Wann kommt es zu Kontaminationen?
Legionellen und Pseudomonaden
Problematik von außen und im Leitungsinneren
Gesundheitliche Folgen
Sprechen wir innerhalb der Hausinstallation von Kontaminationen, meinen wir damit vorrangig die Verkeimung des Trinkwassersystems mit Legionellen, aber auch mit Pseudomonaden, pseudomonas aeroginosa. Beide Keime sind im Wasser zu Hause – beide Keime können gefährliche Folgen für die Gesundheit des Menschen haben. Während Legionellen im Warm-, aber auch bei bestimmten Bedingungen im Kaltwasser innerhalb der Leitungssysteme und Armaturenkörper ihr Revier haben und sich dort vermehren, können Pseudomonaden sogar per Putztuch von Armatur zu Armatur, von Syphon zu Syphon transportiert werden, um von außen ins Trinkwassersystem zu gelangen.
Im Trinkwasser der Leitungsnetze sind oft Bakterien wie Legionellen in einer sehr geringen, gesundheitlich völlig unbedenklichen Anzahl gegeben. Allerdings vermehren sie sich in der Trinkwasserinstallation dort, wo Wasser stagniert bzw. kein Wasseraustausch stattfindet. Gerät diese Vermehrung in einen Maßnahmewert > 99 KBE/ 100 ml, kann dies z.T. gravierende gesundheitliche Folgen haben.
Auch im fließenden Wasser – durch Bildung von Biofilmen – können sich Bakterien über eine lange Zeit an den Oberflächen halten bzw. sich vermehren. Derartige Bedingungen sind z.B bei geringer Fließgeschwindigkeit des Wassers durch das Leitungssystem und Stagnationen in Komponenten, Verrohrungen und Armaturen, die nicht komplett regelmäßig durchspült werden, gegeben.
Nur gering, aber dennoch nicht ausgeschlossen, ist auch die Möglichkeit, dass erhöhte Konzentrationen von Mikroorganismen wie Legionellen oder Pseudomonaden in Trinkwasserinstallationssysteme von Gebäuden eingeschwemmt werden und sich dort vermehren.
Klassische Risikobedingungen
Das Ziel, derartigen Mikroorganismen in Trinkwasserinstallationssystemen keine ökologischen Chancen zu geben, die eine Vermehrung ermöglichen, ist durch die neue Trinkwasserverordnung entscheidend nähergerückt. Die Praxis weist jedoch noch immer bzw. gerade durch die verstärkte Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher Regelwerke eine Vielzahl an Kontaminationsproblemen auf.
Dabei sind die klassischen Risikobedingungen
Stagnationen im Trinkwasserinstallationssystem einschließlich der Entnahmestellen;
Totleitungen;
überdimensionierte Leitungssysteme;
Leitungssysteme mit extremen Krümmungen und komplizierten Wegen;
Materialien, die der Keimvermehrung und Ablagerung von Biofilmen Vorschub leisten;
Störungen im Betrieb durch defekte Bauteile oder Komponenten (wie z.B. defekte Rückflussverhinderer);
Störungen im Betrieb durch, auch einzelne, nicht frequentierte Entnahmestellen und
kritische Temperaturbereiche (Legionellen vermehren sich maßgeblich zwischen 25 und 50 °C).
Der Temperaturbereich gilt für die Vermehrung von Legionellen als wichtiger Faktor. Er hat eine entscheidende Bedeutung bei der Vermeidung bakterienfördernder Temperaturbereiche und deren Kontrolle. Dies allein bedeutet jedoch nicht, dass sich Legionellen nur in Warmwasserleitungen vermehren können. Auch in Kaltwasserleitungen sind die Risiken einer Kontamination gegeben. Insbesondere dort, wo die ökologischen Bedingungen für eine Keimvermehrung günstig sind, wie z.B. durch Erwärmung des Kaltwassers bei Isolierungsmängeln und bei stagnierendem Kaltwasser mit gleichzeitiger Erhöhung der Temperatur.
Die Trinkwasserverordnung
Die Trinkwasserverordnung hat sich zum Ziel gesetzt, mit ihren gesetzlichen Ausführungen die Kontrollen, aber auch die Maßnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung auf einen allgemeingültigen Stand zu setzen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind gesetzlich verpflichtend. Werden die Anforderungen gemäß der TrinkwV nicht erfüllt bzw. ergibt sich bei der Kontrolle eine Überschreitung des technischen Maßnahmewertes, muss der Betreiber das Gesundheitsamt informieren. Die Vorgehensweise zur Legionellenreduzierung/-bekämpfung muss dargelegt bzw. mit dem Gesundheitsamt abgestimmt werden. Bei erhöhten Legionellenwerten im Trinkwasser besteht Handlungsbedarf. Entscheidend für die Wahl der durchzuführenden Maßnahmen zur Bekämpfung einer Kontamination ist die Einhaltung bzw. erwiesene Überschreitung des Maßnahmewertes.
Bei einer deutlichen Überschreitung des technischen Maßnahmewertes von mehr als 1000 Legionellen/100 ml (Ziel ist ein Maßnahmewert von < 100 KBE/100 ml) an verschiedenen Entnahmestellen besteht ein hohes gesundheitliches Risiko für die Nutzer, an Legionellose zu erkranken.
Kontrolluntersuchungen, die die Durchführung der entsprechenden Maßnahmen begleiten – in überwachten Zeitintervallen –, geben entsprechenden Aufschluss über den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen. Die Sanierungsmaßnahmen, die bei einer Legionellenkontamination durchgeführt werden sollen, sind in technischen Regelwerken hinreichend aufgeführt. Während die Sanierung von mit Legionellen kontaminierten Trinkwasserinstallationssystemen in den Regelwerken klar beschrieben ist, gibt es derzeit im Falle von Pseudomonadenkontaminationen kaum Hilfestellung aus den gesetzlichen Regelwerken.
Auch die Sanierung gestaltet sich entschieden schwieriger als die von Legionellen und sollte grundsätzlich mit Unterstützung erfahrener Hygieneexperten durchgeführt werden. Hier führt nur eine komplette Sanierung mit Austausch kontaminierter Teile und eine umfangreiche Desinfektion zum Erfolg.
Bei Pseudomonaden gilt als technischer Maßnahmewert der Wert 0 KBE/100 ml. Vor allen Dingen in medizinischen Einrichtungen muss das Trinkwasser bereits regelmäßig, einmal pro Jahr, bzw. in bestimmten Risikoeinrichtungen sogar zweimal pro Jahr untersucht werden.
Durch einen regelentsprechenden Betrieb unter Berücksichtigung frequentierungsabhängiger Hygienespülungen der Leitungssysteme und Entnahmestellen, damit Vermeidung von Stagnationen, regelmäßiger Kontrollen der Frequentierungsintervalle bei Entnahmestellen sowie Funktionstüchtigkeit und allgemeiner technischer Wartungsüberwachung, Vermeidung von Temperaturveränderungen in kritische Bereiche wird eine grundsätzliche Vorsorge gegen Verkeimungen durchgeführt.