Ausbildung nicht vergessen – trotz Corona
Fachkräftemangel macht auch vor Pandemiezeiten nicht Halt
Während die täglichen Nachrichten von Meldungen zu Infektions- und Impfzahlen beherrscht werden, kommt ein Thema in der öffentlichen Berichterstattung etwas zu kurz: Corona verstärkt den Fachkräftemangel, besonders im Hinblick auf Lücken, die durch fehlenden Nachwuchs entstehen. Unterstützung für Betriebe ist jedoch möglich.
Quelle: Cipdealer
Fest steht: Die Pandemie hat es 2020 vielen Unternehmen in Deutschland erschwert, neue Auszubildende zu finden. So attestiert die Bundesagentur für Arbeit beispielsweise allein in NRW zu Ende September 2020 noch 8.900 Bewerber/-innen (im Folgenden zur Einfachheit „Bewerber“) auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz; gleichzeitig gab es jedoch auch noch fast 11.000 offene Stellen. Dies verdeutlicht zwei Trends, die sich schon vor Corona abzeichneten: Deutschlandweit ging 2020 nicht nur die Anzahl der Bewerber, sondern auch die Anzahl der Ausbildungsstellen insgesamt zurück. Die Anzahl der Bewerber sank seit 2018/19 um rund 38.000 und die Anzahl der Ausbildungsstellen um etwa 42.000. Aufgrund der Pandemie kamen die Auswahl- und Entscheidungsprozesse seit Mitte März 2020 erheblich ins Stocken. Diese Verzögerung konnte bis zum September nur teilweise aufgeholt werden. Zudem bedingten natürlich auch die Schulschließungen und erschwerten Abschlussbedingungen für Schüler einen Rückgang bei den Bewerberzahlen. Bestehende Ausbildungsverhältnisse hingegen bleiben tendenziell eher sicher.
Auch wenn auf einer Seite rückläufige Bewerberzahlen stehen: Auf der anderen Seite stehen die noch schneller zurückgehenden Zahlen der Ausbildungsstellen. Zwar bescheinigt der Zentralverband des Handwerks eine wahre Aufholjagd bei den Verträgen und ein großes Engagement der Handwerksbetriebe über den Sommer, jedoch fehlen nach wie vor zu viele Fachkräfte der Zukunft. Dieses Problem beeinflusst im weiteren Sinne auch die generelle Situation vieler SHK-Betriebe: So sind Fachkräfte auch das Mittel der Wahl, um sich im immer stärker werdenden Preiskampf mit Qualität durchzusetzen. Fehlt hier der Nachwuchs, fehlen in Zukunft die guten Argumente für den Betrieb. Nun aber die gute Nachricht: Diese Situation hat auch der Bund erkannt und steuert seit Juni 2020 mit einer Ausbildungsprämie innerhalb des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ gegen. Bei dem Förderprogramm, das sich vor allem an KMU richtet, können Betriebe, die trotz Corona gleich oder sogar mehr ausbilden, von Prämien profitieren. Während bisher die Hürden relativ hoch gesetzt waren, wurde nun am 17. März eine Verlängerung auf das Ausbildungsjahr 2021/22 sowie eine Änderung beschlossen, die es Handwerksbetrieben erleichtern soll, die Förderung in Anspruch zu nehmen. Konkret verbessert wurde beispielsweise:
Die bisherige Ausbildungsprämie für Betriebe, die ihr Ausbildungsniveau halten, erhöht sich für das nächste Ausbildungsjahr von 2.000 auf 4.000 EUR.
Die Ausbildungsprämie plus für Betriebe, die ihr Ausbildungsniveau steigern, erhöht sich für das nächste Ausbildungsjahr von 3.000 auf 6.000 EUR.
Darüber hinaus steigt auch der Anreiz, Auszubildende und ihre Ausbilder trotz Kurzarbeit im Betrieb zu halten, denn neben dem Zuschuss zur Ausbildungsvergütung gibt es nun auch einen Zuschuss zur Ausbildervergütung. Einen Sonderzuschuss in pauschaler Höhe von 1.000 EUR für ausbildende Kleinst-Betriebe, die im zweiten Lockdown ihre normale Geschäftstätigkeit weitgehend einstellen mussten, kommt noch hinzu. Mehr Informationen stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung.
Fazit: Ja, natürlich ist es derzeit ein Risiko für Sie als SHK-Betrieb, Auszubildende einzustellen. Die Lage ist nach wie vor unsicher und langfristige Voraussagen sind schwer zu treffen. Dennoch: Schon jetzt entstehen zunehmende Probleme durch fehlende Klempner, Anlagenmechaniker oder Luftheizungsbauer. Und Sie wissen, an dieser Stelle hört es nicht auf: Die Situation beeinflusst nicht nur die Kassen, sondern auch die Auslastung aller vorhandenen Monteure – wer keine Unterstützung erhält, ist auf Dauer unzufriedener. Grund genug, vielleicht für das Ausbildungsjahr 2021/22 doch nicht auf die eigentlich geplanten Ausbildungsstellen zu verzichten …
Ihre SHK Profi-Redakteurin
Anja Michalski
Gütersloh