Heizungsplanung im Hallenneubau richtig umsetzen
Sechs Fehler, die es zu vermeiden gilt
Eine Hallenheizung beeinflusst mehr denn je die Wirtschaftlichkeit und Handlungsfreiheit von Unternehmen. Doch welche Heizlösung ist am energieeffizientesten und zukunftssichersten? Viel Spielraum zum Experimentieren bleibt Unternehmen nicht. Einmal installiert, bleiben Heizungen in der Regel bis zu 20 Jahre in Betrieb. Umso wichtiger: Vor der Installation viel Zeit in die Heizungsplanung investieren. Eine Phase, in der Sie folgende Fehler vermeiden sollten.
Fehler Nr. 1: Relevante Gesetze für den Hallenneubau nur oberflächlich studieren
Gesetze sind in der Regel komplex. Ein oberflächliches Studium kann hier zum Fallstrick werden. Dies gilt auch für das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit November 2020 gilt. Denn obwohl es die bisherigen Gesetzgebungen vereinfacht und zusammenfasst – namentlich das Energieeinspargesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEWärmeG) – verwirrt es nicht selten Unternehmen. Viele Verantwortliche gehen beispielsweise davon aus, dass sie beim Hallenneubau nur noch regenerative Energien einsetzen dürfen. Ein Trugschluss, der die Wahl der Technologie einengt. Und nicht selten zu Kompromissen führt, die nachweislich zu teuer sind – sowohl in Anschaffung als auch im Betrieb. Dabei offenbart ein genauer Blick: Hallenbetreiber müssen bei dezentral beheizten Zonen mit Deckenhöhen über 4 m keine regenerativen Energien einsetzen. Sie können auch gasbetriebene Infrarotheizungen nutzen, sofern deren Wirkungsgrad bzw. Energieeffizienz hoch genug sind.
Fehler Nr. 2: Eine Halle wie ein Bürogebäude behandeln
Bei Büros handelt es sich in der Regel um gut gedämmte Räume mit niedriger Deckenhöhe. Ihr Volumen ist mit der Nutzzone nahezu identisch. Daher ist es auch keine Energieverschwendung, den gesamten Raum zu heizen. Ganz anders verhält es sich allerdings mit Industrie- und Gewerbehallen. Wer hier mit dem Heizansatz für Geschossbauten herangeht, verschenkt Wärme und Geld. Denn es reicht meist völlig, wenn der Arbeitsbereich warm ist. In der Regel also die unteren 2 m der Halle – bei einer Halle mit einer Deckenhöhe von 10 m also nur 20 % des Raumvolumens. Oder sogar nur der Teil, in dem Personen arbeiten.
Bei einem solchen gezielten Heizansatz gilt der Grundsatz: Je kleiner das Verhältnis zwischen Nutzbereich und Gesamtvolumen, desto entscheidender ist die Qualität der Wärmeübertragung. Eine hohe Qualität erreichen dabei beispielsweise Infrarotheizungen. Anstatt die Luft per se zu erwärmen, erzeugen die dezentralen Heizungen elektromagnetische Wellen, die sich erst dann in Wärme umwandeln, sobald sie auf Festkörper treffen. In Kombination mit intelligenten Steuerungen lassen sich laut dem Unternehmen Kübler im Vergleich zu klassischen Heizungen bis zu 70 % Energie sparen.
Fehler Nr. 3: Nutzungsprofil und Anforderungen werden nicht spezifiziert
Einfach eine Heizung installieren und einschalten, bis es überall halbwegs warm ist? Auf diese Weise haben Unternehmen jahrzehntelang Energie verschwendet. Eine Vergeudung, die in Zeiten steigender Energiepreise zu einem Wettbewerbsnachteil werden kann. Daher sollte im Vorfeld überlegt werden, was den Hallenneubau auszeichnet: Wo genau in der Halle benötigen Mitarbeiter Wärme, wo kann es kühler bleiben? Wie viel Luftaustausch findet wann in der Halle statt? Wie viel Abwärme produzieren bereits Maschinen und Anlagen? Wie lässt sich diese intelligent nutzen?
Wenn diese Parameter bekannt sind, lassen sich die Anforderungen spezifizieren und ein detailliertes Nutzungsprofil erstellen. So lässt sich eine reaktionsschnelle Heizung mit einer intelligenten Steuerung der Halle bedarfsgerecht anpassen wie ein Maßanzug, mit dem Energie eingespart werden kann. Denn die günstigste Heizung im Verbrauch ist die, die der Betreiber gar nicht anschalten muss.
Fehler Nr. 4: Beim Hallenneubau auf Vernetzung und eine intelligente Steuerung verzichten
Eine intelligente Steuerung ist Luxus? Vernetzung ein überflüssiger Gimmick? Nein, vielmehr ist die Digitalisierung essenziell, um Hallen energieeffizient zu heizen und zukünftig enorm zu sparen. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob das Heizsystem im Digitalisierungszeitalter angekommen ist. Vernetzte Geräte, moderne Steuerungen und Analysesoftware machen es möglich, Heizsysteme an die Hallendynamik anzupassen und dadurch Energie zu sparen. Zudem können Hallenbetreiber mit softwaregestützten Heizungen den Anforderungen der DIN-Norm 50001 besser gerecht werden. Mit dieser Zertifizierung (oder einem registrierten Umweltmanagementsystem gem. EMAS-Verordnung) können die Voraussetzungen für eine Teilbefreiung von der EEG-Umlage bzw. der zukünftigen Entlastung von der Strom- und Energiesteuer erfüllt werden.
Fehler Nr. 5: Nur Investitionskosten in den Blick nehmen
Nur anfängliche Investitionskosten für die Entscheidungsfindung fokussieren? Auch das kann ein Fehler sein. Denn viel wichtiger noch sind die Gesamtkosten, die während des gesamten Lebenszyklus der Heizung anfallen – Kosten für Service, Wartung und Instandsetzung inklusive. Ein besonders interessanter Teil dieser Total-Cost-of-Ownership (TCO): die Verbrauchskosten. Hier sollte auf keinen Fall mit einer Pi-mal-Daumen-Schätzung geplant werden. Denn heutzutage ist es problemlos möglich, detaillierte und verlässliche Angaben gemäß DIN V 18599 zu machen – unter anderem zum jährlichen Primärenergiebedarf, zu Energiekosten und CO2-Emissionen. Auskünfte, die Planungs- und Entscheidungssicherheit geben.
Fehler Nr. 6: Anbieter nicht genau unter die Lupe nehmen
Auf dem Weg zu einer wirtschaftlichen Heizung für den Hallenneubau sollten nicht nur die Qualität der Geräte genau unter die Lupe genommen werden, sondern auch die Kompetenz des Herstellers. Kann das Unternehmen glaubwürdige Referenzen vorweisen? Ebenso wichtig: Um von langen Ausfallzeiten verschont zu bleiben, sollte sichergestellt sein, dass der Anbieter auch in Jahrzehnten noch Servicedienstleistungen und eine Ersatzteilversorgung anbieten kann. Schließlich ist es ärgerlich, wenn bei der Wartung dar Anlage nach wenigen Jahren Ersatzteile ausbleiben. Überdies kann man sich erkundigen, ob die Firma eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung hat. Ein solcher Bereich ist – besonders in Kombination mit überzeugenden Referenzen – in der Regel ein zuverlässiger Indikator für Kompetenz und Erfahrung. Zwei Punkte, die wichtig sind, um eine wirtschaftliche und zukunftssichere Hallenheizung zu finden und zu betreiben.