Trinkwasserhygiene (Teil 1)

Legionellen 

und immer neue Ursachen

Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt. Dementsprechend muss die Trinkwasserhygiene einen besonders hohen Stellenwert einnehmen. Verunreinigungen und Krankheitserreger stellen eine hohe Gefahr für die Gesundheit dar, wenn sie ins Wasser gelangen. In einer sechsteiligen Serie präsentiert der SHK Profi interessante Artikel zum Thema Trinkwasserhygiene. Der erste Beitrag behandelt Legionellen.

Frage:

Wir meinen in unserer neu renovierten Sanitäranlage mit zehn Waschplätzen alles richtig gemacht zu haben, dennoch werden nach einem Jahr Legio­nellen in den Wasserleitungen festgestellt. Was könnte falsch gelaufen sein?

Antwort:

Diese Frage pauschal zu beantworten, ist kaum möglich. Grundvoraussetzung einer Ursachenbestimmung kann nur eine umfassende Überprüfung der Hausinstallation inklusiv aller Wasserleitungen und Entnahmestellen sein. Aber es sind aus der Praxis diverse Fallbeispiele unterschiedlicher Kontaminationsursachen bekannt. Die drei Kriterien der Legionellenrisiken sind „Ruhe, Wärme und Nahrung“. Sie gelten als maßgebliche Faktoren des Legionellenwachstums und der Vermehrung. Schlechte Isolierungen der Wasserleitungen (kalt und warm / Temperaturbereiche >20 C°), stehendes Wasser (Stagnationen/Ruhe) und damit ein Anwachsen des Biofilmes (Nahrung) sorgen dafür, dass es immer wieder zu Kontaminationen in der Praxis kommt.

Grundsätzlich gilt, dass Hausinstallationen und deren Anlagen, die nach allen Regeln der Technik installiert, betrieben und gewartet werden, kaum eine Gefahr der Kontaminierung bergen. Dass es in der Praxis oft gar nicht so einfach ist, den Idealzustand zu wahren, zeigen unterschiedliche Fälle. 


Problemfälle

Renovierung und Sanierung

Bereits ein Eingriff in die Hausinstallation, der über mehrere Tage reicht, sorgt für Stagnationen und kann damit, je nach Rahmenbedingungen, Risiken bergen. 


Kontaminierte Komponenten

a) Grundsätzlich werden beispielsweise Armaturen auf einwandfreie Funktion überprüft. Die Überprüfung wird zumeist mit Prüfwasser durchgeführt. Allerdings ist es noch nicht allgemein üblich, das Prüfwasser auf Legionellenfreiheit zu überprüfen. Das Problem: Auch Armaturen, die mit Prüfwasser geprüft worden sind, können durchaus bereits vor der Installation kontaminiert sein. Verbleibt oder gerät Wasser bei der Lagerung in die Armatur, sorgt die Stagnation ebenfalls für ein Risiko zur Kontamination.

b) Aber auch andere Komponenten und Bauteile können bereits ab Werk kontaminiert sein. Häufig können bereits zerstörte Verpackungen darauf hinweisen, dass man Vorsicht beim Einbau walten lassen sollte. Schließlich könnte Feuchtigkeit an das Bauteil gekommen sein. Ebenso ist es durchaus denkbar, dass das Bauteil bereits einmal eingesetzt worden ist. Diese Faktoren erhöhen das Kontaminationsrisiko. Man sollte daher stets vor Installation oder Einbau auf unversehrte Verpackungen achten, die ausschließen können, dass Feuchtigkeit in und an die Komponenten kommt. Unversehrte Verpackungen, die zusätzlich mit einem Hinweis (Prüfsiegel) auf durchgeführte bakterielle, bzw. Legionellenprüfungen geben, bieten weitere Sicherheit. Leider ist der Einsatz eines solchen Prüfsiegels noch nicht allgemein üblich.

c) Auch falsche Lagerung kann für Probleme bereits vor Einbau der neuen Armaturen, Komponenten und Bauteile sorgen. Daher sollte nicht langfristig auf Vorrat und für irgend-wann-einmal-Installationen bestellt werden, sondern nur für den tatsächlichen Bedarfsfall und Installationseinsatz


Zu großes Rohrleitungsnetz und starke Rohrleitungskrümmungen

Überdimensionierte Hausinstallationsanlagen, lange Wege der Rohrleitungen, aber auch überdimensionierte Rohrleitungen hindern das Wasser daran, mit kräftigem Strahl zur Entnahmestelle zu gelangen.

Auch extreme Rohrleitungskrümmungen behindern den Wasserfluss. Oftmals entstehen innerhalb eines extremen Krümmungsverlaufes Totbereiche, in denen das Wasser nicht kräftig genug hindurchfließen kann. Ein Anwachsen von Biofilmen als ideale Nahrungsplattform für Legionellen ist die Folge. Der direkte Weg ist immer der beste – das gilt auch für die Verlegung von Wasserleitungen.

Nicht alle Wasserentnahmestellen werden regelmäßig genutzt, bzw. sogar wegen Unterfrequentierung außer Funktion gesetzt

Derartige Situationen stören den einwandfreien Betrieb einer Hausinstallation immens. Deshalb sollte dafür gesorgt sein, dass alle Leitungen einschließlich der Entnahmestellen regelmäßig durchgespült werden. Entsprechende Unterstützung bei der abgestimmten Durchführung regelmäßiger Hygienespülungen bieten beispielsweise elektronische Armaturen mit integrierter, auch automatischer Hygienespülung.


Einschwemmungen von außen

Grundsätzlich ist das Wasser, welches uns die Wasserwerke liefern, gut und von bakteriell geprüfter Qualität. Aber auch sogenannte Vorratsbehälter des Trinkwassers können bei nicht sachgerechter Kontrolle Risiken bergen. Sollten Legionellen auftauchen, bei denen keinerlei Ursache innerhalb der Hausinstallation zu ermitteln sind, gilt es immer, auch ein Augenmerk darauf zu haben, woher das Wasser kommt. Kommt es zu ungeklärten dauerhaften Kontaminationen, sollte eine eventuelle Einschwemmung von außen überprüft werden.


Wartungsmissstände

Innerhalb der regelmäßigen Wartungsaufgaben sollten auch Komponenten, wie z. B. Filter, Rückflussverhinderer, Wasserzähler ins Visier der Kontrollen rücken. Nicht funktionierende Teile müssen ausgetauscht werden. Bei zahlreichen Komponenten und Bauteilen gibt es Herstellerempfehlungen zum periodischen Austausch, bzw. Neueinbau. Die Lebensdauer zahlreicher Teile ist nun einmal begrenzt. Funktionsstörungen können ebenfalls Kontaminationen Vorschub leisten.

Täglich stoßen Installateure, Planer und Hygieneexperten auf neue Fälle von Kontaminationen. Manche davon geben zunächst Rätsel bei der Ursachenforschung auf und es ist nicht immer leicht, die Herde unmittelbar zu entdecken. Kommt es zu einer Legionellenkontamination, die sich nicht durch regelmäßiges Spülen bzw. eine thermische Behandlung bekämpfen lässt, sollte man stets eine umfassende Ursachenbestimmung durchführen.

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