Heizungstausch: So optimiere ich das Gesamtsystem

Nicht schnell ist effizient, sondern gründlich

Der Tausch alter Heizungen soll den Energieverbrauch senken und damit die Kosten für den Betreiber ebenso reduzieren wie CO2-Emissionen. Doch oftmals sind Verbraucher nach einer solchen Maßnahme erstaunt, dass die Heizkosten kaum nennenswert gesunken sind. Und zwar nicht wegen einer eventuellen zwischenzeitlichen Verteuerung des Energieträgers, sondern weil sich der Verbrauch nur unwesentlich verändert hat. Häufiger Grund in solchen Fällen: nur der Kessel wurde getauscht, das restliche Heizsystem blieb unverändert. Doch zur Verbesserung der Effizienz alter Heizanlagen gehört mehr.

Möglichst effizient soll sie sein, die neue Heizung und der Weg dahin: über das Internet informiert, den Monteur recherchiert, schnell installiert – und schon wird Energie gespart, die Umwelt und die Haushaltskasse entlastet. Doch so einfach geht es dann doch nicht. Zum Glück für das SHK-Fachhandwerk, das sich so durch Kompetenz im stärker werdenden Wettbewerb mit Online-Diensten behaupten kann.

Fakt ist nämlich: Gerade beim Heizungstausch wird viel Einsparpotenzial liegen gelassen. So sind in der Praxis Nutzungsgrade neuer Brennwertgeräte um die 85 % keine Seltenheit (Web-Portal co2online www.co2online.de: “Anforderungen für Brennwertkessel und Gründe für den geringen Nutzungsgrad“ Gastkommentar Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, Hochschule Ostfalia). Möglich sind laut Herstellerangaben für Brennwertkessel hingegen Normnutzungsgrade bis zu knapp 100 %. Zugegeben: Dieser Wert wird unter Laborbedingungen nach DIN 4702 Teil 8 ermittelt. Dennoch lässt sich die Differenz zwischen Theorie- und Praxiswert weiter schließen. Vor allem, wenn vor dem Heizungstausch eine vollständige Betrachtung der Wärmeverteilung erfolgt. Hier geht also Gründlichkeit vor Schnelligkeit, um wirklich effizient zu sein.

 

Leistung anpassen, Hydraulik abgleichen

Alte Heizungen wurden häufig nach dem Prinzip „Viel hilft viel“ deutlich überdimensioniert. Sind inzwischen Dach und Gebäudehülle gedämmt worden, sinkt der Wärmebedarf ohnehin; die bestehende Überdimensionierung steigt also nochmals überproportional. Somit ist zumindest eine vereinfachte Heizlastberechnung erforderlich, um den tatsächlichen erforderlichen, durchweg geringeren Leistungsbedarf des neuen Wärmeerzeugers zu ermitteln. In diesem Zuge ist auch die Umwälzpumpe auszutauschen, die in der Regel ungeregelt ist. Denn zur Effizienzbetrachtung – und zur Kundenzufriedenheit – gehören nicht nur Einsparungen bei den Brennstoffkosten, sondern auch bei den Hilfsenergien, vor allem dem Stromverbrauch der Heizungspumpe. „Rund 90 % elektrische Energie lassen sich mit modernen, geregelten Pumpen sparen. Das kann bei einem Einfamilienhaus gut und gerne 160 Euro im Jahr ausmachen“, rechnet Kerstin Wolff von Wilo vor. Welche Pumpe für den jeweiligen Anwendungsfall am besten ist, lässt sich dabei ganz einfach mit dem Online-Auslegungs- und Auswahl-Tool „Wilo-Select 4 online“ (www.wilo-select.com) herausfinden: hydraulische Parameter und Bauart eingeben – und klick: schon erscheint eine Auswahlliste mit Hocheffizienzpumpen, alle Daten und sogar Lebenszykluskosten inklusive. Wer seine Kunden positiv überraschen möchte, kann zusätzlich die Betriebskosten der alten Pumpe im Vergleich darstellen lassen.

Alternativ bietet sich der „Wilo-Solution Finder“ unter www.wilo.de an: Als Einstieg dient hier eine grafisch geführte Darstellung der Anwendungslandschaft für Wilo-Produkte, die „Wilo-Welt“. In der navigiert der Anwender thematisch unter anderem über Gebäudetypen zu Anwendungen und bekommt die empfohlenen Baureihen angezeigt. Von da aus lässt es sich dann ganz bequem in den dritten Einstieg wechseln, die innovative ‚Guided Selection‘ zur weiteren Beratung. Mit der ‚Guided Selection‘ wird der Anwender im digitalen Dialog direkt zu der Wilo-Produktempfehlung geführt. Dabei werden die einsetzbaren Produkte schrittweise eingegrenzt. Das garantiert eine nachvollziehbare Beratung und bietet dem versierten User auch eine schnelle Produkt-Empfehlung. Je nach den Anwendervorgaben werden außerdem erforderliche Zubehöre und Dienstleistungen direkt mit ausgewählt. Hat der Anwender im Vorfeld bereits Produktfilter eingesetzt oder Anwendungen definiert, so werden diese ebenfalls berücksichtigt.

Auch rein handwerklich ist der Pumpenwechsel effizient. Der Austausch ist in wenigen Minuten erledigt: Das 180er Stichmaß ist als Standard gesetzt. Und falls es doch mal etwas mehr sein muss, stehen passende Adapter zur Verfügung. Die elektronische Verknüpfung der Pumpe mit dem Heizkessel ist ebenfalls kein Problem mehr, denn neue Wärmeerzeuger verfügen serienmäßig über die erforderlichen Signalausgänge.

Damit aber der Jahresnutzungsgrad der Heizungsanlage – also die ganzjährige Betrachtung von Primärenergieverbrauch und tatsächlich genutzter Wärme – effizient ist, darf der hydraulische Abgleich nach DIN 4701-10 nicht fehlen. Er wird außerdem verlangt, wenn die Heizungsmodernisierung durch ein Programm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder der KfW-Bank gefördert wird. Wilo bietet beispielsweise Fachhandwerkern für den hydraulischen Abgleich kostenlos eine intuitiv zu bedienende App für mobile Endgeräte oder eine webbasierte Lösung an.

 

Wasserbeschaffenheit analysieren

Was weniger mit Energieeffizienz, jedoch ganz wesentlich mit der Kundenzufriedenheit zu tun hat, ist die Analyse der Beschaffenheit des „toten“ Heizwassers in den alten Leitungen. Es dreht schon seit vielen Jahren seine Runden in den Heizkreisen und führt demnach oft erhebliche Mengen an Korrosions- und Schwebstoffe mit. Das kann beispielsweise moderne, präzisionsgefertigte Hocheffizienz-Nassläuferpumpen schädigen. Es sollte daher die VDI 2035 „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen“ beachtet werden, die aufbereitetes oder behandeltes Heizungsfüllwasser zum Schutz vor Korrosion vorschreibt. Der Einbau eines entsprechenden Filters gegen Schlamm und Magnetit ist als „Versicherung“ gegen Betriebsstörungen eigentlich dann doch wieder eine Effizienzmaßnahme.

Zu berücksichtigen ist dabei allerdings: In Bestandsanlagen löst der Heizwasseraustausch praktisch immer chemische Reaktionen aus, die im Rohrleitungsnetz zu neuen Ablösungen führen können. Durch eine Bestandsaufnahme der Werkstoffe im Wärmeverteilnetz und an der Stelle der Wärmeübergabe lässt sich das Risiko zwar reduzieren. Mit dem Angebot einer regelmäßigen Prüfung des Heizungswassers vermittelt der Fachhandwerker jedoch die Kompetenz, die Betreiber neuer Heizungsanlagen auch erwarten. Schließlich muss ein neues Auto auch regelmäßig inspiziert werden, damit es störungsfrei läuft.

Sollten bei der Überprüfung Schwebteilchen im Heizwasser festgestellt werden, kann der Heizungsfachmann direkt reagieren und die chemischen Zusätze zum Heizungswasser neu abstimmen, bis keine Korrosion oder Ablösung mehr auftritt. Hinweise dazu sind in der DIN EN 14868:2005 „Korrosionsschutz metallischer Werkstoffe – Leitfaden für die Ermittlung der Korrosionswahrscheinlichkeit in geschlossenen Wasser-Zirkulationssystemen“ zu finden. Als Informationsdokument gibt diese Norm einen umfassenden Überblick über die Einflussfaktoren, die zur Innenkorrosion metallischer Bauteile in Warmwasser-Heizungszirkulationssystemen (bis 110 °C) führen können und zeigt entsprechende Korrosionswahrscheinlichkeiten auf.

Effizienzfaktor Kundenzufriedenheit

Zahlreiche staatliche Förderungen sowie die Zuschüsse von Heizungsherstellern machen die Heizungsmodernisierung und den Pumpenaustausch auch für private Bauherren lukrativ. Dennoch muss ein Eigentümer Geld dafür in die Hand nehmen. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung an die Energiekostenersparnis, an die Betriebssicherheit und nicht zuletzt an die ökologische Nachhaltigkeit. Unter diesem Aspekt haben SHK-Fachhandwerker beste Möglichkeiten, durch einen qualitätsorientierten Heizungstausch zufriedene Kunden und damit Wettbewerbsvorteile zu gewinnen. Ein reiner Kesseltausch ist sicherlich schneller gemacht, als die nachgeschaltete Hydraulik gründlich zu analysieren. Doch unterm Strich ist das der effizienteste Weg – zumal Hersteller wie Wilo umfassende Unterstützung dafür bieten.

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