Notfall Rohrbruch: Absicherung im Schadensfall
Videoinspektion mit Dokumentation sichert Handwerker ab
Leckagen an wasserführenden Leitungen müssen schnell beseitigt werden. Doch nicht selten kommt es im Nachgang zu Diskussionen. Mit einer dokumentierten Videoinspektion des Leitungsschadens im Vorfeld der Reparatur kann der Fachhandwerker gegenüber Eigentümer und Versicherung für Klarheit sorgen.
Die Schadenssumme, die Versicherer in Deutschland jährlich für Leitungswasserschäden aufbringen müssen, hat inzwischen die Schallmauer von einer Milliarde Euro durchbrochen. Der älter werdende Baubestand ist dafür die Hauptursache. Doch sogar in Neubauten treten immer wieder Leitungswasserschäden auf; häufig ein Resultat steigender Komplexität der Infrastruktur moderner Wohn- und Gewerbeobjekte. Versicherungen verlangen daher bei Wasserschäden, verursacht durch Leitungsleckagen, eine klare Beweislage der Ursache. Und immer häufiger wird darüber gestritten. Der Fachhandwerker ist dann oft der leidtragende Dritte.
Die Videoinspektion eines Rohrleitungsschadens mit entsprechender Film- und Foto-Dokumentation aus dem Inneren des Rohres wird für das SHK-Handwerk immer wichtiger, um sich abzusichern. Mehr noch: Per Videoinspektion lässt sich der Schaden exakt lokalisieren, so dass bei der Reparatur der Eingriff in die Bausubstanz geringer ausfällt. Außerdem hat der Endkunde mit einer Videoaufnahme dann das klare Beweismaterial zur Hand, das die Versicherung zunehmend abfordert.
Video-Dokumentation für Versicherungsfälle
Gemäß dem letzten Bericht der Schlichtungsstelle „Versicherungsombudsmann“ sind die Streitfälle in der Einzelsparte Gebäudeversicherung am höchsten gestiegen – in 2014 um rund 32 % zum Vorjahr. Das unterstreicht die Brisanz der nachvollziehbaren Beweisaufnahme eines Schadenfalls. Dazu exemplarisch zwei konkrete Schlichtersprüche des „Versicherungsombudsmanns“:
Durch Wurzeleinwuchs kam es zu einer Leckage in einem Abwasserrohr. Der Versicherer verweigerte die Regulierung mit dem Hinweis, dieser Schaden sei kein versichertes Ereignis. Durch eine genaue Feststellung, von welcher Art die Beschädigung des Rohres ist, konnte allerdings ein verbindlicher Schlichterspruch gefällt werden: Der Wurzeleinwuchs hatte zu einem Muffenversatz und einer Ausdehnungen der Rohre geführt. Das allein hätte tatsächlich nicht den Anspruch auf Versicherungsleistung gerechtfertigt. Gleichzeitig war aber auch zu sehen, dass die Wurzeln einen Riss im Rohr verursacht hatten. Und Schäden am Rohrmaterial, wie Risse und Löcher, sind unabhängig der Ursache versichert, so dass die Versicherung zur Zahlung verpflichtet war.
Ein zweites, typisches Fallbeispiel macht weitere Aspekte deutlich, wie wichtig eine eindeutige Analyse und Dokumentation der Schadensursache ist: Nach Starkregen-Ereignissen kommt es stets zu Feuchtigkeitsschäden in einem Heizungskeller. Der Grund dafür könnte sowohl eine undichte Abwasserleitung als auch ein parallel verlaufendes Regenfallrohr sein. Letzteres ist nicht Teil des Versicherungsumfangs. Solange die eigentliche Schadensursache nicht zweifelsfrei geklärt ist, besteht für den Versicherer keine Verpflichtung zur Regulierung. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Schadensursache möglichst exakt nachweisen zu können.
Dokumentationen erstellen
Für die Video-Dokumentation von Rohrleitungen sind einfach zu handhabende Kamera-Systeme auf dem Markt. Damit die gelieferte Bildqualität allerdings als zweifelsfreier Nachweis zu nutzen ist, sind bestimmte Auswahlkriterien zu beachten:
Allen voran ist eine sehr gute Auflösung der Kamerabilder entscheidend. Doch auch der Monitor sollte von hoher Qualität sein, damit der Fachhandwerker während der Inspektion selbst feine Risse erkennen und so die Schadensstelle ausmachen kann. Die Brillanz der Aufnahmen ist außerdem stark von der Ausleuchtung der Rohre abhängig. Hier sind Kameraköpfe mit integrierten LEDs optimal.
Darüber hinaus gibt die Nennweite des zu inspizierenden Rohrs die Größe des Kamerakopfes vor. Die Videoinspektionskamera „Wöhler VIS 350“ lässt beispielsweise einen Wechsel der Optik zu. Mit einem starren Kamerakopf (Durchmesser 26 mm) können Rohre mit Nennweiten von 40 bis 70 mm inspiziert werden. Für größere Rohre ist ein dreh- und schwenkbarer Kamerakopf besser geeignet. Eine solche Kamera wird per Tasten gesteuert, um die Rohrwandungen im 360°-Radius zu untersuchen. Der Schwenkbereich von 180° vergrößert den Betrachtungswinkel zusätzlich.
Damit die „Beweisaufnahmen“ einer Rohrinspektion an Gebäudeeigentümer, Gutachter oder Versicherer weitergegeben werden können, sind Kamerasysteme mit Speicherfunktion erforderlich. Dabei sollten sowohl Bewegtbilder als Video-Datei abzuspeichern sein als auch zusätzlich einzelne Schnappschüsse von Schadstellen. Besonders praktisch sind Systeme, die wechselbare SD-Karten als Speichermedien nutzen. So kann der Fachhandwerker die Aufnahmen auf seinem Büro-Computer einfach sichern, nochmals analysieren und für die Weitergabe kopieren.
Prävention
Wasserschäden aufgrund alter Bestandsleitungen sind für Versicherer immer ein Alarmsignal. Die Wahrscheinlichkeit, dass an weiteren Leitungsabschnitten Leckagen auftreten, ist sehr hoch. Deshalb gehen Versicherer zunehmend dazu über, ab einer bestimmten Schadenshäufigkeit Verträge zu kündigen. Andere Gesellschaften erhöhen die Prämien für Wohngebäudeversicherungen drastisch. Die Verbraucherschutzzentrale empfiehlt jedoch, Kündigungen durch den Versicherer zu vermeiden. Denn in einem solchen Fall wird der Abschluss eines neuen Vertrags mit einer anderen Gesellschaft schwierig oder sogar unmöglich. Eine vertrauensbildende Maßnahme des Versicherungsnehmers könnte daher eine präventive Videoinspektion des Rohrnetzes sein. In Absprache mit der Versicherungsgesellschaft ist auf diesem Weg eventuell eine einvernehmliche, realistische Einschätzung des Schadensrisikos möglich.
Bei Neuinstallationen profitiert der Fachhandwerker mitunter ebenfalls von einer vorbeugenden Videoinspektion. Insbesondere an neuralgischen Punkten – beispielweise der Anbindung an bestehende Rohrnetze oder auf Großbaustellen an Schnittstellen zu anderen ausführenden Firmen – ist die Videodokumentation der fertigen Installation unter Umständen hilfreich. Eventuelle Ausführungsfehler sind so noch vor der Inbetriebnahme zu beseitigen. Und im Reklamationsfall kann die einwandfreie Installation nachgewiesen werden.
Fazit
Kontinuierlich steigende Schadensfälle und -höhen durch Leitungswasser im Allgemeinen und Abwasser im Besonderen machen Wohngebäudeversicherungen für viele Versicherer inzwischen zu einem defizitären Geschäft. Umso kritischer werden solche Fälle begutachtet und oft mit Kompensationsmaßnahmen der Versicherungsgesellschaft beantwortet. Um als Fachhandwerker nicht in eine Zwickmühle zu geraten, ist die Videoinspektion von Rohrleitungen vor der Schadensbehebung – in einigen Fällen auch vor der Übergabe von Neuinstallationen – ein wichtiger Arbeitsschritt. In Verbindung mit einer Funkortung kann über die Einführung einer Kamera in das Rohrleitungsnetz die tatsächliche Schadstelle schnell und exakt bestimmt werden. Das reduziert bei der Reparatur Nebenschäden. Außerdem ist in der Kommunikation mit dem Versicherer eine klare Analyse der Schadensursache per Video und Foto möglich. Also eine Win-Win-Situation für Gebäudeeigentümer, Versicherer und Fachhandwerker.