Anforderungen an
öffentliche Sanitärräume

Design, Funktionalität, Sicherheit

Sanitärausstattungen in öffentlichen und gewerblich genutzten Bereichen sind hohen Beanspruchungen ausgesetzt. Gleichzeitig erwarten die Nutzer viel von den sanitären Anlagen: Design, Funktionalität und Sicherheit sind nur einige der Punkte, die bei der Planung beachtet werden müssen.

Bei der Planung öffentlicher Sanitärräume steht man vor der anspruchsvollen Aufgabe, verschiedene Anforderungen an Funktionalität, Sicherheit, Hygiene, Wartungsfreundlichkeit und Nachhaltigkeit mit ansprechendem Design und hoher Aufenthaltsqualität in Einklang zu bringen. Neben einer hohen Nutzerfrequenz und beabsichtigtem sowie unbeabsichtigtem Vandalismus sind es vor allem auch die Hygiene, der wirtschaftliche Betrieb und die Nachhaltigkeit, die im Pflichtenheft solcher Anlagen stehen. Gleichzeitig haben sich im Laufe der Zeit die Ansprüche der Nutzer gewandelt, die ein angenehmes, sauberes Ambiente und einfach zu bedienende Einrichtungen bei Wahrung ihrer Intimsphäre erwarten.

Es gilt, bereits bei der Planung eine eingehende Analyse der zu erwartenden Beanspruchungen des speziellen Sanitärraums durchzuführen – beispielsweise unterliegt eine Toilettenanlage in Stadien anderen Beanspruchungen und Nutzerfrequenzen als in Theatern oder Museen. Dabei sind die Anzahl der bereitzustellenden WCs, Urinale und Waschplätze als auch die barrierefreie Ausgestaltung in den entsprechenden Richtlinien eindeutig geregelt. Auch das Zerstörungsrisiko sowie die Instandhaltung sind zu berücksichtigen.

Zugänglichkeit und Besucherfrequenz

Bei der Planung öffentlicher Sanitärräume ist darauf zu achten, dass Bewegungsflächen und Zugänglichkeit sowie die Anzahl an Sanitärelementen, Spüleinrichtungen und Waschtischen der zu erwartenden Benutzungshäufigkeit bzw. Besucherfrequenz entsprechen. Die VDI 3818 unterscheidet hier ständige, stoßweise und zeitweise Benutzung. In Theatern, Stadien oder Schulen kommt es beispielsweise zu bestimmten Zeiten zu Spitzenfrequenzen, wobei lange Wartezeiten vermieden werden sollten. Die VDI 3818 gibt in diesem Zusammenhang Ausstattungsempfehlungen für öffentliche Sanitärräume. Beachtung finden muss auch, dass die Sanitäreinrichtungen, die nahe zum Ausgang liegen, besonders häufig frequentiert werden, während solche in Nischen wenig genutzt werden.

Bei öffentlichen Sanitärräumen sollten die Bewegungsflächen großzügig dimensioniert werden. Gerade bei hoher Nutzerfrequenz müssen ausreichende Durchgänge eingeplant werden. Auch gilt es, je nach Einbausituation, Mindestabstände zu berücksichtigen z. B. Mittenabstände und Zwischenräume zwischen einzelnen Waschtischen usw.

Zerstörungsrisiko

Das Zerstörungsrisiko beeinflusst die bautechnischen Ausführungen und die gebäudetechnischen Ausstattungen. Die VDI 3818 unterscheidet dabei vier Kategorien: kein Zerstörungsrisko (z.B. in Opernhäusern), geringes Zerstörungsrisiko (z.B. in Hotels), mittleres Zerstörungsrisiko (z.B. auf Bahnhöfen) und großes Zerstörungsrisiko (z.B. in Stadttoiletten). Als am höchsten durch Vandalismus gefährdet gelten Einrichtungen, die unbeaufsichtigt und ständig zugängig sind.

Die Gestaltung der Sanitärräume und die Wahl der Sanitär-Ausstattungen können das Zerstörungsrisiko erheblich beeinflussen: Untersuchungen haben gezeigt, dass sorgfältig geplante Sanitärbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität deutlich weniger von Zerstörung, Diebstahl und Vandalismus betroffen sind. Dabei können Materialien Abhilfe schaffen, die eine hohe Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzern, Stößen aber auch Temperatur bzw. Entzündung (z.B. durch abgelegte Zigaretten) und chemischen Einflüssen aufweisen.

Die Sanitärelemente sollten im optimalen Fall nahtlos mit gerundeten Formen und geschlossenen Oberflächen hergestellt sein. Für vandalismusanfällige Bereiche sind zudem verdeckte Befestigungen und wirksame Diebstahlsicherungen vorzusehen. Außerdem sorgen verstärkte Montage- oder Installationsrahmen für Sicherheit und Stabilität.

Als Werkstoff für Ausstattungselemente und Accessoires erfüllt Edelstahl sämtliche Anforderungen. Das Material ist einfach zu reinigen und widersteht im Gegensatz zu Keramik auch hohen mechanischen Belastungen. Anzustreben sind laut VDI 3818 der Erhalt der Gebrauchsfähigkeit der Einrichtung und der Schutz vor unerlaubten Eingriffen, wobei die Zugänglichkeit für Instandhaltung der Installationen gewahrt bleiben muss. So halten beispielsweise Revisionsöffnungen mit Sicherheitsschrauben bei WCs und Urinalen den Mechanismus für den Nutzer unzugänglich und ermöglichen gleichzeitig im Wartungsfall einen einfachen Zugang zum Siphon und anderen Bauteilen.

Produkte für Hinterwandmontage eignen sich besonders für Bereiche mit hohen Sicherheitsanforderungen, verlangen jedoch die Planung eines separaten Serviceraums: Hier befinden sich sämtliche Funktionsteile und Befestigungen hinter der Wand. Wo kein separater Versorgungsraum möglich ist, bieten sich Produktlösungen für Unterputzmontage an.

Geeignete Materialien

Öffentliche Sanitärräume zählen zu den Gemeinschaftseinrichtungen mit dem höchsten Infektionsrisiko. Daher sind im Sinne der VDI 3818 durch geeignete Materialauswahl sowie bauliche Strukturierung Voraussetzungen zu schaffen, die ein gesundheitsbewusstes Verhalten der Benutzer von öffentlichen Toiletten und Waschräumen begünstigen.

Verschiedene Parameter können bei Sanitär-Ausstattungen zu einer maximalen Hygiene beitragen.

Das Material, durch dessen Beschaffenheit, Oberfläche und Verarbeitung spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Werkstoffe mit bakteriostatischen Eigenschaften und homogenen, porenfreien Oberflächen unterbinden Bakterien- sowie Schmutzanhaftungen und erleichtern die Reinigung. Auch eine möglichst geringe Anzahl an Naht- und Verbindungsstellen sollte bei der Produktwahl beachtet werden. Elemente aus Edelstahl besitzen die idealen Eigenschaften für den Einsatz in öffentlichen und halb­öffentlichen Sanitärräumen. Dabei ist Edelstahl jedoch nicht gleich Edelstahl.

Er ist in einer Vielzahl unterschiedlicher Legierungen erhältlich, die jeweils für spezielle Anforderungen ausgelegt sind. Die bakteriostatischen Eigenschaften des Edelstahl Werkstoffs 1.4301 wurden in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen. So kann der Anteil an Bakterienrückständen nach der Reinigung auf Edelstahl bis zu 20-mal geringer sein als auf anderen Materialien wie beispielsweise Glas oder Kunststoff. Der durch die hohe Pflegeleichtigkeit geringe Verbrauch an Reinigungsmitteln senkt in Verbindung mit Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit der Materialien zudem gravierend die Betriebskosten. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass der Werkstoff bei Kontakt mit Wasser oder Luft eine Schutzschicht an seiner Oberfläche ausbildet, die sicher vor Korrosion schützt, selbst wenn die Oberfläche mechanisch beschädigt wird.

Edelstahl-WCs und -Urinale mit polierten Innenseiten minimieren die benötigte Spülmenge und den Wasserverbrauch der gesamten Anlage. Wichtig dabei ist, dass die WCs der Norm EN 997 entsprechen, wodurch ein verstopfungsfreies Ablaufen und ein Ausspülen des Beckens beim ersten Spülvorgang ohne zulässige Wasserspitzer gewährleistet sind – und das am besten bei einer Spülmenge von 4 l für eine maximale Wasserersparnis.

Besondere Ansprüche

Barrierefreiheit ist ein Recht für Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Daher müssen bei der Planung öffentlicher Sanitärräume technische und architektonische Vorkehrungen getroffen werden, die jedermann den Zugang und ein Maximum an Unabhängigkeit ermöglichen.

In der DIN 18040-1 sind die Mindestanforderungen an öffentlich zugängliche Gebäude definiert. So muss je Sanitäranlage mindestens eine barrierefreie Toilette vorhanden sein. Dabei müssen vorgegebene Bewegungsflächen (vor den Sanitärobjekten mindestens 1,50 x 1,50 m) und Montagehöhen beachtet werden. Die Waschtische müssen beispielsweise mit dem Rollstuhl unterfahrbar sein, d.h. die Oberkante darf nicht höher als 80 cm sein und die freie Fläche unter dem Waschtisch muss mindestens 67 cm hoch und 30 cm tief sein. Auch die Sitzhöhe der WCs ist klar definiert (46 bis 48 cm), genauso wie die Position der Stützklappgriffe links und rechts vom WC (Abstand zwischen den Griffen: 65 bis 70 cm, Höhe über der Sitzfläche: 28 cm). Weiterhin sollte ein verlängertes WC von 70 cm Tiefe eingeplant werden und zudem soll laut DIN 18040-1 die Spülung vom Sitzenden mit der Hand oder dem Arm ohne Veränderung der Sitzposition erreichbar sein. An Orten, die häufig von Personen aus anderen Kulturkreisen aufgesucht werden, wird aus Rücksicht auf deren Gepflogenheiten und aus hygienischen Gründen zum Schutz anderer Benutzer empfohlen, zusätzlich Toilettenkabinen mit Hock-WCs auszurüsten.

Vorgaben für die Planung

Folgende Normen und Richtlinien sind bei der Planung öffentlicher Sanitärräume bzw. deren Ausstattung mit Sanitärelementen besonders zu beachten:

VDI 3818 Öffentliche Sanitärräume

VDI 6000 Ausstattung von Sanitärräumen

VDI 6004, Blatt 3 Schutz der Technischen Gebäudeausrüstung

DIN 18 024, Teil 2 Barrierefreies Bauen, öffentlich zugängliche Gebäude und Arbeitsstätten

Vor allem die Richtlinie VDI 3818 behandelt die Anforderungen, die bei der Planung und Ausführung von öffentlichen Sanitärräumen zu beachten sind. Dabei orientiert sie sich an den Anforderungen, die sich aus steigendem Lebensstandard, Ansprüchen an die Hygiene und an eine funktionstüchtige, praktikable und visuell ansprechende Ausstattung sowie an Wasser und Energieeinsparung und an wirtschaftlichen Installationsmethoden ergeben.

Produktlösungen

Für die Beanspruchungen und Bedürfnisse in öffentlichen Sanitärbereichen bietet Kuhfuss Delabie (www.kuhfuss-delabie.de) ein umfangreiches Angebot an Sanitärelementen aus Edelstahl und hochbelastbaren Verbundwerkstoffen an. Dank der Materialeigenschaften und konstruktiven Auslegung sind die in hochglanzpoliertem oder satinierten Oberflächenfinish erhältlichen Edelstahlelemente für die intensive Nutzung in allen Sanitärbereichen, auch in exponierten Lagen, geeignet. Zum Programmumfang gehören Waschtische in Wand- und Standausführung, Urinale, WCs, Duschelemente sowie spezielle Einrichtungselemente für Sonderanwendungen wie Haftanstalten, Operationssäle etc. Als Ergänzung gibt es Seifen- und Handtuchspender, Händetrockner sowie Haltegriffe und Accessoires für die barrierefreie Raumgestaltung. Einige Sanitärelemente wie Waschtische oder Duschelemente sind auch in den griffwarmen, weißen Werkstoffen „Mineralsteel“ und „Mineralcast“ erhältlich.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2016

Uneingeschränkter Zugang

Ausstattung von öffentlichen Sanitärräumen

Öffentliche Sanitärbereiche sowie klinische und Pflegebereiche müssen auch für ältere und/oder bewegungseingeschränkte Menschen sicher und gefahrlos nutzbar sein. Dabei müssen Armaturen,...

mehr

Neue VDI Richtlinien zu Sanitär- und Raumlufttechnik

VDI 6000 Blatt 1 bis 7 und VDI/ÖFR 6022 Blatt 1.1

Der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) hat neue Richtlinien veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Blätter zur technischen Gebäudeausrüstung, die bei der VDI 6000 von Sanitärtechnik und...

mehr
Ausgabe 08/2020

Lösungen für hygienisch sichere Sanitärräume von Geberit

Das Thema Hygiene gewinnt in Sanitärbereichen eine immer größere Bedeutung. Keime verteilen sich häufig über Flächen und Funktionskomponenten, die von vielen Menschen angefasst werden. Typische...

mehr
Ausgabe 6-7/2024

Berührungslos ist Plus-Faktor

Öffentliche Sanitärräume

Eine wichtige Richtlinie für Planer, Installateure und Betreiber ist die VDI 3818 „Öffentliche Sanitärräume“. Sie gibt umfassende Hinweise zur Kapazitätsauslegung, Lage und Grundrissplanung...

mehr
Ausgabe 06/2022

Individualisierte WCs im Fortuna Irgendwo

Ein weißes WC wirft keine Fragen auf

Um das Fortuna Irgendwo als maritime Kur- und Erholungsstätte zu gestalten, machte sich das Planerteam auf die Suche nach speziellen, einzigartigen Deko­stücken und Möbeln, die entweder selbst auf...

mehr