Allianz Freie Wärme stellt Fernwärme auf den Prüfstand
Der Ausbau von Fernwärmenetzen ist mit hohem baulichen Aufwand verbunden.
Quelle: Allianz Freie Wärme
Abwärme aus Industrieanlagen wird heute oft in Fernwärmenetzen genutzt.
Quelle: Allianz Freie Wärme
Für viele Fernwärmekunden sind die aktuellen Heizkostenabrechnungen zu Beginn des Jahres ein Ärgernis. Bei den Nachzahlungen geht es nicht selten um mehrere hunderte Euro und um Erhöhungen von bis zu 20 %. Verbraucherverbände (vzbv) und Mieterorganisationen sprechen auf Basis einer aktuellen Markterhebung von überzogenen Preissteigerungen, die nicht nur auf die gestiegenen Energiepreise in Verbindung mit der Ukraine-Krise zurückzuführen seien. Sie bemängeln vor allem die fehlende Transparenz bei der Preisgestaltung und dass die Kunden in einem weitestgehend monopolistisch geprägten Markt gefangen sind. Schaut man in das neue Gebäudeenergie- oder Wärmeplanungsgesetz, dann stellen zentrale Wärmenetze als Schlüsseltechnologie neben dezentralen Heizungslösungen die hauptsächlich tragende Säule für die klimaneutrale Transformation der Wärmeerzeugung in Gebäuden dar. Allerdings gehen Experten und Fachverbände davon aus, dass in den kommenden Jahren milliardenschwere Investitionen in die kommunale Infrastruktur nötig sein werden, um die klimapolitischen Ziele im Wärmesegment überhaupt erreichen zu können. Für das aus Fachverbänden im Heizungsbereich bestehende Bündnis Allianz Freie Wärme sei Fernwärme unter bestimmten Voraussetzungen ein strategisch wichtiges Element, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Aus all den genannten Gründen und mit Blick auf den Verbraucherschutz halte man aber die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums für absolut richtig, sich den noch unregulierten Fernwärmemarkt genau anzusehen. Seit Jahren seien die Kartellbehörden immer wieder aktiv, was ggf. aber erst im Nachhinein vorübergehend wieder zu Kostenerleichterungen bei den Kunden führt. Zudem zeigten wissenschaftliche Studien, dass Wärmenetze nur dann wirtschaftlich zu betreiben und damit auch bezahlbar sind, wenn es sich um deren Nutzung in kompakten Wohngebieten mit hohen Anschlussdichten und Abnehmerzahlen handelt. Ebenso wichtig sei die zusätzliche Einspeisung Erneuerbarer Energien, die bundesweit derzeit bei nur 18 % liegt, also entsprechend gesteigert werden müsse. Für neue Wärmenetze sind mit dem neuen GEG 65 % Erneuerbare Energien gefordert.
„Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung haben die Städte und Gemeinden nun die Pflicht, für die Wohngebiete auf fachlich solider Basis umsetzbare zukunftstaugliche, und für die Bürger letztlich bezahlbare Wärmetechniken für die Transformationspläne vorzugeben. Dabei muss den Kommunen bewusst sein, dass sie darüber entscheiden, ob sie die Verantwortung und die damit verbundenen Investitionen künftig selbst tragen oder ob sie wie bisher die Entscheidungsfreiheit darüber bei den Hausbesitzern belassen wollen“, sagt Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Deutschen Heizungstechnik e. V. (BDH). Die seit Beginn des Jahres verpflichtende Kommunale Wärmeplanung ist zwar rechtlich nicht bindend, stellt aber die Weichen für die künftige Wärmeversorgung der Bürger.