Heizkörperthermostatventile – Austausch alt gegen neu senkt Energieverbrauch für „kleines“ Geld

Die TU Dresden bestätigt mit den Ergebnissen einer kürzlich fertig gestellten Studie, dass überzeugende Energieeinsparpotentiale bereits mit vergleichsweise geringen Mitteln realisiert werden können. Im Fokus der Untersuchung stand der Vergleich alter (d. h. vor 1988 installierter) Thermostatregler gegen moderne Varianten als möglicher Beitrag zur energetischen Gebäudesanierung. Der Austausch ist technisch und finanziell nicht aufwendig, zudem sind Amortisationszeiten von weniger als fünf Jahren möglich, wobei die Energieeinsparung bis zu 7 % betragen kann. Der konkrete Umfang hängt vor allem von den Systemtemperaturen der Heizungsanlage und dem Wärmeschutzniveau des Gebäudes ab. Der genannte Wert liegt damit leicht hinter den Erkenntnissen der Stiftung Warentest, die im Jahr 2008 (Ausgabe 5/2008) sogar eine mögliche Energieeinsparung von 10 % genannt hatte. Bei einer Wohnfläche von 100 m² kann der Komponentenaustausch zu einer Reduzierung des energetischen Aufwandes von bis zu 1500 kWh pro Jahr führen. Bei einem zugrunde gelegten Gaspreis von 0,0693 €/kWh, ergäbe sich eine Kostenersparnis von gut 100 € pro Jahr. Danach würde sich der Austausch fünf alter gegen moderne Thermostatventile inklusive Durchführung des hydraulischen Abgleichs durch einen Fachhandwerker (Kosten: ca. 500 EUR) nach fünf Jahren gerechnet haben.
 
Vergegenwärtigt man sich in diesem Zusammenhang, dass der Gebäudebestand in Deutschland überwiegend mehrere Jahrzehnte alt ist, die Wärmeschutzniveaus von geringer Güte und die Systemtemperaturen der Heizung (Vor- und Rücklauf) eher hoch sind, so ist das Energieeinsparpotential tendenziell im oberen Bereich anzusiedeln.
Nach einer Marktstudie aus dem Jahr 2008 waren zum Erhebungszeitpunkt im Wohnungsbestand Deutschlands rund 107 Mio. Heizkörperthermostatventile (38% des Gesamtbestandes) mit einem Alter von mehr als 15 Jahren installiert. Diese entsprachen damit nicht mehr dem aktuellen Technikstandard. Würden hiervon 100 Mio. Stück ersetzt und geht man dabei davon aus, dass diese in 14,3 Mio. Wohneinheiten mit einer durchschnittlichen Größe von 70 m²/WE (= 1 Mrd. m²) und einem durchschnittlichen spezifischen Wärmebedarf von 180 kWh/m²a installiert waren, könnte ein jährliches Energieeinsparpotential von 18 Mrd. kWh realisiert werden. Das entspräche einem jährlichen CO2-Reduktionspotential von etwa 4,7 Mio.t. Dieses Potential ließe sich schließlich durch einen begleitenden hydraulischen Abgleich um weitere 50% erhöhen. Und dabei blieben die rund 50 Mio. Thermostatventile im Alter von 10 bis 15 Jahren als weiteres Handlungsfeld zur Energieeinsparung noch unberücksichtigt.
 
Tatsächlich werden in Deutschland ca. vier Millionen Regler pro Jahr ausgetauscht. Das bedeutet bei gleichbleibender Austauschgeschwindigkeit, dass das vorhandene Energieeinspar- und Reduktionspotential erst in rund 25 Jahren realisiert werden würde.
 
Betrachtet man darüber hinaus die installierte Regelungstechnik in einigen anderen europäischen Ländern, werden die dringenden Handlungsfelder einer überzeugenden europäischen Energiepolitik erst Recht deutlich. Dort findet nach wie vor Technik Anwendung, die nicht nur alters-, sondern vor allem auch funktionsbedingt eher heute als morgen ausgetauscht werden sollte. Die Rede ist von sogenannten Handventilen. Diese Ventile sind nicht auf ein temperaturabhängiges Selbstregelverhalten ausgelegt, sondern lassen solange warmes Wasser durch den Heizkörper fließen, bis der Nutzer das Ventil schließt.
Vor diesem Hintergrund gehört es zu den Herausforderungen unserer Zeit, das Umweltbewusstsein bei Endverbrauchern zu schärfen. Dazu bedarf es u. a. einfacher und seriöser Orientierungshilfen für die gezielte Kaufentscheidung energieeffizienter Produkte. Mit der Einführung des ersten europäischen Klassifizierungssystems „TELL“ (Thermostatic Efficiency Label) durch den europäischen Armaturenherstellerverband EUnited Valves wurde eine Energiekennzeichnung geschaffen, die – mit der bei Waschmaschinen und Kühlschränken vergleichbar – einen deutlichen Hinweis auf die Energieeffizienzklasse eines Heizkörperthermostatventils gibt.
Weitere Informationen zum Thema bieten die Broschüren „Nachrüstung mit moderner Regeltechnik – Armaturen in Heizsystemen“ und „Energieeinsparung durch optimierte Wärmeverteilung – Pumpen und Armaturen in Heizsystemen“, die als pdf unter www.vdma.org/armaturen heruntergeladen oder als kostenfreie Druckexemplare bei bestellt werden können.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2011

Wichtiger Beitrag zur Energieeinsparung

Pumpen und Installationssysteme

Der VDMA-Fachverband Armaturen berichtet, dass eine starke Auslandsnachfrage für ein kräftiges Umsatzplus in der Gebäudearmaturenindustrie sorgt. Wichtige Auslandsmärkte wachsen zweistellig. Das...

mehr
Ausgabe 02/2012

Mit kleinem Geld sparen

Maßnahmen zur Heizkostenreduzierung

Laut einer Studie des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. arbeiten 77 % aller Heizungen hierzulande nur unzureichend energieeffizient. Der Grund dafür ist das...

mehr

Klimaschutz muss nicht teuer sein

Grüne Technologien ermöglichen fast 90 % weniger Treibhausgasemissionen in industriellen Anwendungen, so lautet ein Ergebnis der gemeinsamen Studie von Boston Consulting Group und VDMA „For...

mehr
Ausgabe 06/2018

Ungeregelte Pumpen verursachen hohe Betriebskosten

Energie sparen mit staatlicher Förderung

I m Donauisar Klinikum, dem Akademischen Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover, stehen das Wohl und die Sicherheit der Patienten an erster Stelle. Dementsprechend hoch sind die eigenen...

mehr
Ausgabe 04/2021

Beratung, Austausch, Förderung

Europaweite Kampagne zum Aufzeigen ineffizienter Heizungsanlagen

Europaweit sind schätzungsweise 60 % aller Heizungsanlagen alt und ineffizient, ihr Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen erheblich. Allein in Deutschland kommt in gut einem Fünftel aller Gebäude...

mehr