Um das Interesse der Hausbesitzer zusätzlich zu stimulieren, ist auch der Hinweis auf das KfW-Programm 430 („Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss“) hilfreich, das unter anderem die Optimierung der Wärmeverteilung bei bestehenden Heizungsanlagen fördert (siehe Kasten). Zudem ist der hydraulische Abgleich eine unabdingbare Voraussetzung für weitere KfW- und BAFA-Fördermaßnahmen (siehe Teil 1 dieser Artikelserie).

Unbedingt empfehlenswert ist es, dass Fachhandwerker offensiv mit ihrem energetischen Optimierungs-Know-how umgehen – nicht nur mit Blick auf die Auftragsakquise bei (potentiellen) Kunden. Auch viele Architekten und Planer sind nicht immer auf dem aktuellen Infostand, zum Beispiel bei der Einführung neuer Fördermaßnahmen und Vorschriften, und gegenüber entsprechenden Hinweisen sicherlich aufgeschlossen. Solche Gespräche helfen, das Image des SHK-Betriebs zu steigern und erhöhen im einen oder anderen Fall die direkten und indirekten Auftragschancen. Probieren Sie es aus!

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