Mechanische Wohnungslüftungssysteme

Frischer Wind

für die Auftragsbücher

Die wichtigen und teilweise ambitionierten Ziele im gesamten Umfeld des Klimaschutzes und der Energieeinsparung sind ohne technische Maßnahmen im Gebäudebereich nicht zu erreichen. Rund 40 % des gesamten Energieverbrauchs entfallen in Deutschland bekanntlich auf eben diesen Bereich.

Mit hochwärmegedämmten Wohngebäuden, ausgestattet mit moderner Heizungstechnik, werden wichtige Vorgaben der Energieeffizienzsteigerung umgesetzt. Doch gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass bei allen Bemühungen um die dringend notwendige Reduzierung des Energiebedarfs der Komfort, die Hygiene und die Gesundheit im Wohnumfeld einen gleichrangigen Stellenwert erhält. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass ein stetiger Luftwechsel von 0,4- bis 0,8fach pro Stunde garantiert sein muss, um ein nach hygienischen, physiologischen und bauphysikalischen Gesichtspunkten behagliches Raumklima zu schaffen. Ist dies nicht der Fall, dann ist nicht nur der Mensch gefährdet, sondern – bei einem Luftwechsel von weniger als 0,3fach – auch die Bausubstanz. Jährlich werden Bauschäden in Millionenhöhe verzeichnet, die aufgrund von Feuchtschäden und Schimmelpilzbildung in Wohngebäuden entstehen. Auch können durch die Schimmelpilze Befindlichkeitsstörungen der Bewohner auftreten. Bereits bei der Planung einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gilt es, aus Behaglichkeitsgründen Zugerscheinungen zu vermeiden. Die Zulufttemperatur sollte zwischen 16 und 24 °C liegen. Eine nach dem Stand der Technik ausgeführte Anordnung der Luftdurchlässe ermöglicht eine gleichmäßige und effektive Lüftung der einzelnen Räume und eine gezielte Durchströmung des Wohngebäudes (Abluft aus den Feuchtbereichen wie Bad, Küche und WC und Zuluft in die Wohnbereiche). Wichtig sind hierfür eine richtige Bemessung der notwendigen Luftvolumenströme und ausreichend große Nachströmöffnungen in den Wohnbereichen.

Die EnEV schreibt lapidar vor, dass in den Wohnungen gesundheitlich zuträgliche Luftverhältnisse vorherrschen sollen. Doch wie wird diese Vorgabe umgesetzt? Die Endverbraucher erkennen in zunehmendem Maße, dass nur durch eine mechanische Wohnungslüftung, idealerweise ausgestattet mit einem hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystem, beide Anforderungen, nämlich Energieeffizienz und Indoor-Air-Quality, sinnvoll umgesetzt werden können. Nach Erhebungen der deutschen und europäischen Lüftungsindustrie dürfte der Absatz von zentralen Wohnungslüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung im Jahr 2009 bei rund 37 000 Stück liegen – ausgehend von ca. 27 000 Geräten im Jahr 2006. Für das Jahr 2010 prognostizieren die Marktexperten 42 500, ansteigend bis zum Jahr 2015 auf 160 000 Geräte. Diese Zahlen gelten für Deutschland, europaweit liegt die Zahl der verkauften Geräte bei über 230 000, für das Jahr 2015 werden hoffnungsvoll 750 000 abgesetzte Geräte prognostiziert. Unabhängig davon, wie der Blick in die Zukunft zu bewerten ist, die Entwicklung der vergangenen Jahre hat einen deutlichen Trend nach oben verzeichnet. Und dieser Trend ist nicht nur bei den zentralen Systemen, sondern auch bei den dezentralen Lösungen deutlich zu beobachten. Die haustechnischen Gewerke müssen diesen Trend ernst nehmen und den Anforderungen der Endverbraucher Rechnung tragen. Im Normungswesen hat die Industrie reagiert und die DIN 1946, Teil 6 „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung von Lüftungsanlagen“ erarbeitet. Mit dem dort dokumentierten Lüftungskonzept liegt ein geeignetes Nachweisverfahren für die Notwendigkeit einer lüftungstechnischen Maßnahme vor. Damit können alle am Bau beteiligten Partner nachweisen, wie eine ausreichende, nutzerunabhängige Lüftung sichergestellt werden kann. Nun sind Industrie und Handwerk gefordert, in konzertierten Aktionen den Markt der Wohnungslüftung weiter zu entwickeln. Die größte Interessensvertretung, die FGK-Arbeitsgruppe „Wohnungslüftung“, hat mit einem bunten Strauß vielfältiger Instrumentarien mit Unterstützung aller Marktpartner wichtige Grundsteine gelegt. Der Weiterentwicklung des Marktes sind alle Tore geöffnet.

Günther Mertz,

Geschäftsführer

Fachinstitut Gebäude-Klima e. V.

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