Modernisierung mit Wohnungslüftung
3 Wohneinheiten individuell belüftet /
Komfort, Schall- und Brandschutz im Fokus
Diese Ausgangssituation ist SHK-Fachleuten bekannt: Ein Bestandsgebäude aus den 50er-Jahren soll umfassend modernisiert werden. Nach den heute geltenden Regeln und Normen zählt die kontrollierte Lüftung zu den Maßnahmen, die bei der Umsetzung unverzichtbar sind.
Ruhige Lage inmitten teils umgebauter Ein- und Zweifamilienhäuser – so präsentierte sich das Haus, das Architekt und Bauherr Norbert Schwarz 2011 ins Visier genommen hatte. Seine Idee: Mit einer umfangreichen Sanierung sollte aus dem 1958 errichteten Altbau mit baukonstruktiv einwandfreier Substanz ein zeitgemäßes Gebäude werden, nahezu vergleichbar mit einem Neubau.
Aus dem Zweifamilienhaus wurde ein Gebäude mit drei Wohneinheiten auf insgesamt 220 m² Wohnfläche, da ein Teil des Kellers zur Souterrainwohnung ausgebaut wurde. Im Innern waren aus statischer Sicht die tragenden Wände zu beachten; auch das Treppenhaus und die Zugänge zu den Wohnungen im Erd- und Obergeschoss blieben erhalten. Wo es möglich war, wurden die Räume gemäß moderner Vorstellungen geöffnet.
Die Außenwände erhielten eine 26 cm dicke Dämmschicht, die erdberührten Wandteile eine ebenso starke Perimeterdämmung. Daraus ergab sich ein U-Wert von 0,12 bzw. 0,13. Die Dachdeckung wurde komplett erneuert, inklusive Aufdachdämmung und einer Dachergänzung, damit der Balkon im Obergeschoss einbezogen werden konnte. Die neuen Fenster besitzen nun einem U-Wert von 0,8. Sämtliche Installationen wurden ebenfalls erneuert, so wurde z.B. die Wärmeverteilung von Radiatoren auf Fußbodenheizung umgestellt. Die alte Gasheizung mit 36 kW wich einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 6 kW.
Hermetisch dicht
Schon zu Beginn der Baumaßnahme stand fest, dass ein solch gut gedämmtes Haus nur mit einer Wohnungslüftung „funktionieren“ kann. Dies entspricht der gültigen DIN 1946-6, die einen nutzerunabhängigen Feuchteschutz fordert. Dazu ist eine Luftwechselrate von ca. 0,5 des Wohnungsvolumens pro Stunde erforderlich. Das ursprüngliche Konzept sah ein einziges Zentralgerät für alle drei Wohneinheiten vor. Doch dieser Ansatz barg einige Risiken, die Norbert Schwarz nicht eingehen wollte: fehlende Anpassung an die individuellen Bedürfnisse, eventuelle Geräuschbelästigung durch Schallübertragung und Probleme bei den Brandschutzvorgaben für drei Wohneinheiten.
Diese Überlegungen führten schließlich zu einem neuen Ansatz: Pro Wohneinheit sollte jeweils eine gut zu regelnde Anlage installiert werden, die auch dem gewünschten erhöhten Schallschutz entsprach. Des Weiteren gab der Bauherr vor, dass die Geräte aus Platzgründen und wegen möglicher Geräuschentwicklung nicht im Wohnbereich aufzustellen waren. An dieser Stelle konnte Dirk Heilhecker, Chef des gleichnamigen Installationsunternehmens, seine Erfahrungen mit der Westaflex-Wohnungslüftung einbringen.
Anpassungsfähiges System
Mit dem „WAC-Paket“ des Gütersloher Herstellers ließen sich die befürchteten Schwachpunkte ausmerzen. Dazu wurde für jede Wohneinheit ein detaillierter Plan erstellt, um folgende Fragen zu beantworten: Wo lassen sich die Zentralgeräte platzieren? An welchen Stellen werden die Zu- und Fortluftöffnungen installiert und wie wird die Einbindung in die dichte Gebäudehülle gewährleistet? Wodurch werden die Vorgaben hinsichtlich Brand- und Schallschutz eingehalten? Welche Bauteile sind in den Wohnräumen zu montieren und wie können sie „unsichtbar“ gemacht werden? Mit welchen Komponenten werden die Öffnungen für die Zu- und Abluft gestaltet?
Gemeinsam mit den Fachleuten des Herstellers entwickelte man pro Wohnung ein Konzept, das allen genannten Anforderungen gerecht wurde. Die „WAC-200-Zentralgeräte“ für Souterrain und Erdgeschoss sowie die Komponenten (Vorheizregister) fanden ihren Platz im Kellerbereich, jeweils in dem zur Wohnung gehörenden Raum. Die Außen- und Fortluft wird für beide Abschnitte gemeinsam mit entsprechend dimensionierten Leitungen realisiert, die sich dann zu den beiden „WAC 200“ verzweigen. Die Öffnungen sitzen mit 5 m Abstand voneinander oben in der Kellerwand.
Die luftführenden Kanäle für die Erdgeschosswohnung mussten aus Brandschutzgründen durch eine vorhandene Deckenöffnung nach oben gebracht werden. Sie münden im Bad und verzweigen sich – entsprechend der Zu- und Abluftzonen – in die Räume. Dazu hat man im Bad die Decke als Ganzes abgehängt, in den anderen Bereichen nur als schmaler Streifen an der Wand. Neben den Luftkanälen, für die das „Quadroflex“-Rohr mit den Maßen 129 x 52 cm gewählt wurde, finden hier auch weitere Leitungen Platz. Diese ca. 12 cm hohen Absätze wurden später mit Gipskartonplatten versehen und teilweise mit Strahlern akzentuiert.
Anbindung des Obergeschosses
Die dritte Wohneinheit im Obergeschoss weist eine ähnliche Kanalführung auf wie im Erdgeschoss. Doch hier sitzt das Zentralgerät im Spitzboden und die Anbindung erfolgte auf kurzem Weg von oben. Die Außen- und Fortluftöffnungen wurden auf Vorschlag des Installateurs in die Giebelwand gesetzt. „Hier sind die Öffnungen leichter wärmebrückenfrei einzubinden als durch das gedämmte Dach“, erklärt Dirk Heilhecker. Neben dem Zentralgerät „WAC 300“ wurde in den Außenluftkanal ein Vorheizregister eingebaut, das bei Unterschreitung einer Temperatur von -3 °C und einem Volumenstrom größer als 80 m³/h wirksam wird. Zusätzlich hat man einen Filterkasten mit integriertem Taschenfilter der Klasse F5 montiert. In den Fortluftkanal wurde ein mineralfaserfreier Schalldämpfer eingebaut. Da sich der Dachboden innerhalb der gedämmten Gebäudehülle befindet und als Lagermöglichkeit erhalten bleiben soll, wurde er mit je zwei Zu- und Abluftöffnungen sowie entsprechenden Kanälen an die Wohnungslüftung angebunden. Für die Verarbeitung war von Vorteil, dass die Materialien als Gesamtpaket zur Baustelle geliefert wurden. Auf diese Weise waren die Komponenten bei jedem Arbeitsschritt sofort zur Hand.
Die gesamte Installation bestand ihre Bewährungsprobe in Form des Blower-Door-Tests mit Bravour: Nach Abschluss der Baumaßnahme lag der n50-Wert bei 0,28. Die Bedienung der „WAC“ erfolgt über digitale Geräte, die in den Wohneinheiten platziert werden. Damit lässt sich die Leistung in 1 %-Schritten individuell einstellen.
Fazit
Mit dem „WAC“-System von Westaflex (www.westaflex.com) konnte die anspruchsvolle Aufgabe, die drei Wohneinheiten separat mit Frischluft zu versorgen, zur Zufriedenheit des Bauherrn ausgeführt werden. Der erhöhte Schallschutz ließ sich ebenso erfüllen wie die Vorgaben zum Brandschutz. „Für die Umsetzung einer solchen komplexen Maßnahme ist es unabdingbar, einen guten Kontakt zu den ausführenden Unternehmen zu haben“, resümiert Norbert Schwarz. Der Jahresprimärenergiebedarf von 39,73 kWh entspricht der Einstufung in KfW 55.
Die eingesetzten „WAC 200“ bzw. „300“ unterscheiden sich vorwiegend in ihren Leistungszahlen. Das „WAC 200“ wird empfohlen für Wohnungsgrößen bis 130 m² Wohnfläche und verfügt über einen Volumenstrom von 50 bis 225 m³/h. Das „WAC 300“ kann bis 200 m² genutzt werden und wird mit einem Volumenstrom von 50 bis 300 m³/h angegeben. Beide Zentralgeräte verfügen über zwei Ventilatoren. Filter, Kreuzgegenstrom-Wärmeüberträger für Rückgewinnung von bis zu 90 % der Wärme, Sommerbypass (WAC 200), Betriebsstundenzähler sowie Anschlussmöglichkeit von Feuchte- oder CO2-Sensoren sind in beiden Gerätetypen integriert.