Wachstums-Jubiläum im SHK
Kommt das 10. Aufschwungjahr in Folge?
Als „realistisch“ stuft die Sanitärbranche die Chance ein, dass der inzwischen seit 2009 ununterbrochene Aufwärtstrend per saldo auch 2019 stabil bleibt. Nach einer Prognose des ifo-Institutes dürfte der kumulierte Umsatz des mittelständisch geprägten Wirtschaftszweiges wieder um nominal ca. 3 % auf 25,6 Mrd. € steigen. Zwar stellen weltpolitische und -wirtschaftliche Unwägbarkeiten einen unkalkulierbaren Belastungsfaktor dar, doch rechtfertige eine Reihe positiver Rahmendaten die Hoffnung auf das 10-jährige Wachstumsjubiläum.
Für 2018 meldete die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS; www.sanitaerwirtschaft.de) auf Basis einer ifo-Schätzung ein Umsatzplus von 3,3 % auf 24,9 Mrd. €. Dabei entwickelte sich das Inlandsgeschäft mit plus 3 % auf 20,7 Mrd. € leicht schwächer als die um 5 % auf 4,2 Mrd. € gewachsenen Verkaufserlöse im Ausland. Nach Aussage von Jens J. Wischmann kletterten die Umsätze damit seit 2009 (18,7 Mrd. €) kontinuierlich um rund 33 %. Allerdings erfordert das positive Gesamtbild im abgelaufenen Jahr eine Differenzierung, erklärte der Geschäftsführer des Branchen-Dachverbandes. Während z. B. das Fachhandwerk mit konstant hohen Auslastungszahlen und Auftragsreichweiten aufwarte, verzeichnete etwa die Sanitärarmaturenindustrie 2018 lediglich eine Stagnation.
Vorrangige Aufgaben
Generell komme es darauf an, sich auf grundsätzliche Strukturveränderungen einzustellen und nach konstruktiven gemeinsamen Lösungen zu suchen. Die auch bei Vertriebswegen fortschreitende Digitalisierung sei hier exemplarisch ebenso zu nennen wie die Priorität, dem wachstumsbremsenden Fachkräftemangel durch Qualifizierung, Nachwuchsgewinnung und arbeitserleichternde Systeme offensiv zu begegnen. Das betreffe letztlich Industrie, Großhandel und Handwerk gleichermaßen.
Auch künftig sei es für den dreistufigen Profi-Verbund entscheidend, sich konsequent auf das zu konzentrieren, was er selbst beeinflussen könne. Vorrang habe dabei die Aufgabe, die Verbraucher von der ganzheitlichen Produkt- und Dienstleistungsqualität im Badsektor zu überzeugen. An „griffigen Kompetenzthemen“ herrsche kein Mangel. Konkrete Beispiele dafür sind laut Wischmann Individualisierung, demografischer Wandel und damit barrierefreie Bäder, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Trinkwasserhygiene.
Großer Bad-Vorsprung
Günstige Signale sende wieder die aktuelle Marktforschung. Das bestätigten u. a. die seit Ende 2018 vorliegenden Resultate einer vom Fachschriften-Verlag zum 7. Mal beauftragten Studie des Ipsos-Institutes. Sie erstrecke sich auch auf über 9 Mio. Eigenheimbesitzer in Deutschland, die bis 2020 in ihren Immobilien (größere) Renovierungen planen. Die wichtigsten Motive dafür seien die bzw. der verbesserte Wohnqualität bzw. -komfort (80 %), die optische Aufwertung (75 %) sowie der Werterhalt oder -zuwachs (73 %). Den barrierefreien/altersgerechten Umbau gaben 49 % als Grund an – 8 Prozentpunkte mehr als 2016.
Im Ausstattungsbereich behauptete das Bad – wie schon vor zwei Jahren – mit 38 % klar seine Position als Investitionsfavorit. Trotz eines deutlichen Anstiegs auf 27 % musste sich die Küche weit abgeschlagen mit Rang 2 begnügen. Der Erhebung zufolge brachten es die Nächstplatzierten (Rollläden/
Jalousien 20 %, Innentüren 19 %) nur auf die Hälfte der Bad-Quote. Für Wischmann dokumentiert „dieses eindrucksvolle Votum erneut die hohe Relevanz des Bades für das persönliche Wohlbefinden der Menschen“.
Profis gut im Rennen
Bei der Frage, welche Produkte die Renovierer konkret erwerben wollen, habe sich ein meist kräftiges Plus bei den einzelnen Werten ergeben. Das spricht, so die Macher der Studie, für ein noch größeres Interesse an kompletten Badmodernisierungen. Das Ranking im Detail: Armaturen, (Dusch-)WC, Waschbecken, Duschwanne/-abtrennung, Boden-/Wandfliesen, Badmöbel, Bade-/ Whirlwanne und Badheizkörper. Über die Produkt- bzw. Materialauswahl im Bad bestimmt gemäß Untersuchung primär der Bauherr selbst (68 %). Handwerker (38 %) seien als Entscheider ebenfalls recht häufig vertreten. Einen lediglich geringen Einfluss üben danach z. B. Architekten und Baumarkt-Berater mit jeweils 8 % aus.
Alle Umfrageteilnehmer (neben Renovierern auch Hausplaner und -bauer) vertrauen bei der Verarbeitung/Installation in erster Linie dem Fachhandwerker (66 %). Mit Blick auf die Einkaufsorte heißt es in der Studie: „Je technischer und größer das Produkt ist, desto höher der Anteil von Fachhandel und Handwerk.“ Beide bringen es in der Kategorie „Bad/Sanitär“ zusammen auf 60 % und damit auf die stärkste Akzeptanz in den erfassten Produktgruppen. Baumarkt (21 %), Online-Shopping (6 %) und Hersteller (6 %) würden dagegen als „Erwerbsquellen“ erheblich weniger bzw. kaum genutzt.
Unter dem Strich erhärtet auch diese Untersuchung das „stabile Fundament“ des professionellen Badgeschäftes, betonte Wischmann. Sie korrespondiere im Kern zudem mit ähnlichen Studien, wie sie etwa die VDS regelmäßig initiiere. So habe das forsa-Institut aus Anlass der „ISH“ ermittelt, wie die Deutschen heute zum Thema „Bad und Gesundheit“ stehen. Ein Resultat der neuen repräsentativen Recherche: Fast jeder zweite Bundesbürger ab 18 Jahre kann sich die Gesundheitsvorsorge im heimischen Bad vorstellen.
Premiere für Duo-Angebot
Auch 2019 seien die Aktivitäten des Dachverbandes in erster Linie darauf gerichtet, die Branche bei ihrer nationalen und regionalen/lokalen Verbraucheroffensive gezielt zu unterstützen. In dem umfassenden Maßnahmenprogramm spiele der bundesweite „Tag des Bades“ nach wie vor eine wichtige Rolle. Er findet am 21. September statt und soll – wie seine inzwischen 14 Vorgänger – konkret dazu beitragen, der Bevölkerung das Bad im Allgemeinen und die Profi-Kompetenz im Besonderen nahezubringen.
Bei ihrer 15. Auflage erlebe die „Institution“ eine Premiere, mit der man sich neuen Situationen und Entwicklungen anpasse. Erstmals biete die VDS den mitwirkenden Betrieben zwei eigenständige, bereits ausgearbeitete und zur Messe gezeigte Kampagnenmotive an. Während eine Version unter dem Motto „Alles fürs Wohlgefühl“ das weiter zu penetrierende Thema „Gesundheit“ in den Mittelpunkt rücke, greife die Alternative unter dem Slogan „Bunte Mischung“ die auch zur „ISH“ als Trend ausgemachte neue Farbigkeit im Bad auf. Beide Ansätze seien daher in der Sache unterschiedlich und ermöglichten es so den Firmen „vor Ort“, die Aktion an ihren individuellen Prämissen zu orientieren.