Neue Zielgruppen für die SHK-Branche
Das Zukunftsobjekt Bad
Im Hinblick auf die demografischen Veränderungen unserer Gesellschaft muss der Begriff Barrierefreies Bauen wesentlich differenzierter betrachtet werden als in der Vergangenheit. Eine Differenzierung zwischen den besonderen Bedürfnissen der einzelnen Zielgruppen findet noch kaum statt. Der demografische Wandel bietet große Chancen für Industrie, Handel und Verarbeiter. Neue Zielgruppen rücken in den Focus, damit entstehen neue Bedürfnisse, die Raum für Innovationen bieten.
Einige Fakten zum demografischen Wandel
Die wichtigste Zielgruppe wird in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren die Generation der „Babyboomer“ sein. Das sind die heute 50 bis 60 Jährigen. Die Zahl der über 50 Jährigen nimmt rasant zu. So wird im kommenden Jahrzehnt bereits jeder Zweite in unserer Gesellschaft über 50 Jahre alt sein.
Das Älter werden der Gesellschaft zeigt sich auch in anderen Altersgruppen. Der Anteil der 70 bis 80 Jährigen wächst aufgrund der steigenden Lebenserwartung. So liegt heute die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen bei 82 Jahren, bei Männern bei 76 Jahren. Im Vergleich dazu lag die Lebenserwartung im Jahr 1860 bei 48 Jahren.
Der Anteil der über 80 Jährigen wird in den nächsten zehn Jahren 10 % betragen. Diese Zielgruppe wird auch als Hochbetagte oder Hochaltrige bezeichnet. Der Anteil der Menschen mit Schwerbehinderung steigt in dieser Gruppe besonders stark an. Schon heute sind es 3,7 Mio. Betroffene von insgesamt gut 7 Mio. über 65 Jährigen. Die Bedürfnisse der Zielgruppen müssen genauer analysiert werden, damit passende Produktlösungen angeboten werden können. Dies gilt sowohl für den Homebereich als auch für den Bereich der institutionellen Pflege beziehungsweise den öffentlichen Bereich.
Die „Rolling-Stones-Generation“
Die Zielgruppe der 50 bis 60 Jährigen
Dieser Bereich ist ein immer stärker werdender Home-Comfort-Markt. Ausstattungsobjekte sind Eigentumswohnungen und -häuser sowie Mietwohnungen. Diese Zielgruppe zeichnet sich durch starken Bedarf nach Design, Qualität, Marke und Komfort aus.
Die Zielgruppe 50 plus fühlt sich subjektiv jung und hat nichts mehr gemeinsam mit den Alterstypologien vorangegangener Generationen. Es handelt sich um die so genannte „Rolling-Stones-Generation“, die in den 50er Jahren das Wirtschaftswunder erlebte und in den 60er Jahren Reformen wie Mitbestimmung, Emanzipation und Umweltschutz einleitete. Diese Generation ist kritisch, konsumerfahren, aktiv in der Gesellschaft engagiert und höchst individuell. Die Einstellungen und Werte werden sich auch im Alter nicht ändern.
Ein Großteil des deutschen Vermögens ist im Besitz dieser Gruppe. Zudem liegt ihr monatliches Nettoeinkommen deutlich über dem des Bevölkerungsdurchschnittes. Sie sind bereit, präventiv in barrierefreies Wohnen zu investieren. Durch ihre Eltern (Generation der 70 bis 80 Jährigen) sind sie mit den Themen Barrierefreiheit und Mehrgenerationenwohnen vertraut und sind bereit, vorausschauend für sich selbst zu planen.
Gefragt sind modulare Systemlösungen, die sich bis hin zu Care-Produkten aufrüsten lassen. Darüber hinaus spielt das Material Chrom eine herausragende Rolle. In über 95 % der Privatbäder kommt heute Chrom zum Einsatz.
Die Bedürfnisse von Hochaltrigen
Die Zielgruppe der 70 bis 80 Jährigen
Der Übergang in den Bereich des Home-Care-Marktes ist fließend. Dieser wendet sich vor allem an 70 bis 80 Jährige. In diesem Alter entstehen unweigerlich Fähigkeitseinschränkungen, die das Sehen, das Hören, die Beweglichkeit, die Kraft und die Kognition (Aufnahmefähigkeit) betreffen. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist hier besonders groß. Die Funktionalität und Integration der Produkte ist entscheidend. Geeignete Produkte unterstützen beim Sitzen, Stützen, Halten und Greifen und ermöglichen so ein hohes Maß an Selbstständigkeit. Wichtig ist, dass Bäder nicht mit so genannten Pflegeprodukten ausgestattet werden, sondern mit Produkten, die sich in Form, Funktion, Material und Design bestmöglich in das private Wohnumfeld integrieren. Der Nutzer soll sich vor allem wohlfühlen.
Anforderungen an den institutionelle Pflegebereich
Zum institutionellen Pflegebereich zählt man beispielsweise Altenheime, Stifte, Residenzen, Rehazentren und -kliniken sowie Krankenhäuser. Der Gesundheitsmarkt unterliegt dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb. Design, Ausstattung und Service sind wichtige wirtschaftliche Erfolgsfaktoren für Einrichtungen im Carebereich geworden.
Daher sind auch hier Systemlösungen wichtig, die hohe Ansprüche an Form, Funktion, Material und Design erfüllen. Unabdingbar sind die Erfüllung höchster Anforderungen an Stabilität, Sicherheit, Mobilität, Hygiene und Handling für das Pflegepersonal. Im institutionellen Pflegebereich wird häufig Poyamid eingesetzt. Eine wichtige Basis für barrierefreie Planung bietet die neue DIN 18 040.
Der Publicbereich – für zielgruppenübergreifende Zugänglichkeit
Ein weiterer wichtiger Bereich ist das Publicsegement. Ziel ist es hier, älteren, wie auch behinderten Menschen möglichst lange und einfach die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Dies betrifft Einrichtungen wie Bahnhöfe, Flughäfen, Stadien, Museen, Musikhäuser, Ämter oder auch Behörden.
Auch hier bietet die neue DIN 18 040 die Basis. Architekten achten neben der Normerfüllung auch darauf, dass sich Produkte immer mehr in die emotionaler werdenden Architekturkonzepte einfügen.
Neben den gestalterischen Aspekten spielen im öffentlichen Bereich aufgrund der hohen Besucherfrequenzen Aspekte wie Robustheit und Sicherheit eine elementare Rolle. Als Material kommt häufig Edelstahl zum Einsatz – es ist antibakteriell und schützt vor Vandalismusschäden aufgrund seiner Stabilität.