Wärmeverteilung in wiederaufgebauter Schreinerei
Deckenstrahlplatten fungieren als wichtige Systemkomponenten
Nach einem zerstörerischen Brand, der die Schreinerei „Holzliebe“ und eine angrenzende Werkstatt in Sontheim vollständig vernichtete, stand Inhaber Steffen Kastler vor einem langen und schwierigen Wiederaufbau. Heute produziert er wieder hochwertige Möbel in einer neu errichteten Werkstatt, in der Deckenstrahlplatten als effiziente Wärmequelle dienen und ein angenehmes Arbeitsklima sicherstellen.
Die Schreinerei „Holzliebe“ wurde nach einem Brand wieder aufgebaut.
Quelle: RMBH
Im Zuge des Wiederaufbaus im Jahr 2022 galt es auch zu entscheiden, mit welchem System zukünftig geheizt wird. Als Wärmelieferant wählte man einen Hackschnitzelkessel von Gilles (jetzt Hargassner) mit 70 kW Leistung, der mit einem Pufferspeicher kombiniert wurde. Diese Lösung eignet sich besonders gut für Nutzer, die als Brennstoff Reste und Abfall aus ihrer Produktion verwenden können, also auch für die Schreinerei Holzliebe. Der Heizungsraum wurde außerhalb der Werkstatt platziert, direkt angrenzend an die Längsseite des Gebäudes. Damit wird dem baulichen Brandschutz Rechnung getragen.
Der Brand wütete trotz großen Feuerwehreinsatzes. Die Schreinerei wurde völlig zerstört.
Quelle: FKV Heidenheim
Für die Wärmeverteilung entschied sich der Bauherr für Deckenstrahlplatten, kurz DSP genannt. Eine solche Kombination gilt für eine Schreinerei als äußerst vorteilhaft, denn die Hackschnitzelheizung liefert günstig hohe Heizwassertemperaturen. Aus diesem Grund fällt die benötigte Strahlfläche im Verhältnis zur Gesamtdeckenfläche sehr gering aus: Nur 12 % wurden mit den DSP belegt. Damit ergab sich eine im Vergleich zu anderen Verteilsystemen dauerhaft sinnvolle Investition bei hohem Komfort. Die Installation lässt außerdem viel Platz für weitere technische Komponenten wie die Staubabsaugung. Wände und Boden blieben frei, was die Platzierung von Maschinen und Material vereinfachte.
Strahlungswärme bringt Pluspunkte
Die wasserdurchströmten Elemente erwärmen – ähnlich wie die Sonne – die Hüllflächen, also Boden, Wände und die Gegenstände, auf die die Wärmestrahlen treffen. Anders als bei der Konvektion wird die Luft indirekt temperiert und diese Wärme als sehr angenehm empfunden. Eine wichtige Rolle spielt für die Schreinerei zudem die zugluftfreie Erwärmung ohne Staubverwirbelung. Außerdem wird das verwendete Holz sanft getrocknet. Im Vergleich zu einem konventionellen System kann die Temperatur um bis zu 4 °C gesenkt werden – bei gleicher Behaglichkeit. Durch die vertikal sehr gleichmäßige Temperaturverteilung im Raum geht weniger Energie durch das Hallendach oder beim Öffnen der Tore verloren. Auf diese Weise kann eine hohe Einsparung erzielt werden.
Die Wärme für Werkstatt, Ausstellung und Büro liefert der Hackschnitzelkessel mit 70 kW.
Quelle: RMBH
Baukastensystem für kleinere und mittlere Projekte
Die eingesetzte Serie „KSP to go“ ist ein Baukastensystem, das die Vorteile der Deckenstrahlheizung hauptsächlich für kleine und mittlere Projekte erschließt. Bei diesen ist in der Regel keine ausgefeilte, projektbezogene Auslegung durch einen Planer erforderlich. Um die Handhabung einfach zu halten, stehen zwei Längen (2 und 3 m) und jeweils drei Breiten (602, 902 und 1.202 mm) zur Verfügung. Aus diesem Sortiment lassen sich per Online-Rechner die erforderlichen Komponenten ermitteln. Anhand der Eingaben zu Raumgröße, Vor- und Rücklauf, Raumtemperatur und Heizleistung wird ein Ergebnis mit Einkaufsliste als PDF erzeugt, das auch für die Angebotserstellung geeignet ist. Darin enthalten sind die notwendigen Sammler- und Verbindungssets und Abhängungen sowie – wenn gewünscht – LED-Leuchten und Regelungstechnik.
Die Verrohrung für die Deckenstrahlplatten verläuft zusammen mit anderen Medien unterhalb des Firstes.
Quelle: RMBH
Zudem stellt RMBH den ausführenden SHK-Unternehmen z. B. Planungshilfen und Montageanleitungen online zur Verfügung. In Apps und Videos werden die Installation der Deckenstrahlplatten sowie die Montage der LED-Beleuchtung erklärt. Das Material wird über den Großhandel geliefert. Lange Wartezeiten, die den Fortgang eines Bauvorhabens stören könnten, sollen bei diesem System nicht entstehen. Ein Vorteil des „KSP-to-go“-Systems liegt in der Zusammenstellung der Komponenten – alle Einzelteile für die Montage sind beigefügt. Bauseits ist lediglich die Verrohrung bis zu den Anschlusspunkten zu errichten.
Welche Elemente passen?
Rund 800 m² Fläche weist die Schreinerei auf, davon werden rund 100 m² nicht oder anderweitig beheizt. Als Systemtemperatur für die Deckenstrahlplatten wurden 70/50/18 °C vorgegeben. Dementsprechend erfolgte die Auslegung der DSP: Die rund 89 m Heizbänder mit einer Breite von 1.202 mm erbringen 45,6 kW. Sie finden sich überwiegend in der Werkstatt – hier sind 75 m in zehn Bändern installiert. Für Ausstellung und Büro reichten 14 m, die sich in vier Abschnitte aufteilen. Die Elemente weisen bei der angegebenen Breite jeweils 8 wasserführende Rohre in 28 × 1,5 mm auf, welche kraftschlüssig von oben in die Aluminium-Strahlfläche eingelegt sind. Abgedeckt werden sie durch eine 40 mm starke Mineralwollschicht mit reißfester Alu-Kaschierung. Die Verbindung der einzelnen DSP-Elemente wurde mit Pressfittings in M-Kontur ausgeführt. Erst nach der Druckprüfung ergänzte man die Zwischenräume mit den Abdeckblechen. Die Installation der Heiztechnik inklusive Anschluss der DSP lag in Händen von Heizung Sanitär Fritz Häußler aus Sontheim.