Start-up entwickelt Duschwasserwärmetauscher
„Grüner“ Duschen
Die Dusche ist nicht nur ein Ort zum Wohlfühlen, sondern auch ein Ort der Inspiration. Und genau dort, unter der Dusche, hatte Oliver Baum die erste Idee zum „Warmduscher“. „Da fließt die Energie, die das Wasser aufgewärmt hat, ja so ungenutzt in den Ausguss, da muss man mal was machen.“ Und genau das haben Oliver Baum und Luca Helfers, die Gründer des Start-ups Duwaw, auch gemacht. Dabei stehen Umweltschutz und Nachhaltigkeit an oberster Stelle.
Bauen, testen, verbessern – nach diesem Prinzip entwickelten Oliver Baum, Maschinenbauingenieur, und Luca Helfers, Ingenieur für Mechatronik und Robotik, ihre Duschwasserwärmetauscher. Vier Jahre schon arbeiten sie an dem „Warmduscher“ in der eigenen Werkstatt mit eigens dafür entwickelten Maschinen.
Der erste Prototyp bestand aus mehreren aneinander gelöteten Rohren. „Der erste ‚Warmduscher‘ hat schon gut funktioniert, was den Wirkungsgrad angeht. Das Gerät war aber weder schön noch gut zu reinigen“, erzählt Oliver Baum. Deswegen sollten die nächsten „Warmduscher“ möglichst einfach herzustellen und zu pflegen sein. Es folgte eine Reihe von Prototypen mit verschiedenen Oberflächen und aus unterschiedlichen Materialien. Getestet wurden diese in der Dusche der alten Werkstatt. Die aktuellste Version des Duschwasserwärmetauschers wird in der Dusche von Oliver Baum bereits eingesetzt, seine Wohnung befindet sich direkt über seiner neuen Werkstatt.
Beim Duschen Energie
(und Geld) sparen
Das Funktionsprinzip ist relativ simpel: Ein Schlauch geht von der Mischbatterie in den Wärmetauscher, das kalte Wasser fließt durch ihn durch und kommt vorgewärmt durch einen anderen Schlauch wieder in die Mischbatterie. Aufgewärmt wird das Wasser, indem das warme Duschwasser am Körper nach unten auf den Wärmetauscher läuft.
Die aktuelle Version besteht aus zwei Edelstahlplatten, die mittels Laserschweißtechnik zusammengefügt sind. Zwei Schläuche an der oberen Kante des Duschwasserwärmetauschers verbinden das Gerät mit der Mischbatterie in der Dusche. Ein speziell entwickelter Adapter wird an die Kaltwasserzuleitung und ein Distanzstück an die Warmwasserzuleitung angeschraubt. „Die Installation ist recht simpel und dauert nicht lange. Der ‚Warmduscher‘ ist ohne Rückstände demontierbar, sodass die Installation auch in Mietwohnungen möglich ist“, so Oliver Baum. Falls eine neue Dusche in Planung ist, geht die Installation noch einfacher. Im Duwaw-Shop gibt es zudem eine Schott-Verschraubung für eine bodennahe Schlauchführung.
Diese Version des „Warmduschers“ spart zwischen 2 und 2,5 kWh pro Stunde Duschzeit. „Wir haben eine neue Variante entwickelt, die etwas größer ist“, erzählt Luca Helfers. „Mit der größeren Version gehen wir davon aus, dass auch deutlich über 30 % Energieersparnis möglich sind, je nach Anwendungsfall.“ Um dem Verbraucher eine ungefähre Vorstellung vom Energiespar-Effekt zu geben, bietet die Website von Duwaw einen Ersparnisrechner. Dort können Interessierte durch Eingabe verschiedener Parameter – wie beispielsweise Haushaltgröße oder Wasserverbrauch – durchrechnen lassen, wieviel sie durch den „Warmduscher“ beim Duschen sparen können.
Die größeren Edelstahlplatten könnten jedoch nicht mehr in der eigenen Werkstatt hergestellt werden, dafür seien die Pressen nicht groß genug. Daher musste die Produktion ausgelagert werden, blieb aber – ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz – in der Region: Am Institut für Integrierte Produktion (IPH) in Hannover werden die Platten mit Wasserdruck gepresst. „Edelstahl eignet sich für unser Produkt sehr gut, denn er erlaubt eine große plastische Verformung, bis er bricht“, erklärt Luca Helfers. „Dadurch können die Platten sehr dünn sein, was entscheidend für den Wirkungsgrad des Duschwasserwärmetauschers ist.“
Nachhaltigkeit trifft Barrierefreiheit
Für ein angenehmeres Duschen haben die Entwickler Luca Helfers und Oliver Baum auch an einem passenden Rahmen für den „Warmduscher“ gearbeitet. Die erste Version bestand aus einem Edelstahl-Rahmen mit Silikonfüßen, später testeten sie eine Kunststoffmatte. „Sie war angenehm weich. Das Problem war aber, dass sich auf der Matte nach dem Duschen ein Biofilm bildete. Das sah nicht sehr hygienisch aus und war schwer zu reinigen“, erzählt Luca Helfers.
Die neueste Version des Rahmens für den „Warmduscher“ besteht aus einem absolut wasserfesten thermisch behandelten Bambus mit Aussparungen auf der oberen Seite, damit das Wasser zum Duschwasserwärmetauscher gelangen kann. Auch hier spielt der Aspekt des Umweltschutzes eine wichtige Rolle. Denn der „Warmduscher“ soll nicht nur nach der Installation nachhaltig sein: Auch während der Produktion wollen die Entwickler möglichst ressourcenschonend arbeiten. „Es geht darum, Energie zu sparen“, so Oliver Baum. „Bambus wächst schnell nach und hat eine negative CO2-Bilanz.“ Wegen seines sehr schnellen Wachstums kann Bambus sogar CO2 speichern, deswegen verursacht die Produktion von Bambus kein CO2 und hat somit eine „negative“ Bilanz.
Der Rahmen zeichnet sich nicht nur durch die Nachhaltigkeit des Materials, sondern auch durch den Nutzungskomfort aus. Der Duschwasserwärmetauscher wurde in Oliver Baums privater Dusche eingebaut – so bekommt er immer direktes Feedback zum Produkt. „Letztens hatte ich Besuch von meinen Großeltern. Für sie war das Duschen mit dem ‚Warmduscher‘ viel angenehmer, da der Bambusrahmen sehr robust und rutschfest ist“, erzählt Oliver Baum. Zwar gebe es zwischen dem Boden und dem Rahmen eine kleine Stufe, der Stand während des Duschens sei aber viel sicherer.
Weitere Produktideen in Planung
„Sobald die vorhandene Version ausgereift ist und wir sagen ‚es läuft‘, können wir anfangen, andere Versionen zu entwickeln“, erzählt Oliver Baum. Deswegen hat die jetzige Version des „Warmduschers“ Vorrang. „Man kann nicht von Anfang an alles richtig machen“, so Luca Helfers. „Das Produkt muss erst sicher sein und funktionieren. Darauf können wir jetzt aufbauen und weiterentwickeln.“
Erste Ideen haben Oliver Baum und Luca Helfers bereits. Neben einer Variante für Badewannen – die jetzige Version gibt es nur in 60 x 50 cm – soll am Rahmen getüftelt werden. Im Prinzip sei das Bambus als Material gut, doch davon endet in der Produktion des Rahmens zu viel als Abfall, da viel Material weggefräst wird. „Das alles, nur damit man da drauf stehen kann und keine kalten Füße bekommt. Da bin ich schon der Meinung, dass uns da noch was Schlaueres einfallen wird“, so Oliver Baum. Eine Möglichkeit wäre ein Emaille-Überbau, der in der Duschwanne integrierbar ist.
Duwaw UG
Badenstedter Straße 46A
30453 Hannover
0511 76819955
info@duwaw.de
Finanzierung über Crowdfunding
Die Startphase des Projekts wurde von der Region Hannover unterstützt. Die Fördergelder wurden in die Material- und Produktionskosten des ersten Prototyps investiert. Mittlerweile finanziert sich das Start-up über eine Crowdfunding-Kampagne. Dort kann jeder das Projekt entweder über den Kauf eines „Warmduschers“ oder eine Spende unterstützen. Das erste Kampagnen-Ziel von 10.000 € wurde Ende Juli erreicht. Dieses Geld wird in die Produktion der „Warmduscher“‘ gesteckt, die über das Crowdfunding bestellt wurden. Dementsprechend bleiben am Ende der Crowdfunding-Kampagne nicht viel Mittel für das Start-up übrig. Deswegen sind die Gründer auf der Suche nach Investoren. Sie haben bereits mit einem großen Installationsunternehmen aus der Region Hannover Gespräche geführt. „Dabei wollen wir das eigentliche Ziel des Projekts nicht aus den Augen verlieren“, erklärt Oliver Baum. Ein Investor, der die Aspekte Umweltschutz und Nachhaltigkeit berücksichtigt, ist den beiden wichtig. „Man muss den Mittelweg zwischen Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit finden“, so Luca Helfers.
Oliver Baum
Schon während des Master Studiums gründete Oliver Baum 2012 seine Entwicklungs-Firma B&M Maschinenbau GmbH sowie eine weitere Firma, mit der er die ersten und bis heute einzigen (Großrohr) Rohrinnenbiegemaschinen der Welt entwickelte und zur Marktreife brachte. Mit den so gewonnenen Kompetenzen aus diversen Branchen widmet er sich heutzutage Kundenaufträgen in der Produktentwicklung und verfolgt eigene nachhaltige Ideen wie den Warmduscher.
Luca Helfers
Sein duales Bachelorstudium absolvierte Luca Helfers bis im Jahr 2015 in Karlsruhe. In Hannover graduierte er 2020 im Masterstudiengang Mechatronik und Robotik. Seine Fähigkeiten im Bereich der Elektronik- und Softwareentwicklung halfen unter anderem bei der Entwicklung des Duwaw Loggers, mit dem sich die unterschiedlichen Prototypen in Ihrem Wirkungsgrad vergleichen lassen.