Oldenburger Handwerk überzeugt Nachwuchs mit einzigartigem Messekonzept
18.09.2023Qualifizierter Nachwuchs im Handwerk wird benötigt – das ist kein Geheimnis. Die Oldenburger Handwerksinnungen sind auf der Berufsnachwuchsmesse Job4u daher neue Wege gegangen, um für ihre Berufe zu begeistern. Jugendliche haben kostenlos eine eigene Schreibtischlampe gebaut, durchliefen dabei sechs verschiedene Handwerksberufe und konnten so für sich herausfinden, welcher Beruf am besten zu ihnen passt.
Quelle: Kreishandwerkschaft Oldenburg
Handwerk durch eigene Erfahrung erlebbar machen
“Eigentlich ist es ganz einfach: Wo andere Berufszweige auf einer Messe extrem kreativ werden müssen, um junge Menschen für sich zu begeistern, können wir das anbieten, was uns ausmacht: die Arbeit mit den Händen,“ fasst Ricus Dirks, bei der Kreishandwerkerschaft Oldenburg zuständig für die Messe, das Standkonzept der Oldenburger Innungen zusammen. Mit diesem Ansatz begegneten die sechs beteiligten Innungen einem ganz konkreten Problem: „Das praktische Lernen durch Anfassen, Ausprobieren und körperliche Erfahrung ist im Schulalltag leider oft unterrepräsentiert“, weiß Jan Oltmanns, der als Obermeister der Metall-Innung mitgewirkt hat.
Michél Müller von der Fliesen- und Natursteinleger-Innung ergänzt: „Natürlich weckt man auf einer Messe das Interesse junger Menschen, wenn sie etwas bauen und sogar mit nach Hause nehmen dürfen. Aber der Punkt ist ein anderer: Wir haben uns mit dem etwas eigenwilligen Design der Schreibtischlampe bewusst eine Konstruktion überlegt, die sechs Arbeitsschritte aus unterschiedlichen Gewerken erfordert, um die Bandbreite unserer Berufe zu zeigen.“
Die Botschaft, die vermittelt werden soll ist klar: Handwerk macht nicht nur Spaß, sondern ist auch so vielseitig, dass jeder einen passenden Beruf findet.“
Sechs Handwerksberufe in der Praxis kennengelernt
„Wir holen die Schülerinnen und Schüler dort ab wo sie stehen. Oft startet ein Projekt auch bei uns mit einer simplen Planungsskizze. Die haben wir schon vorbereitet“, erklärt Cehan San von der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Oldenburg. Gestartet wurde bei der Maler- und Lackierer-Innung, wo eine Metallplatte mit einer Rosttechnik zu veredeln war. Für den nächsten Schritt ging es weiter zur Metall-Innung. Dort wurden die Bodenplatte gekantet und die Standfüße daran angebracht. Bei der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik musste anschließend der Lampenarm aus Kupferrohr gebogen und verpresst werden. Der Lampenkopf aus Holz wurde bei der Tischler-Innung vorbereitet und mit Hilfe der Elektro-Innung fand die Verkabelung der elektrischen Komponenten statt. Zum Schluss durfte der eigenen Kreativität Raum gegeben werden: Die Bodenplatte konnte bei der Fliesen- und Natursteinleger-Innung nach eigenen Vorstellungen mit Mosaik ausgelegt werden.
Quelle: Kreishandwerkschaft Oldenburg
„Alle beim Lampenbau ausgeführten Handgriffe sind nicht unüblich für das jeweilige Gewerk“, weiß Dirk Räker als stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Oldenburg. „Uns war es wichtig, dass wir realistische Tätigkeiten zeigen, die im Berufsleben vorkommen können, ohne dabei die Gegebenheiten auf einer Messe zu ignorieren,“ ergänzt Oliver Brassat, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Oldenburg.
Das Handwerk in den jungen Köpfen verankert
„Wir haben viel zu bieten und am Ende gehören wir im Handwerk trotz unterschiedlicher Berufe irgendwie alle zusammen. Und genau das haben wir auch gezeigt“, ist sich Andre Przytulski, der den Standabschnitt der Elektro-Innung mitbetreut hat, sicher. Trotz des gewerkübergreifenden Bauprojektes stand individuelle Berufsberatung im Fokus: Während der einzelnen Bauabschnitte gab es für die Standbetreuer*innen – größtenteils Auszubildende der jeweiligen Gewerke – genügend Zeit, das Messepublikum in Gespräche über Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu verwickeln. „Insgesamt haben wir es geschafft, die jungen Besucherinnen und Besucher mindestens eine halbe Stunde an uns und das Handwerk zu binden – das ist alles andere als selbstverständlich für eine Berufsmesse und schafft eine positive Verknüpfung“, findet Reiner Huntemann, Obermeister der Tischler-Innung Oldenburg.
Konzept erfährt Unterstützung und wird ausgebaut
Für die Gestaltung des 100 Quadratmeter umfassenden Messestands wurde die gute Vorarbeit aus verschiedenen Richtungen genutzt: „Für ein einheitliches Branding haben wir auf den Look der bundesweiten Kampagne des Handwerks gesetzt. Die ist als Dachmarke bekannt und zeigt sofort wer wir sind“, erklärt Ricus Dirks. „Bei den Motiven der einzelnen Innungen haben wir die Nachwuchskampagnen der jeweiligen Bundes- und Landesverbände genutzt. So konnten wir die beteiligten Gewerke bis zum letzten Detail im ansprechenden und geschlossenen Look präsentieren.“
Insgesamt fand das Konzept sowohl bei Besucher*innen, als auch beim Veranstalter und den unbeteiligten Oldenburger Innungen Anklang: „Wir prüfen derzeit, ob wir unsere Präsenz in den Folgejahren weiter ausbauen können und inwiefern wir ein ähnliches Konzept auf andere Veranstaltungen übertragen können,“ führt Dirks weiter aus.