So nah und doch so fern
Heizen mit FernwärmeIn Deutschland werden aktuell nur etwa 14 % aller Haushalte mit Nah- und Fernwärme versorgt. Deutlich weniger als z.B. in vielen skandinavischen Ländern, wo der Anteil bei rund 40 % liegt. Dabei birgt dieses Versorgungsmodell viele attraktive Vorteile.
Das Fernwärmesystem funktioniert im Prinzip wie eine Zentralheizung: In Heizkraftwerken wird Wärme erzeugt und über das Medium Wasser durch isolierte Leitungen zu den Kunden transportiert. Wie man es aus der Wärmeverteilung innerhalb eines Hauses kennt, besteht das System dabei aus einem Vorlauf mit heißerem Wasser und einem kühleren Rücklauf. Über das Vorlauf-System wird Wärme über Heizkörper oder Wärmetauscher zum Heizen oder zur Erwärmung von Brauchwasser abgegeben. Das dadurch abgekühlte Wasser fließt dann wieder zum Heizwerk zurück, wo es erneut aufgeheizt wird. Im Haus selbst befindet sich lediglich eine Übergabestation, die nur wenig Platz benötigt und keine Betriebsgeräusche entwickelt. Über diese Einrichtung wird die für die Heizung und Warmwasserbereitung benötigte Wärme “abgezapft”. Der Verbrauch wird über Messgeräte festgestellt.
Effizienz
Nach Berechnungen des Energieeffizienzverbandes AGFW (www.agfw.de) ist ein Fernwärmesystem heute deutlich günstiger als Gas- oder Ölheizungen. Der Grund liegt in der höheren Effizienz der Fernwärme: Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugen gleichzeitig Wärme und Strom und erreichen damit Wirkungsgrade bis über 90 %, während zum Beispiel moderne Kohlekraftwerke nur rund 45 % der eingesetzten Energie in Strom umwandeln können.
Wer mit Fernwärme heizt, verbraucht nicht einmal halb so viel Primärenergie und verursacht somit nur die Hälfte der Schadstoffemissionen. Somit leistet jeder Fernwärmekonsument einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verbesserung der Lebensqualität für sich und die Nachwelt. Der größte Teil der Fernwärme ist dabei ein reines Nebenprodukt. Bei der KWK wird parallel zur Stromerzeugung Heizwärme abgezweigt und zu den Kunden geleitet. Wegen des hohen Anteils aus KWK-Energie ist Fernwärme ökologisch hoch effizient.
Im Vollkostenvergleich mit anderen Energieträgern stellt Nah-/Fernwärme eine preisgünstige Alternative für den Verbraucher dar. Anhand eines Einfamilien-Musterhauses stellte der Bund der Energieverbraucher e.V. (www.energieverbraucher.de) einen Kostenvergleich zwischen der Fernwärmeversorgung und einer normalen Erdgasheizung auf. Berechnungsgrundlage waren dabei nicht nur die entsprechenden Arbeitspreise, sondern auch zusätzliche Posten wie Anschaffungskosten, Schornsteinfeger, Wartung und Ähnliches. Es reicht nicht, einfach nur die Brennstoffkosten (Arbeits- und Grundpreis) zu vergleichen – maßgeblich für einen realen Vergleich sind nur die Vollkosten des gesamten Heizungs
systems.
Um die jeweiligen Beheizungssysteme finanziell vergleichen zu können, wurden sämtliche Investitionen in Jahres
kosten umgewandelt und zu den jährlich anfallenden Betriebskosten und Nebenkosten addiert. So ergab sich ein Jahreskostenvergleich auf Vollkostenbasis, der letztendlich Aufschluss über die wahren Jahreskosten der Beheizung gibt. Fazit: Die Ersparnisse einer Fernwärmeversorgung im Vergleich zur Erdgasheizung liegen bei fast 10 % der jährlichen Kosten.
HafenCity Hamburg
Hamburg verfügt im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten bereits über ein ausgedehntes Fernwärmenetz – 19 % aller Haushalte werden hier mit Fernwärme versorgt, während es im bundesdeutschen Durchschnitt nur 8 % sind.
Mit der HafenCity entsteht mitten in Hamburg ein komplett neuer Stadtteil. Alle Gebäude der 155 ha großen Land- und Wasserfläche sollen zukünftig per Fernwärme versorgt werden – viele werden dazu mit Übergabestationen der Firma Danfoss (www.ferNWAERME.DANFOSS.DE) ausgerüstet. Zielsetzung für die HafenCity war es, ein Energieversorgungskonzept zu entwickeln, das sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch höchsten Ansprüchen genügt. Das Konzept basiert im Wesentlichen auf der Kombination der vorhandenen bewährten Hamburger Fernwärmeversorgung mit dezentralen, örtlichen Wärmeversorgungseinheiten. Als Brennstoffe werden hauptsächlich Steinkohle, daneben Haus- und Gewerbemüll, Erdgas und in sehr geringen Mengen leichtes Heizöl eingesetzt. Um den CO2-Ausstoß weiter zu mindern, wird das bestehende Heizwerk HafenCity mit einer Dampfturbine und einer Brennstoffzelle als Pilotanlage ausgestattet. Des Weiteren sind zwei neue Blockheizkraftwerke im Überseequartier und am Kreuzfahrtterminal vorgesehen. Gebäude mit überwiegender Wohnnutzung werden mit solarthermischen Anlagen für die zentrale Brauchwasserbereitung ausgestattet.
Die Versorgung der HafenCity mit Fernwärme ist eine ebenso kostengünstige wie nachhaltige Lösung. Damit ist dieses Prestige-Projekt Hamburgs nicht allein unter architektonischen Aspekten ein Vorbild für gelungene Stadtentwicklung. Auch das Energiekonzept setzt Maßstäbe. Die in einer Reihe von Gebäuden installierte Technik zum Einbringen der Fernwärme soll gewährleisten, dass tatsächlich jedes Watt an Energie so effizient wie möglich genutzt wird.