Modernisierung eines Baudenkmals

Fit fürs Fest

Sanierung der Christuskirche

Wer Historisches erhalten will, sieht sich einer steten Herausforderung gegenüber. Denn die Instandhaltung von kulturellem Gut ist ein fortwährender Prozess. Dies gilt für Oldtimer, für Bücher, für Kunstwerke und in ganz besonderem Maße für Baudenkmäler. Wer jedoch Ausdauer, Liebe zum Detail und Konsequenz an den Tag legt, wird durch ein Gebäude belohnt, dass Geschichte erlebbar macht und sich gleichzeitig architektonisch, ökologisch und ökonomisch am Puls der Zeit bewegt. Ein Beispiel für den gelungenen Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart kann in Karlsruhe besichtigt werden. Dort wurden an der Christuskirche umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vorgenommen.

Die Karlsruher Christuskirche am Mühlberger Tor wurde in den Jahren 1896 bis 1900 von den Architekten Robert Curjel und Karl Moser errichtet und am 14. Oktober 1900 eingeweiht. Das evangelische Gotteshaus fasst knapp 1500 Besucher und steht, wenn es nicht gerade restauriert wird, den rund 6000 Mitgliedern der Nord- und Südgemeinde offen. Damit es die Gemeindemitglieder auch in der kalten Jahreszeit angenehm warm haben, musste die nicht mehr zeitgemäße Beheizung des Baudenkmals modernisiert werden. „Die Heizungsanlage war sehr veraltet, verbrauchte deutlich zuviel Energie und machte eine Erneuerung deshalb unabdingbar“, erklärt der Pfarrer der Christuskirche, Dr. Wolfgang Vögele. Früher wurde der Innenraum der Christuskirche durch eine überdimensionale Kesselheizung befeuert. Die Frontseite des Ofens ist denkmalgeschützt und im Detail noch erhalten. Seit den 1950ern Jahren bis ins Jahr 2008 setzte man in dem stattlichen Gotteshaus auf eine Elektroheizung. „Der Energieverbrauch war wirklich immens, wir mussten reagieren“, erinnert sich Michael Bossert, Leiter der Bauabteilung des Evangelischen Stadtkirchenamtes.

Das Planungsteam

Das Ingenieurbüro Trippe und Partner und das Architekturbüro Peter Krebs wurden beauftragt, die umfangreichen Bauarbeiten, die neben Heizung auch Elektrik, Fenstersanierung und Sanitär umfassen, zu realisieren. „Die Christuskirche ist für uns als Projekt besonders spannend“, sagt Architekt Peter Krebs. „Es gilt, ein bedeutendes Baudenkmal gestalterisch und technisch den heutigen Bedürfnissen anzupassen, gleichzeitig aber durch sorgfältig ausgewählte Maßnahmen und Materialien seinen Charakter zu bewahren.“ Und für ein solches Unternehmen braucht man neben Sensibilität und Know-how auch die entsprechenden Partner ­– Profis mit einem Sinn für Historie und Ästhetik.

 
Bewährter Technik

Nach reiflicher Überlegung und Abwägung entschied sich das Planungsteam für eine Fußbodenheizung. „Dann stören die Heizkörper nicht und es gibt außerdem keine Konflikte mit dem Denkmalschutz“, weiß Dr. Wolfgang Vögele. Das Beratungs- und Planungsunternehmen Trippe und Partner empfahl die Produkte des Herstellers Joco (www.joco.de). „Das Konzept war fundiert und überzeugend. Die ausgearbeitete und bewährte Technik des Herstellers haben uns überzeugt“, sagt Michael Bossert und erteilte dem Unternehmen aus Achern 2008 den Zuschlag.

 
Ökologisch und sparsam

Seit Beginn der Sanierungsphase war der Heizungshersteller Joco maßgeblich an den Baumaßnahmen an der Christuskirche beteiligt. Das neue Heizsystem ist inzwischen installiert. Für behagliche Wärme im Kirchenraum sorgen ab sofort der „KlimaBoden Top 2000“ sowie Boden-Konvektoren des Typs „UFK“. Die ökologische Technik dieser Fußbodenheizung schont nicht nur die Umwelt, sondern spart gleichzeitig Energie und Kosten. „Ökologische Standards können wir mit dem ‚KlimaBoden Top 2000’ problemlos einhalten“, bestätigt Michael Bossert. Altbau-kompatibel, niedrig im Aufbau und ökologisch in der Technik löst er sperrige Heizkörper ab und bietet ein angenehmes Klima. Für dieses Bauvorhaben wurde erstmals für die Fußbodenheizelemente ein spezielles Dämmmaterial produziert. Die „Blähperlit“-Dämmplatten der Firma Vesco erfüllen die Anforderungen der DIN EN 13 169 und weisen eine hohe Druckbelastbarkeit auf. Der „Gussasphalt Terrazzo“ löste zudem den Linoleumboden der Christuskirche als Oberbelag ab und dient als Estrichersatz. Die Wärmedämmung bewährt sich dabei sehr gut unter Gussasphalt. Die Kirchenbänke auf den Emporen haben Konvektoren erhalten, die als Kirchenbankheizung dienen.

 
Feuchtigkeitsschutz

für Orgelpfeifen

Neben der Fußbodenheizung sorgen Bodenkonvektoren für diskrete Wärme. Diese Bodenkanäle werden an den Kirchenwänden entlang positioniert und dank ihrer verborgenen Technik kann der Raum in seiner gesamten Größe genutzt werden. Aus den im Boden versenkten Kanälen strömt warme Luft und sorgt so für Behaglichkeit an den Fensterseiten. Ingenieurbüro und Architekt haben sich außerdem für die „KlimaWand KW-8n“ von Joco entschieden. Die Strahlungsheizung stellt vor allem für die Sanierung schwieriger baulicher Fälle eine ideale Lösung dar. Als Nasssystem wurde die moderne Wandheizung verputzt. Die Außenwand hinter den Pfeifen wurde mit der Wandheizung ausgerüstet, um die Orgelpfeifen vor Feuchtigkeit und starken Temperaturschwankungen zu schützen. Diese Wandheizung ist ebenfalls ein modernes Flächenheizsystem, das sich schnell und sauber installieren lässt. Die Orgel der Christuskirche wird auf diese Weise weitgehend geschont, so dass der Denkmalschutz unberührt bleibt.

Eröffnung am 1. Advent

Von Mai 2008 bis in den Herbst 2009 dauerten die Arbeiten am neugotischen Gotteshaus an. Ein Team von etwa 170 Handwerkern und Spezialisten sanierten neben der Heizung die bunten Kirchenglasfenster, erneuerten Elektrik, renovierten die Kapelle und die Sakristei, bauten zusätzliche Toiletten und sorgten schließlich für einen neuen, frischen Anstrich. Am 1. Advent, dem 29. November 2009, war dann der große Tag. Die Christuskirche rief ihre Gemeinde mit der tiefsten Glocke in Baden-Württemberg zum Gottesdienst mit anschließendem Gemeindefest. Und auch Pfarrer Dr. Wolfgang Vögele zeigte sich zufrieden, denn pünktlich zum wichtigsten Kirchenfest des Jahres kehrt wieder Besinnlichkeit und Ruhe in die Christuskirche am Mühlbürger Tor ein.

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