Hochämter der Branche
Den Messen die Treue halten
„Eine Messe darf Hochämter zelebrieren, wenn sich eine Berufsgruppe für ein paar Tage im absoluten Ausnahmezustand befindet.“ So beschrieb vor einiger Zeit ein Messeverantwortlicher die Bedeutung von Fachmessen. Und er hat Recht damit. Sie haben in der Corona-Krise allerdings besonders zu leiden.
In Zeiten von COVID-19 liegt die Messelandschaft brach. Kinos, Konzerthäuser, Flughäfen, Kreuzfahrtschiffe und eben auch Messehallen auf der ganzen Welt sind verwaist, weil größere Menschenansammlungen das Infektionsrisiko erhöhen und daher verboten sind bzw. gemieden werden. Hunderte Messen allein in Deutschland wurden daher verschoben oder ganz abgesagt. Ein Hoffnungsschimmer für die Veranstalter ist die mittlerweile getroffene politische Entscheidung, dass Messen nicht zu den Großveranstaltungen zählen wie z. B. Volksfeste. Sie dürfen also unter Einhaltung von Hygienevorgaben und vor dem Hintergrund des jeweiligen Infektionsgeschehens im Bundesland durchgeführt werden. Hiervon profitieren konnte aber bislang kaum eine Veranstaltung.
Die IFH Intherm in Nürnberg hat es 2020 mit einem Komplettausfall genauso erwischt wie die Light + Building in Frankfurt, die Intersolar sowie die Internationale Handwerksmesse in München, die Security in Essen oder die Hannover Messe, um nur ein paar, unsere Branche betreffende Messen zu nennen. Einige wenige Messen sollen hingegen nach wie vor stattfinden. Dazu gehört die SHK Essen, die von Mitte März auf Anfang September verschoben wurde, und auch eine Chillventa in Nürnberg, die noch an ihrem angestammten Termin Mitte Oktober auf Durchführung hofft. In der aktuellen hektischen Zeit wird das gedruckte Wort schnell von der Wirklichkeit überholt und es kann gut sein, dass das Damoklesschwert, das über diesen beiden Messen schwebt, bereits gefallen ist, wenn Sie diese Zeilen lesen.
Davon losgelöst möchte ich aber einmal eine Lanze für unsere Fachmessen brechen. Sie sind nämlich wichtige Impulsgeber für unsere Branche und es mehren sich leider die Zeichen, dass selbst Messen wie die BAU in München im Januar 2021 oder die ISH im kommenden März von manchen Ausstellern gemieden werden (könnten). Ein weiteres desaströses Jahr wie 2020 könnte aber auch den etablierten deutschen Messegesellschaften das Rückgrat brechen. Daher appelliere ich an alle Beteiligten, sowohl auf Seiten der Besucher als auch der Aussteller, die eigene, vielleicht schon getroffene Entscheidung gegen einen Messebesuch bzw. eine -beteiligung zu überdenken. Natürlich wäre eine Messe mit Corona-Auflagen nicht das Gleiche wie früher, die Stimmung wäre anders, man müsste eine Maske tragen, mehr Abstand wahren und könnte keine Party feiern. Aber was uns beim Einkaufen und im Bus gelingt und was wir dort akzeptiert haben, würde auch auf einer Fachmesse funktionieren. Das kann man zwar beklagen, aber COVID-19 hat nun mal die Welt grundlegend verändert.
Trotz Internethandel, Webinaren und den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Medien hat die Messe als Kommunikationsplattform nämlich keineswegs ausgedient – ganz im Gegenteil. Messen haben mit Sicherheit eine Zukunft. Wir sollten aber dazu beitragen, dass diese auch in Deutschland liegt, dass Weltleitmessen weiterhin vor der eigenen Haustüre stattfinden und dass bequem zu erreichende Regionalmessen nicht von der Bildfläche verschwinden.
Ihr SHK Profi-Chefredakteur
Christoph Brauneis