Schalldämmend und selbstverlöschend
Hausabfluss-System für 5-Sterne-Komfort
Am rechten Rheinufer der ehemaligen Bundeshauptstadt entstand am Bonner Bogen mit dem Kameha Grand Bonn (Baukosten knapp 100 Mio. €) ein Luxushotel, das viele der üblichen Hotelstandards über Bord werfen und neue Maßstäbe in der Luxushotellerie setzen will. Dabei setzt der Betreiber, die Kameha Hotels & Resorts AG, auf ein schalldämmendes Hausabfluss-System aus Kunststoff.
Das 5-Sterne-Hotel Kameha Grand Bonn (www.kamehagrand.com) mit 254 Zimmern, davon 62 Suiten, und einer flexibel segmentierbaren Veranstaltungsfläche für bis zu 2500 Gäste, hebt sich schon äußerlich mit seiner spektakulären Architektur in Form einer Ellipse von herkömmlichen Hotels ab. Ein Großteil der Fassade besteht aus Glas. Mehr als 3000 transparente Elemente wurden in eine filigrane Metallrahmen-Konstruktion eingebracht. Gleichzeitig trägt das Gebäude durch ein neuartiges Geothermie-Konzept seiner ökologischen Verantwortung Rechnung. 70 % des Wärme- bzw. Kältebedarfs werden mit einem geothermalen Kraftwerk im Keller des Hotels abgedeckt. Der CO2-Ausstoß lässt sich so jährlich um ca. 400 t reduzieren. Genauso imponierend sind die Zahlen bei den verlegten Metern an Rohrleitungen für die Entwässerung des Gebäudes. Mehr als 4800 m des schalldämmenden Hausabfluss-Systems „Friaphon“ (in den Dimensionen DN 50, 100, 125, 150) und fast 8000 Formteile (Abzweige, Verbinder, Bögen, Stützschellen) wurden verbaut.
Ungewöhnliche Ausstattung, höchster Komfort
So markant sich das Hotel präsentiert, so ungewöhnlich ist die Ausstattung, die die Gäste mit jedem erdenklichen Komfort verwöhnt. Das außergewöhnliche Interieur-Design wurde von dem niederländischen Designer Marcel Wanders entworfen. Er gestaltete ein völlig neues Gesamtkonzept für das moderne Corporate-Hotel. Um unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden, sind verschiedene Suiten buchbar. So bietet die „Workaholic Suite“ alle notwendigen Funktionen eines normalen Office. Ein anderes Beispiel: die „Ladies Suite“. Sie bietet vor allem vielreisenden Frauen mehr Komfort. In der „Fair Play Suite“ stehen den Eltern und deren mitreisenden Kindern unter anderem eine Wii-Station, Dart-Spiel, Golf Putting Green und ein Flipper zur Verfügung. Hoher Komfort bedingt natürlich hochwertige Technik. Gerade dem leisen Abführen des Abwassers der großzügig und luxuriös ausgestatteten Badezimmer der Zimmer und Suiten des Kameha Grand Bonn kommt eine besondere Bedeutung zu. Ruhe ist nun mal gleichbedeutend mit Komfort. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an das Abwassersystem – jedoch nicht nur was die Geräuschdämmung anbelangt, sondern auch hinsichtlich der Erfüllung der Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz. Letzlich fiel die Entscheidung für das schalldämmende Hausabfluss-System „Friaphon“ der Friatec AG (www.friatec.de), weil es für das ausführende Planungsbüro Favier (Bielefeld) „in der Summe aller Eigenschaften das Anforderungsprofil, hinsichtlich der Anpassung an die baulichen Situationen (Gefälleverlegung, Schachtinstallation) und Erfüllung aller Vorschriften (Schall- und Brandschutz), optimal erfüllt.“ Den Part der Installation übernahm die Walbrück GmbH (Heizung und Sanitär) aus Bonn. Das Familienunternehmen zeichnete für die Ausführung der gesamten Sanitärarbeiten im Kameha Grand Bonn verantwortlich.
Vielfältige Aufgaben für das
Abwassersystem
Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung übernimmt ein Entwässerungssystem mehr Funktionen als die reine Ableitung des Abwassers. Von größter Bedeutung ist tatsächlich die schalldämmende Wirkung. Daneben ist in der Gesamtbetrachtung die Beständigkeit des Rohrwerkstoffes, gleichbedeutend mit Lebensdauer, zu berücksichtigen. Ein anderer Punkt ist der Platzbedarf. Wie gut lässt sich das Abwassersystem beispielsweise in Installationsschächte integrieren. Gerade im Kameha Grand Bonn ein wichtiges Kriterium, weil mehrere Badezimmer – das Haus hat fünf Etagen – über einen Schacht ver- und entsorgt werden. Dessen Größe muss so klein wie möglich gehalten werden. Und zu guter Letzt der Punkt „vorbeugender Brandschutz“. Gerade bei Deckendurchführungen dürfen systemkonforme und zugelassene Brandschutzmanschetten, bei Einhaltung der brandschutztechnischen Verlegeregeln, die Schallschutzeigenschaften des Rohres nicht verschlechtern. Ein weiteres, wichtiges Kriterium sind auch die Montagearbeiten auf der Baustelle durch den ausführenden Installationsbetrieb. Je leichter die Rohrleitungen sind und je einfacher die Verbindungstechnik ist, umso schneller und unkomplizierter lässt sich ein System verarbeiten. Da macht sich der spezifische Gewichtsunterschied zwischen einem Kunststoffrohr und metallischen Leitungen schon bemerkbar. Zwei weitere, nicht alltägliche Anforderungen kamen im Kameha noch dazu: Das Abwassersystem musste als Regenabflussleitung innerhalb des Gebäudes einsetzbar sein. Genauso wichtig: der reibungslose Anschluss der komplett vorgefertigten Badezimmer – sie wurden als verschlossene Zellen geliefert – an die Fallleitungen. Ein Betreten der Badezimmer war in der Rohbauphase nicht möglich, da sie aus Sicherheitsgründen verschlossen waren – in der Summe also ein umfassender Eigenschaften-Katalog.
Mehr als ein Standardprogramm
Den erfüllt das „Friaphon“-System in allen Punkten. Die schalldämmende Wirkung beruht auf dem zweilagigen Aufbau der aus hochwertigem Kunststoff gefertigten Rohrleitungen. Regelverbinder ist eine steckbare Doppelmuffe. Durch die schwimmende Lagerung der Rohrenden werden die Rohre körperschallentkoppelt miteinander verbunden. Einzigartig für ein Hausabfluss-System aus Kunststoff sind die Eigenschaften des Systems im Brandfall. Die Rohre und Formstücke sind nach DIN 4102, als nicht brennend abtropfend und selbstverlöschend, klassifiziert. Das heißt: Ohne direkte Beflammung brennt der Werkstoff nicht weiter. Somit wird jegliche Brandweiterleitung durch das Rohr in andere Bereiche verhindert. In Kombination mit den systemkonformen, schalldämmenden „Friaphon“-Brandschutzmanschetten, die die Rohre mindestens 90 Minuten lang flammen-, rauch- und gasdicht verschließen, erfüllt „Friaphon“ alle Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz, ohne dabei die Schallschutzeigenschaften zu beeinträchtigen. Die Anforderungen der DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau) werden auch mit Brandschutzmanschetten erfüllt. Bei einem Volumenstrom von 4 l/sec werden dem System in einem Prüfbericht des Fraunhofer Instituts für Bauphysik 23 db(A) mit Brandschutzmanschette attestiert. Selbstverständlich erfüllt das System die in der DIN 1986-100 und DIN-EN 12 056 festgelegten Anforderungen nach Wärmebeständigkeit und langer Lebensdauer. Den Einsatz als Regenabfluss-Leitung (bis 3 bar Druck) machte eine kraftschlüssige Klebeverbindung mittels einer Klebmuffe möglich. Bleibt zum Schluss noch das Thema Verarbeitung. Da sieht der bauleitende Obermonteur Jürgen Müller (49), ausgebildeter Gas- und Wasserinstallateur, von der Walbrück GmbH viele positive Aspekte. „Gerade das geringe Gewicht und die steckbaren Verbinder und Formteile erleichtern die Arbeit enorm. Spezialwerkzeug ist nicht notwendig, aber noch wichtiger für uns: Wenn es, was ja immer wieder mal passieren kann, zu Änderungen am Baukörper kommt, kann flexibel reagiert werden. Schnell sind die Rohrleitungen zurückgebaut, genauso schnell wieder installiert und an die neue Situation angepasst.“