RLT-Anlagen in Zeiten der Digitalisierung

Im Gespräch mit Dr. Christian U. Stehle

Im Interview mit Dr. Christian U. Stehle, Geschäftsführer der AL-KO Therm GmbH (www.al-ko.com), spricht SHK Profi-Redakteur Marcus Lauster über die TGA-Branche, Services und Möglichkeiten bei RLT-Anlagen.

SHK Profi: Sie sind seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer der AL-KO Therm GmbH . Was ist die besondere Herausforderung in einem Unternehmen der TGA-Branche tätig zu sein?

Dr. Stehle: Ich sehe vor allem zwei grundlegende, sehr spannende Herausforderungen. Zum einen ist die TGA-Branche ein immerwährendes Projektgeschäft. Jedes Projekt ist anders, somit sehen die Voraussetzungen und auch die Lösungen unterschiedlich aus. AL-KO löst dies u.a. durch einen technisch versierten Außendienst mit umfassender Beratung und Unterstützung in allen Projektphasen sowie einem Produktangebot, das diese Vielfalt optimal abdeckt.

Zum anderen ist die TGA-Branche übergreifend stark bau- und konjunkturabhängig. So stehen zurzeit u. a. Service, die Produktqualität oder auch kurze Lieferzeiten sehr im Vordergrund. Hier können sich die Rahmenbedingungen schnell ändern und man muss als Unternehmen immer darauf vorbereitet sein auch unter den veränderten Rahmenbedingungen Erfolg zu haben. AL-KO hat als Traditionsunternehmen schon viele solche Veränderungen in der Vergangenheit erfolgreich gemeistert. Meine Aufgabe ist es diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen und AL-KO mit seinen Kunden in eine digitalisierte Zukunft zu führen.

SHK Profi: Produktseitig spielt die Digitalisierung und das Building Information Modeling (BIM) eine immer wichtigere Rolle in Planung, Ausführung und Betrieb. Wie ist Ihr Ansatz?

Dr. Stehle: AL-KO ist hier ganz vorne mit dabei. Ein Beispiel: Bereits heute liefern wir unseren Kunden auf Wunsch ein BIM-Modell des individuell geplanten Lüftungsgerätes. Über unser neu gestaltetes Online-Auslegungstool „AL-KO Aircloud“ kann der Planer dieses sogar in Echtzeit selbst erzeugen. Wir haben den Bedarf schon früh erkannt und können daher heute schon einige digitale Lösungen bieten. AL-KO arbeitet in verschiedenen Arbeitskreisen intensiv an der Standardisierung zur Festlegung der BIM-Geräteinformationen mit. Wir sehen als AL-KO große Chancen in der Digitalisierung, stellen aber den Nutzen immer in den Vordergrund. Daran orientieren sich unsere zukünftigen Lösungen.

SHK Profi: Digitalisierung bedeutet auch, die Möglichkeiten eines Fernzugriffs zu nutzen. Die Analyse der Betriebsdaten ist hilfreich, um einen effizienten und energiesparenden Betrieb zu unterstützen. Allerdings spielen hier auch Sicherheitsaspekte, insbesondere der Datensicherheit, eine wichtige Rolle. Welche Punkte sind Ihnen besonders wichtig?

Dr. Stehle: Datensicherheit ist für uns als deutsches Unternehmen sehr wichtig, aber auch ein Wettbewerbsvorteil, wenn wir hier mehr Wert als andere darauf legen. Die Sensibilität bzgl. der Datensicherheit hat aufgrund der öffentlichen Diskussionen in den letzten Monaten zugenommen. Wir merken immer mehr, dass nicht nur gefragt wird „Was können Sie alles erfassen und auswerten?“, sondern auch immer mehr die Frage danach kommt, welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. Dies spielt uns natürlich in die Karten, dass wir hier sehr gut aufgestellt sind.

Positiv sehen wir auch, dass die Leistungsfähigkeit unserer Geräte über die Laufzeit durch mehr Betriebsdaten transparenter wird und wir als Qualitätsanbieter aufzeigen können, wo die Vorteile zu anderen Herstellern bestehen.

SHK Profi: Dann unterstützen Sie bei der Auslegung von RLT-Anlagen sicher auch mit digitalen Werkzeugen?

Dr. Stehle: Ja, auf mehreren Wegen. Beispielsweise haben die Anwender die Möglichkeit mittels unserer „AL-KO Aircloud“ selbst in nur sechs Schritten ein komplettes Lüftungsgerät nach aktuellen Energiestandards auszulegen. Dies umfasst sogar die zugehörigen Datenblätter, CAD- und BIM-Dateien und neuerdings auch eine auf die Geräteauslegung abgestimmte Regelung. Unser Außendienst kann darüber hinaus sein technisches Know-how unmittelbar einbringen und auf dieser Basis das Projekt weiterentwickeln sowie Daten und Dateien mit den Ingenieuren direkt digital austauschen.

Weiterhin stehen für energetische Betrachtungen in der Planungsphase entsprechende RLT-Gerätesimulationsprogramme zur Verfügung, die es ermöglichen, die richtige Geräteauswahl unter Lebenszykluskostenaspekten vorzunehmen.

Für komplexere Projekte oder bei besonderen Anforderungen haben wir darüber hinaus im Hintergrund unsere digitalen Werkzeuge, um projektspezifische Anforderungen umzusetzen.

SHK Profi: Auch die energetische Inspektion von RLT-Anlagen kann für einen effizienteren Betrieb sorgen. Braucht es dann künftig noch Fachleute vor Ort? Oder ist alles aus der Ferne machbar?

Dr. Stehle: Die Tendenz geht mehr und mehr dazu, dass man in einem ersten Schritt aus der Ferne einiges klären kann, wenn man auf aktuelle Betriebsdaten der Anlage zugreifen kann. Trotzdem sehe ich unseren fachkundigen Service noch auf lange Zeit als wichtigen Baustein im Produkt- und Dienstleistungsangebot von AL-KO. Wir nutzen die technischen Möglichkeiten eher dazu Inspektionen zielgerichteter und schneller durchzuführen oder auch einmal eine zusätzliche Anfahrt zu vermeiden. Vor Ort entdecken sie meist noch weitere Themen, welche die Leistung der Anlage verbessern oder erkennen frühzeitig Handlungsbedarf, den eben nur Fachleute entdecken. Dies ist ein wesentlicher Kundennutzen, den man nicht unterschätzen darf.

SHK Profi: Die vom Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) mit initiierte Informationskampagne „Ventilatortausch macht’s effizient“ soll insbesondere in der Industrie dafür sorgen, dass Ventilatoren erneuert und so die RLT-Anlagen effizienter werden. Wie sehen Sie die Kampagne?

Dr. Stehle: Die Informationskampagne „Ventilatortausch macht’s effizient“ weist auf ein wichtiges Thema hin, welches insbesondere Anlagenbetreiber wenig auf dem Radar haben. Die heutige Gerätetechnik bietet viel bessere technische Möglichkeiten, die sich oft schnell amortisieren. Unser Customer Service bekommt Dank dieser Initiative vermehrt Anfragen, davor waren meist wir diejenigen, die auf Austauschmöglichkeiten hingewiesen haben. Wichtig ist ja nicht nur der Ventilatortausch, sondern dass auch weitere Bestandteile des Gerätes modernisiert werden und im Anschluss daran die erneute Inbetriebnahme fachmännisch durchgeführt wird.

SHK Profi: Dr. Stehle, vielen Dank für das Interview.

AL-KO Lufttechnik

Die AL-KO Lufttechnik erwirtschaftet mit ca. 800 Mitarbeitern weltweit an drei Produktionsstandorten rund 126 Mio. € Umsatz im Jahr. Zentraler Anspruch ist dabei für gesundes Raumklima in Gebäuden zu sorgen. AL-KO schafft hier mit den strategischen Geschäftsfeldern Luft- und Klimatechnik sowie Absaugtechnik ein spürbares Stück mehr an Lebensqualität.

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