„Forum GMS“ 2016
Trinkwasserhygiene und Werkstoffe
Die Gütegemeinschaft Messing-Sanitär e.V. (GMS) informierte beim diesjährigen Forum GMS am 23. Juni 2016 im Hilton Mainz über die Sicherung der Trinkwasserqualität in Deutschland. Im Fokus der Veranstaltung zum Thema Trinkwasserhygiene und Werkstoffe standen rechtliche Grundlagen, außerdem gab das Forum den rund 80 Teilnehmern einen umfassenden Überblick zu Trends der Branche.
UBA-Bewertungsgrundlagen
Im Eröffnungsvortrag erläuterte Dr. Anton Klassert vom DKI die Entwicklung der Trinkwassergesetzgebung in Europa. Wissenschaftlich fundierte Grenzwerte der WHO für Partikel im Trinkwasser dienten als Grundlage für die Umsetzung in den Regularien der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Bemerkenswert: Von den 49 Parametern in der Trinkwasserverordnung beziehen sich nur 13 auf Metalle. Zu den bedeutendsten bei den Metallen gehört der Blei-Grenzwert, der laut Dr. Klassert weltweit auf ähnliche Werte begrenzt ist. Aufgrund des verflochtenen europäischen Sanitärmarktes mit starken Import-/Export-Beziehungen der Staaten untereinander sei eine europäische Lösung bei der Regulierung von Installationswerkstoffen absolut notwendig. Hier sei die 4-Member-States (4 MS)-Regelung von Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und des Vereinigten Königreiches (UK) ein wichtiger Schritt in Richtung einer europäischen Harmonisierung. Portugal und Österreich sind laut Dr. Klassert zum 4-MS-Kreis faktisch hinzuzuzählen und auch Italien und Spanien beschäftigten sich intensiv mit der Regelung. Der DKI-Geschäftsführer gab auch einen Einblick in die Regelwerke in anderen bedeutenden Märkten, wo ähnliche Grenzwerte gelten, auch wenn die Prüfkriterien andere seien. So werden in den USA die wasserführenden Bauteile zusätzlich zu den gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich des zulässigen Bleigehaltes in den Werkstoffen auch auf Migration nach NSF Standard 61 geprüft. Europa sieht Dr. Klassert auf „einem guten Weg zu einer einheitlichen Regulierung“, auch wenn neue Werkstoffe „neue Herausforderungen bei der Auswahl und Verarbeitung bedeuten“. In diesem Zusammenhang verwies er u.a. auf die Zerspanungsuntersuchungen, die das DKI zusammen mit der RWTH Aachen durchführt.
Wasseranalysen als Bewertungsgrundlage
Dr. Peter Arens, Leiter Produktmanagement der Schell GmbH & Co. KG, beleuchtete in seinem Vortrag die „Bewertung von Trinkwasser-Installationen anhand von Wasseranalysen“. Am Anfang steht laut Dr. Arens die Frage, welcher Zweck die Untersuchung erfüllen soll – und damit einhergehend die klare Definition der Analyseziele. Geht es um die Erfüllung der Pflichten nach EG-Trinkwasserrichtlinie, also die „Meldung nach Brüssel“ anhand der Z-Probe? Oder sollen eingesetzte Produkte beurteilt werden, wie die Sanitärarmatur oder andere Installationskomponenten? Eine weitere Fragestellung wäre, ob der Versorger einwandfreies Trinkwasser liefert. Nach Festlegung des Untersuchungsgegenstandes gehe es um die richtige Probeentnahmestelle, in jedem Fall eine Zapfstelle, „an der Wasser zum Verzehr entnommen wird“. In diesem Zusammenhang wies Dr. Arens auf das im Internet frei verfügbare Dokument „Probeentnahmeempfehlung“ des Umweltbundesamtes hin, das allerdings nur für Kaltwasser gelte. Der Trinkwasserexperte ging im Anschluss detailliert auf die Z-Probe zur Untersuchung von Blei und Nickel auf Trinkwasser ein. Wichtig sei die strikte Befolgung der vorgeschriebenen Vorgehensweise. Diese sehe vor, dass zunächst gespült werden soll, bis „Wasser in der vom Versorger gelieferten Qualität auf der Zapfstelle tritt“. Dann erst soll die Entnahme von 1 l zu Probe aus dem „fließenden Wasser“ erfolgen.
Kunstoffe im Trinkwasser
„Kunststoffe im Kontakt mit Trinkwasser“ war das Thema von Lars Neveling von der↓
Figawa e.V. Der Referent stellte eine Reihe gebräuchlicher Kunststoffe für die Trinkwasserinstallation vor, so z.B. Polyethylen (PE-X), Polypropylen (PP) und Polybuten (PB). Analog zum Segment der metallenen Installationswerkstoffe wurden laut Neveling auch für die Kunststoffvarianten umfangreiche gesetzliche und technische Regularien erlassen. Neben der EU-Trinkwasserrichtlinie ist dabei die Bauprodukte-Verordnung zur Harmonisierung von Produktnormen und Prüfmethoden zu nennen. Reglementiert würde auch über die EU-Kunststoffverordnung (VO (E) Nr. 10/2011) zur „Regelung für Kunststoffe im Kontakt mit Lebensmitteln“. Parallel zum Metallsegment gibt es laut Lars Neveling ebenfalls eine 4-MS-Initiative. Im Gegensatz zu den Metallen gibt es jedoch noch keine offizielle Positivliste. In Deutschland ist die Umsetzung beim UBA als „Bewertungsgrundlage für organische Materialien“ geplant. Für Kunststoffe sieht die Planung einen 1. Entwurf für Herbst 2016 vor und die Fertigstellung der ersten offiziellen Version bis Ende 2017.
Das Bad der Zukunft
Rechtsanwalt Jens J. Wischmann von der Vereinigung Deutscher Sanitäriwirtschaft e.V. stellte beim Forum GMS das „Bad der Zukunft“ vor. Er beschrieb eine Reihe von Trends, die im boomenden Segment Bad Aufschluss darüber geben, wohin die Reise geht. Entlang der Mega-Trends Individualisierung, Demographie und Gesundheit stünden heutzutage eine authentische und originelle Badgestaltung im Vordergrund. Einfluss hierauf hätte die Entwicklung zum „Digital Bathroom“. Dies sei verbunden mit neuen Einsatzmöglichkeiten von Technik bei der Temperatureinstellung und -kontrolle sowie dem Handling von Trinkwasserstagnation. Der Komforttrend fördere barrierefreie Badlösungen mit nachrüstbaren Komponenten. Gleichzeitig steigen laut Wischmann die Qualitäts- und Design-Ansprüche ebenso wie die Bereitschaft, im Sinne des „nachhaltigen“ Bades natürliche und ökologisch unbedenkliche Materialien einzusetzen. Weil die Bad-Technik immer komplexer würde, sieht Wischmann auch einen klaren Trend zur industriellen Vormontage von Badkomponenten. Sein Fazit: Die Bereitschaft zur Teilrenovierung mit häufigeren Veränderungen des Badumfeldes sei klar erkennbar. Dies sei somit auch eine Chance für Zusatzgeschäfte im SHK-Handwerk.
Analogie von Beruf und Berg
Einen Blick in die Zukunft der SHK-Branche wagte Hans-Arno Kloep von der Querschiesser Unternehmensberatung GmbH & Co. KG. Angesichts der „Erosion der Fachschiene“ und der Gefährdung des dreistufigen Vertriebsweges durch den Onlinehandel rief Kloep die Branche dazu auf, mehr Kooperationen einzugehen. Im Betriebsalltag gelte es, sich durch Vernetzung und kontinuierlichen Lernwillen auf das „Smart Home“ und eine veränderte Kundenansprache einzustellen. Denn: „Das Internet macht die SHK-Märkte zu Käufermärkten – und damit die Fachschiene zu teuer“, so die Schlussfolgerung des renommierten SHK-Marktforschers.
Kloep beschrieb, wie Partnersysteme im Bereich Information die herkömmliche Fachschiene ablösten. Er forderte Handwerksbetriebe deshalb auf, im Vertrieb von Produkten den „Mehrwert erlebbar“ zu machen. Dabei seien Kooperationen und Teamfähigkeit entscheidende Erfolgsfaktoren, so Kloep.