Neue Potentiale für Photovoltaik
Interview mit Santiago Senn, Director Energy Storage
Systems bei LG Chem Europe
Energiespeichersysteme (ESS) bieten im Kontext Erneuerbarer Energien neue Chancen: Sie ermöglichen Hausbesitzern erstmals, die bei Tag über ihre Photovoltaik-Anlage gewonnene Energie zu speichern und in den Abendstunden für den Eigengebrauch zu nutzen. Santiago Senn von dem Energiespeichersystem-Hersteller LG Chem (www.lgchem.com) sprach mit SHK Profi-Redakteurin Marlene Klocke über die neuen Potentiale der Photovoltaik-Branche.
SHK Profi: Photovoltaik ist immer wieder Gegenstand engagierter Diskussionen in Politik, Gesellschaft und Energiewirtschaft. Wie stehen Sie dem gegenüber?
Senn: Wer heute in Photovoltaik investieren möchte, kommt um die Frage der Rentabilität nicht herum. Der Nutzen der Anlage sowie die Ausgaben für Module und Installation sind hierbei genauso zu beachten wie die sinkenden Strompreise. Doch auch die Reduzierung der Einspeisevergütung seit der Etablierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 um mehr als 70 % auf aktuell zwölf Cent pro Kilowattstunde dämpft die Begeisterung für Photovoltaik. Steht diese Technologie also aufgrund der Kosten-Nutzen-Rechnung vor ihrem Ende? Wir von LG Chem sagen: Keineswegs! 2016 markiert für uns einen Wendepunkt. In diesem Jahr geht es darum, neue Potentiale zu nutzen und wieder in Photovoltaik zu investieren.
SHK Profi: Worin liegen denn Ihrer Ansicht nach die neuen Potentiale von Photovoltaik?
Senn: Wer den Markt für Erneuerbare Energien kennt und genau beobachtet, der weiß, dass Energiespeichersysteme, auch ESS genannt, hier eine zentrale Rolle einnehmen. Sie ermöglichen erstmals, die aus der PV-Anlage gewonnene Energie zu speichern und beispielsweise in den Abendstunden für den Eigenbedarf zu nutzen. Damit bieten die Batteriesysteme eine interessante und lukrative Alternative zur konventionellen Energieeinspeisung ins Stromnetz. Anwender können den monatlichen Eigenverbrauch je nach Größe ihrer Photovoltaik-Anlage und individuellem Nutzungsverhalten um bis zu 70 % optimieren und gleichzeitig die Energiekosten senken. Das ist ein richtungsweisender und nahezu revolutionärer Ansatz – insbesondere, wenn man bedenkt, wie lange nach derartigen Lösungen gesucht wurde. Wir sehen hier großes Wachstumspotential, denn ESS leisten auch einen wertvollen Beitrag zur Energiewende. Grundlage sind neue Entwicklungen in der Lithium-Ionen-Technologie. Da Li-Ion-Batterien immer günstiger werden, wächst auch der ESS-Markt stetig. Wir rechnen sogar mit einem 70%igen Wachstum für 2016 im Vergleich zum Vorjahr – und möchten daran teilhaben. Mit unseren Energiespeichersystemen, besonders den neuen Hochvolt- und Niedervoltvarianten unserer RESU-Serie, bieten wir vor allem privaten Verbrauchern effiziente ESS-Produkte, die eine Vorreiterrolle am internationalen Markt einnehmen.
SHK Profi: Sie sagen also, dass effiziente Energiespeichersysteme den Absatz von Photovoltaik beflügeln werden. Welche Rolle spielen Förderprogramme dabei?
Senn: Förderprogramme wie KfW 275 sind ein weiterer Katalysator. Hier ist unter anderem das Konzept „Erneuerbare Energien Speicher“ von zentraler Bedeutung. Zinsgünstige Darlehen verhelfen dem Markt ebenso zu neuem Wachstum wie die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Tilgungszuschüsse. Wir begrüßen die weitere Förderung sehr und sehen darin großes Potential für die Expansion des PV- und ESS-Geschäfts. Für uns ist das Förderprogramm KfW 275 ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist zudem eine logische Konsequenz aus den Entwicklungen der letzten Jahre. Denn in einem Land wie Deutschland, in dem die Energiewende mit großem Engagement politisch und gesellschaftlich vorangerieben wird, müssen dringend Anreize geschaffen werden. Wichtig ist dabei, dass sich diese nicht nur auf die wirtschaftliche Ebene erstrecken, sondern auch Bürger und die im Privaten schlummernden Potentiale einbeziehen. Der Nutzen einer Anlage darf nicht länger isoliert betrachtet werden. Stattdessen gilt es, verstärkt zu überlegen, welche Technologien genutzt werden können, um die Effizienz langfristig zu steigern. Für uns liegt die Antwort damit klar auf der Hand: ESS verhelfen Photovoltaik zu mehr Zukunftsfähigkeit.
SHK Profi: Vielen Dank für das
Gespräch!
Online-Plus
1. Stromkosten senken und den Energieverbrauch optimieren
Mit Energiespeichersystemen erhalten Anwender mehr Kontrolle über ihre Stromkosten. Der über die Photovoltaik-Anlage gewonnene Strom kann flexibel für aktive Verbraucher im Haushalt verwendet oder im ESS gespeichert werden. Bei idealer Auslastung in den Sommermonaten wird so jeweils ein Drittel des erzeugten Stroms über die beiden Verbrauchswege genutzt. Je nach Größe der installierten PV-Anlage und Nutzungsverhalten profitieren Anwender von einer Optimierung ihres monatlichen Eigenverbrauchs um bis zu 70 % – verbunden mit deutlichen Kostenreduzierungen. Der überschüssige Strom wird in das Netz des lokalen Anbieters eingespeist. Ein schöner Nebeneffekt: Entsprechend der aktuellen Einspeisevergütung erhalten Anwender 12 Cent pro Kilowattstunde.
2. Flexible Wahl des Stromanbieters
Unabhängigkeit und Flexibilität bei der Wahl der Stromquelle – angesichts stetig steigender Strompreise wird dieser Aspekt für viele Energieverbraucher immer wichtiger. Wer Elektrizität aus der eigenen Photovoltaikanlage bezieht und speichert, verringert damit die Abhängigkeit vom Stromanbieter. Energiespeichersysteme wie der „Resu6.4ex“ von LG Chem mit einer Speicherkapazität von 6,4 Kilowattstunden decken bereits heute den Bedarf eines durchschnittlichen Haushalts ab.
3. Ausgereifte Technik ermöglicht maximale Effizienz
Das Maximum aus der Photovoltaik-Anlage herausholen: Mithilfe von Energiespeichersystemen ist das heute kein Problem mehr. Grundlage sind neue Entwicklungen in der Lithium-Ionen-Technologie. Die Batteriesysteme wurden in den vergangenen Jahren unter anderem in Bezug auf die Energiedichte deutlich verbessert. Dank kosteneffizienter Produktionsmethoden bieten sie zudem ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein erfreulicher Effekt: Da der Preis für Li-Ion-Batterien sinkt, wächst der Markt für Energiespeichersysteme. LG Chem erwartet für 2016 sogar ein 70%iges Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr.
4. Neue Anreize durch staatliche Förderung
Gute Nachrichten für das PV- und ESS-Geschäft: Die staatliche Förderung KfW 275 durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau wird bis Ende 2018 verlängert. Im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbare Energien Speicher" entstehen neue Anreize für die Installation einer Photovoltaik-Anlage mit angeschlossenem Speichersystem. Neben zinsgünstigen Darlehen beinhaltet das Konzept Tilgungszuschüsse, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert werden.
5. Impulse für die Energiewende
Egal ob es um das Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die Energiewende insgesamt geht – eines ist klar: Regenerativen Energieträgern gehört die Zukunft. Laut einer Studie des Fraunhofer ISE soll der Anteil des Stroms aus Erneuerbaren Energien bis 2020 auf 20 % steigen. Eigenheimbesitzer sind zunehmend gefragt, die Wende zu begleiten und aktiv voranzutreiben. Die Installation von Energiespeichersystemen für den Heimverbrauch setzt in dem Konzept neue Impulse. Netzbetreiber kommen zunehmend in die Pflicht, umzudenken und in neue EE-Konzepte zu investieren.