Stichwort: Individualität
Endkundenansprache – ein sensibles Thema?
In unserem Themenkanal „Bad & Design“ widmen wir uns in dieser Ausgabe des SHK Profi auf 16 Seiten unter anderem dem Thema „Barrierefreies Mehrgenerationenbad“. Wie sieht es hier mit der – unter Umständen empfindlich gelagerten – Zielgruppenansprache aus?
Bin ich als Kunde über 60 zwingend vor Verbrühung zu schützen? Muss ich mich in der Beratung darauf hinweisen lassen, dass mir die Bewältigung der Stufe in meinen Duschbereich nicht mehr allzu lang leicht fallen wird? Andersherum gefragt, muss ich, nur weil ich Kinder habe, unbedingt bunte Elemente fest in meinem Bad verbauen? Oder bin ich hysterisch, wenn ich mich mit 30 für einen schwellenlosen Duscheinstieg entscheide und Badprodukte bevorzuge, die auch eine einfache Reinigung ermöglichen?
Mitnichten. Wenn ich mich heute als Redakteurin des SHK Profi für ein neues Bad entscheiden würde und dieses frei planen könnte, würde ich selbstverständlich eine bodenebene Dusche wählen und auch das WC in entsprechender Höhe platzieren, damit ich als hochgewachsener Mensch nicht das Gefühl hätte zu fallen. Einfache Bedienbarkeit bzw. aus wirtschaftlichen Gründen ein Dusch- oder Wannenthermostat zu wählen, empfinde ich nicht als Schande, bieten diese doch zumeist auch eine attraktive Ablagefläche. Ein beheizbarer Spiegel, der nicht beschlägt, ein Traum, wenn man sich am Morgen doch gern noch einmal umdreht und trotzdem nach der Dusche besser sieht, was man vor dem Spiegel so alles anrichtet. Ich könnte mit zahlreichen weiteren Beispielen aufwarten. Was ich damit eigentlich sagen will ist: Individualität ist das Stichwort.
Warum müssen wir umständlich umschiffen, dass es Menschen gibt, die auf mehr „Hilfe“ angewiesen sind als andere? Die Lösungen aus dem Segment „Barrierefreiheit“ sind in der Regel moderne, ansprechende und sehr nützliche Produkte, die für eine Vielzahl an Kunden in Frage kommen. Wir müssen uns nicht mehr vorsichtig an Senioren herantasten, die wir liebevoll „Silver-Ager“ nennen. Es handelt sich um eine zumeist solvente Gruppe, die immer größer wird und im Markt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Aber ist das Alter in der Kundenansprache relevant? Nein, es bleibt schlicht und ergreifend Geschmackssache, in der Sie als SHK-Profi eine beratende Funktion einnehmen. Ein Handicap kann auch der Teenager vom letzten Fußballspiel mitbringen. Seien Sie nicht zimperlich, begegnen Sie Ihren Kunden offen, mit Respekt und hören Sie auch auf die Töne zwischen den Zeilen. Die Produktpaletten der Hersteller sind so facettenreich wie die Wünsche der Kunden und das in allen Preissegmenten. Nutzen Sie die Chance und lassen Sie sich auf die Individualität Ihres Kunden ein, ganz gleich ob jung oder alt, Single oder Familie.